Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.un-^..R'"'' .^^u's.' , Aus Berlin. Das Ober-Censurgericht. -- Herr Duncker auf Reisen. -- Herr ^vllmann und seine Rechtsfrage. -- Karl Blum und Fräulein v. Hagn. Es hätte nicht viel gefehlt, so würde" wir auch in Preußen eine un-^..R'"'' .^^u's.' , Aus Berlin. Das Ober-Censurgericht. — Herr Duncker auf Reisen. — Herr ^vllmann und seine Rechtsfrage. — Karl Blum und Fräulein v. Hagn. Es hätte nicht viel gefehlt, so würde» wir auch in Preußen eine <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0141" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180700"/> </div> <div n="2"> <head> un-^..R'"'' .^^u's.' ,<lb/> Aus Berlin.</head><lb/> <note type="argument"> Das Ober-Censurgericht. — Herr Duncker auf Reisen. — Herr ^vllmann und<lb/> seine Rechtsfrage. — Karl Blum und Fräulein v. Hagn.</note><lb/> <p xml:id="ID_313" next="#ID_314"> Es hätte nicht viel gefehlt, so würde» wir auch in Preußen eine<lb/> Art von Juliordonnanzen erlebt haben, durch welche die halbe Pre߬<lb/> freiheit, deren wir uns jetzt erfreuen, wieder ganz aufgehoben worden<lb/> wäre. Es war nämlich davon die Rede, daß unser Obcrcensurgerichl,<lb/> welches — so lange sein jetziger Präsident, der StaatSsecretär Bor¬<lb/> nemann, an dessen Spitze steht — als eine Garantie dafür betrachtet<lb/> wird, daß sich die Censur nicht wieder die alten willkürlichen Ueber-<lb/> griffe erlaube, nicht länger fortbestehen solle. Und zwar heißt es im<lb/> Publicum, daß die Weberaufstande in Schlesien, welche man unbe-<lb/> greiflicherweise den Einwirkungen der Presse beimifit, im Staatsmi-<lb/> nisterium den Antrag veranlaßt haben, das Obercensurgericht aufzu¬<lb/> heben, dessen freisinnigen Entscheidungen die Schuld beigemessen wird,<lb/> daß aufregende Zeitungsartikel und Broschüren nicht blos die Censur<lb/> passirten, sondern auch in die Weberdistricte kamen. Wir dürfen uns<lb/> Glück wünschen, daß diese Ansicht, die ein bloßes Symptom der Krank¬<lb/> heit mit der ihr zum Grunde liegenden Ursache verwechselt, im Staars-<lb/> ministerium nicht den Sieg davon getragen hat. Von der Presse läßt<lb/> sich dasselbe wie vom Wein sagen: „Sie erfindet nicht, sie plaudert<lb/> aus." Allerdings kann ein solches Ausplaudern unbequem, ja ver¬<lb/> letzend sein, aber man bessere nur, was dahinter steckt, und dann wird<lb/> auch kein Geheimniß mehr zu verrathen sein, welches das Tageslicht<lb/> zu scheuen braucht. — Unser Criminalpolizei-Director Duncker soll<lb/> vor einigen Tagen mit einer Mission, die mit der Weberangelegcnhcit<lb/> zusammenhängt, nach Schlesien und Böhmen abgereist sein. Wir glau¬<lb/> ben jedoch, auch das werde nicht zum Ziele führen. Herr Duncker ist<lb/> in seinem Genre gewiß ein nicht blos unentbehrlicher, sondern auch<lb/> in Deutschland von keinem Andern übertroffencr Mann. Aber die<lb/> armen Weber gehören gar nicht in den Bereich des Herrn Duncker.-<lb/> sie sind weder Verbrecher, noch Demagogen, sie sind ein leidiges Pro-<lb/> duct unserer gesellschaftlichen Einrichtungen, unserer Fabrications- und<lb/> Concurrenz-Zustände, sie sind Proletarier und Hungerleider. Keines<lb/> der dem modernen Staatsorganismus zu Gebot stehenden administra¬<lb/> tiven, gerichtlichen und militärischen Hilfsmittel hat sich bis jetzt noch<lb/> als ausreichend gezeigt, jenen Uebelständen abzuhelfen, und es bedarf<lb/> dazu, wo nicht einer völlig neuen Gesetzgebung, doch der Einführung<lb/> anderer Maßstäbe in die vom Staate ausgehende Vorsorge für seine<lb/> Angehörigen. Leider ist aber nicht zu hoffen, daß man zuerst in<lb/> Deutschland eine solche Reform vornehmen, daß man z. B. einen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0141]
un-^..R'"'' .^^u's.' ,
Aus Berlin.
Das Ober-Censurgericht. — Herr Duncker auf Reisen. — Herr ^vllmann und
seine Rechtsfrage. — Karl Blum und Fräulein v. Hagn.
Es hätte nicht viel gefehlt, so würde» wir auch in Preußen eine
Art von Juliordonnanzen erlebt haben, durch welche die halbe Pre߬
freiheit, deren wir uns jetzt erfreuen, wieder ganz aufgehoben worden
wäre. Es war nämlich davon die Rede, daß unser Obcrcensurgerichl,
welches — so lange sein jetziger Präsident, der StaatSsecretär Bor¬
nemann, an dessen Spitze steht — als eine Garantie dafür betrachtet
wird, daß sich die Censur nicht wieder die alten willkürlichen Ueber-
griffe erlaube, nicht länger fortbestehen solle. Und zwar heißt es im
Publicum, daß die Weberaufstande in Schlesien, welche man unbe-
greiflicherweise den Einwirkungen der Presse beimifit, im Staatsmi-
nisterium den Antrag veranlaßt haben, das Obercensurgericht aufzu¬
heben, dessen freisinnigen Entscheidungen die Schuld beigemessen wird,
daß aufregende Zeitungsartikel und Broschüren nicht blos die Censur
passirten, sondern auch in die Weberdistricte kamen. Wir dürfen uns
Glück wünschen, daß diese Ansicht, die ein bloßes Symptom der Krank¬
heit mit der ihr zum Grunde liegenden Ursache verwechselt, im Staars-
ministerium nicht den Sieg davon getragen hat. Von der Presse läßt
sich dasselbe wie vom Wein sagen: „Sie erfindet nicht, sie plaudert
aus." Allerdings kann ein solches Ausplaudern unbequem, ja ver¬
letzend sein, aber man bessere nur, was dahinter steckt, und dann wird
auch kein Geheimniß mehr zu verrathen sein, welches das Tageslicht
zu scheuen braucht. — Unser Criminalpolizei-Director Duncker soll
vor einigen Tagen mit einer Mission, die mit der Weberangelegcnhcit
zusammenhängt, nach Schlesien und Böhmen abgereist sein. Wir glau¬
ben jedoch, auch das werde nicht zum Ziele führen. Herr Duncker ist
in seinem Genre gewiß ein nicht blos unentbehrlicher, sondern auch
in Deutschland von keinem Andern übertroffencr Mann. Aber die
armen Weber gehören gar nicht in den Bereich des Herrn Duncker.-
sie sind weder Verbrecher, noch Demagogen, sie sind ein leidiges Pro-
duct unserer gesellschaftlichen Einrichtungen, unserer Fabrications- und
Concurrenz-Zustände, sie sind Proletarier und Hungerleider. Keines
der dem modernen Staatsorganismus zu Gebot stehenden administra¬
tiven, gerichtlichen und militärischen Hilfsmittel hat sich bis jetzt noch
als ausreichend gezeigt, jenen Uebelständen abzuhelfen, und es bedarf
dazu, wo nicht einer völlig neuen Gesetzgebung, doch der Einführung
anderer Maßstäbe in die vom Staate ausgehende Vorsorge für seine
Angehörigen. Leider ist aber nicht zu hoffen, daß man zuerst in
Deutschland eine solche Reform vornehmen, daß man z. B. einen
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