Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

-- hohe Bäume beschatten den Eingang, auf der Seite dehnt sich
ein Park aus, saust fluchend bespühlt die Maas das nahe Ufer; mit
einem Worte, je mehr man sich den Fabrikanlagen nähert, um so
leichter kann man vergessen, wo man sich befindet, -- eine wahrhaft
idyllische Ruhe liegt ausgegossen über dem Eingänge, und wüßte
man es nicht, wahrlich man würde es nicht ahnen, so nahe bei dem
Lärmen und Hämmern eines Etablissements für Maschinenbau zu
stehen, welches als das größte und bedeutendste des Continents all"
gemein anerkannt ist.

Denn das große, palastähnliche, im Innern noch einen weiten,
viereckigen Hof einschließende Hauptgebäude, welches theils für Modell-
kammern in Beschlag genommen, theils zu Bureaur und zur Director-
wohnung benutzt ist, sondert den Eintretenden von den eigentlichen
Fabriken ab und hindert den Lärm und das Getöse derselben, bis
zu uns zu dringen. Es ist übrigens nicht leicht, auf rechtliche Weise
diesen Eingang zu überschreiten, d. h. zu der Besichtigung der Anstalt
zugelassen zu werden. Die Eigenschaft als Fremder, die in Belgien
Paläste und Museen, ja Privatsammlungen vor uns ausschließt,
reichr hier nicht mehr aus; -- der große Zudrang aller Na¬
tionen machte die Maßregel nöthig, die Thore allen nicht besonders
Begünstigten zu schließen Ich verdankte meine erste Zulassung der
Bekanntschaft mit einem Freunde Cockerill'ö, meine zweite der Ver¬
pflichtung, die ich übernommen, von meinem Besuche öffentlich Rechen-
schaft abzulegen. In dieser Eigenschaft ward ich auf das Freund¬
lichste empfangen, und ein Zögling übernahm es, mich zu begleiten
und mir auf meine Fragen Auskunft zu geben. Es befindet sich näm¬
lich in dem Etablissement eine Menge junger Leute aus England,
Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und selbst Nußland, die
sich dem einen oder andern Zweige des Maschinen- und Fabrikwesens
oder des Bergbaus widmen und sich hier aufhalten, um eine praktische
Ausbildung zu erlangen.

Herr Deppe, mein freundlicher Führer, war ein Belgier, wenn
schon seine Liebenswürdigkeit auf einen Franzosen, seine Gründlichkeit
auf einen Deutschen hätte schließen lassen.

An der Hand dieses Führers durcheilte ich nun die in langer
Reihe sich hinziehenden Ateliers, Schmieden, Hochöfen, Zimmer- und
Landungsplätze, ohne mich aufzuhalten, bis wir nach einem Marsche


— hohe Bäume beschatten den Eingang, auf der Seite dehnt sich
ein Park aus, saust fluchend bespühlt die Maas das nahe Ufer; mit
einem Worte, je mehr man sich den Fabrikanlagen nähert, um so
leichter kann man vergessen, wo man sich befindet, — eine wahrhaft
idyllische Ruhe liegt ausgegossen über dem Eingänge, und wüßte
man es nicht, wahrlich man würde es nicht ahnen, so nahe bei dem
Lärmen und Hämmern eines Etablissements für Maschinenbau zu
stehen, welches als das größte und bedeutendste des Continents all«
gemein anerkannt ist.

Denn das große, palastähnliche, im Innern noch einen weiten,
viereckigen Hof einschließende Hauptgebäude, welches theils für Modell-
kammern in Beschlag genommen, theils zu Bureaur und zur Director-
wohnung benutzt ist, sondert den Eintretenden von den eigentlichen
Fabriken ab und hindert den Lärm und das Getöse derselben, bis
zu uns zu dringen. Es ist übrigens nicht leicht, auf rechtliche Weise
diesen Eingang zu überschreiten, d. h. zu der Besichtigung der Anstalt
zugelassen zu werden. Die Eigenschaft als Fremder, die in Belgien
Paläste und Museen, ja Privatsammlungen vor uns ausschließt,
reichr hier nicht mehr aus; — der große Zudrang aller Na¬
tionen machte die Maßregel nöthig, die Thore allen nicht besonders
Begünstigten zu schließen Ich verdankte meine erste Zulassung der
Bekanntschaft mit einem Freunde Cockerill'ö, meine zweite der Ver¬
pflichtung, die ich übernommen, von meinem Besuche öffentlich Rechen-
schaft abzulegen. In dieser Eigenschaft ward ich auf das Freund¬
lichste empfangen, und ein Zögling übernahm es, mich zu begleiten
und mir auf meine Fragen Auskunft zu geben. Es befindet sich näm¬
lich in dem Etablissement eine Menge junger Leute aus England,
Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und selbst Nußland, die
sich dem einen oder andern Zweige des Maschinen- und Fabrikwesens
oder des Bergbaus widmen und sich hier aufhalten, um eine praktische
Ausbildung zu erlangen.

Herr Deppe, mein freundlicher Führer, war ein Belgier, wenn
schon seine Liebenswürdigkeit auf einen Franzosen, seine Gründlichkeit
auf einen Deutschen hätte schließen lassen.

An der Hand dieses Führers durcheilte ich nun die in langer
Reihe sich hinziehenden Ateliers, Schmieden, Hochöfen, Zimmer- und
Landungsplätze, ohne mich aufzuhalten, bis wir nach einem Marsche


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0154" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180713"/>
          <p xml:id="ID_340" prev="#ID_339"> &#x2014; hohe Bäume beschatten den Eingang, auf der Seite dehnt sich<lb/>
ein Park aus, saust fluchend bespühlt die Maas das nahe Ufer; mit<lb/>
einem Worte, je mehr man sich den Fabrikanlagen nähert, um so<lb/>
leichter kann man vergessen, wo man sich befindet, &#x2014; eine wahrhaft<lb/>
idyllische Ruhe liegt ausgegossen über dem Eingänge, und wüßte<lb/>
man es nicht, wahrlich man würde es nicht ahnen, so nahe bei dem<lb/>
Lärmen und Hämmern eines Etablissements für Maschinenbau zu<lb/>
stehen, welches als das größte und bedeutendste des Continents all«<lb/>
gemein anerkannt ist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_341"> Denn das große, palastähnliche, im Innern noch einen weiten,<lb/>
viereckigen Hof einschließende Hauptgebäude, welches theils für Modell-<lb/>
kammern in Beschlag genommen, theils zu Bureaur und zur Director-<lb/>
wohnung benutzt ist, sondert den Eintretenden von den eigentlichen<lb/>
Fabriken ab und hindert den Lärm und das Getöse derselben, bis<lb/>
zu uns zu dringen. Es ist übrigens nicht leicht, auf rechtliche Weise<lb/>
diesen Eingang zu überschreiten, d. h. zu der Besichtigung der Anstalt<lb/>
zugelassen zu werden. Die Eigenschaft als Fremder, die in Belgien<lb/>
Paläste und Museen, ja Privatsammlungen vor uns ausschließt,<lb/>
reichr hier nicht mehr aus; &#x2014; der große Zudrang aller Na¬<lb/>
tionen machte die Maßregel nöthig, die Thore allen nicht besonders<lb/>
Begünstigten zu schließen Ich verdankte meine erste Zulassung der<lb/>
Bekanntschaft mit einem Freunde Cockerill'ö, meine zweite der Ver¬<lb/>
pflichtung, die ich übernommen, von meinem Besuche öffentlich Rechen-<lb/>
schaft abzulegen. In dieser Eigenschaft ward ich auf das Freund¬<lb/>
lichste empfangen, und ein Zögling übernahm es, mich zu begleiten<lb/>
und mir auf meine Fragen Auskunft zu geben. Es befindet sich näm¬<lb/>
lich in dem Etablissement eine Menge junger Leute aus England,<lb/>
Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und selbst Nußland, die<lb/>
sich dem einen oder andern Zweige des Maschinen- und Fabrikwesens<lb/>
oder des Bergbaus widmen und sich hier aufhalten, um eine praktische<lb/>
Ausbildung zu erlangen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_342"> Herr Deppe, mein freundlicher Führer, war ein Belgier, wenn<lb/>
schon seine Liebenswürdigkeit auf einen Franzosen, seine Gründlichkeit<lb/>
auf einen Deutschen hätte schließen lassen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_343" next="#ID_344"> An der Hand dieses Führers durcheilte ich nun die in langer<lb/>
Reihe sich hinziehenden Ateliers, Schmieden, Hochöfen, Zimmer- und<lb/>
Landungsplätze, ohne mich aufzuhalten, bis wir nach einem Marsche</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0154] — hohe Bäume beschatten den Eingang, auf der Seite dehnt sich ein Park aus, saust fluchend bespühlt die Maas das nahe Ufer; mit einem Worte, je mehr man sich den Fabrikanlagen nähert, um so leichter kann man vergessen, wo man sich befindet, — eine wahrhaft idyllische Ruhe liegt ausgegossen über dem Eingänge, und wüßte man es nicht, wahrlich man würde es nicht ahnen, so nahe bei dem Lärmen und Hämmern eines Etablissements für Maschinenbau zu stehen, welches als das größte und bedeutendste des Continents all« gemein anerkannt ist. Denn das große, palastähnliche, im Innern noch einen weiten, viereckigen Hof einschließende Hauptgebäude, welches theils für Modell- kammern in Beschlag genommen, theils zu Bureaur und zur Director- wohnung benutzt ist, sondert den Eintretenden von den eigentlichen Fabriken ab und hindert den Lärm und das Getöse derselben, bis zu uns zu dringen. Es ist übrigens nicht leicht, auf rechtliche Weise diesen Eingang zu überschreiten, d. h. zu der Besichtigung der Anstalt zugelassen zu werden. Die Eigenschaft als Fremder, die in Belgien Paläste und Museen, ja Privatsammlungen vor uns ausschließt, reichr hier nicht mehr aus; — der große Zudrang aller Na¬ tionen machte die Maßregel nöthig, die Thore allen nicht besonders Begünstigten zu schließen Ich verdankte meine erste Zulassung der Bekanntschaft mit einem Freunde Cockerill'ö, meine zweite der Ver¬ pflichtung, die ich übernommen, von meinem Besuche öffentlich Rechen- schaft abzulegen. In dieser Eigenschaft ward ich auf das Freund¬ lichste empfangen, und ein Zögling übernahm es, mich zu begleiten und mir auf meine Fragen Auskunft zu geben. Es befindet sich näm¬ lich in dem Etablissement eine Menge junger Leute aus England, Deutschland, Holland, Frankreich, Italien und selbst Nußland, die sich dem einen oder andern Zweige des Maschinen- und Fabrikwesens oder des Bergbaus widmen und sich hier aufhalten, um eine praktische Ausbildung zu erlangen. Herr Deppe, mein freundlicher Führer, war ein Belgier, wenn schon seine Liebenswürdigkeit auf einen Franzosen, seine Gründlichkeit auf einen Deutschen hätte schließen lassen. An der Hand dieses Führers durcheilte ich nun die in langer Reihe sich hinziehenden Ateliers, Schmieden, Hochöfen, Zimmer- und Landungsplätze, ohne mich aufzuhalten, bis wir nach einem Marsche

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/154
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/154>, abgerufen am 23.12.2024.