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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band.

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nen, als einen Studenten, der alle möglichen Kenntnisse besitzt; denn
die Bauernbmschm gerathen gewöhnlich besser als jene. Sie sind
von Haus aus schwere Arbeit gewohnt, an der wir das Jahr hin¬
durch einen ziemlichen Ueberfluß haben, -- sie sind mit der einfachen
militärischen Kost zufrieden, weil sie keine bessere, ja oft schlechtere
kennen gelernt haben, -- sie sind keine Ausläufer, weil sie die Un¬
terhaltungen der Städter nicht kennen, -- sie lernen fleißig, damit
sie ihren Kameraden nicht nachstehen, -- sie sind gehorsam und ehr¬
erbietig, weil sie ihre Vorgesetzten nicht übersehen, -- und werden
sie Korporale, so finden sie in dieser Beförderung eine genügende
Belohnung ihrer Mühen und sind zufrieden. -- Unter den Studen¬
ten geräth selten Einer! -- Der Student ist arbeitscheu und jeder
körperlichen Anstrengung abhold, -- die Kost behagt ihm nicht, weil
er schon Leckerbissen genascht hat, -- er benützt seine freien Stunden
nicht zum Erlernen der Artilleriewissenschaften, denn er verläßt sich
auf sein Talent, -- er karessirt, weil er schon die Gifte der feineren
Welt kennt, -- er macht sich über seine Vorgesetzten lustig, wo er
kann/weil er einige unnütze Wissenschaften im Kopfe stecken hat, die
wir nicht brauchen, -- er wird dann gestraft, -- und wird er ge¬
straft, so wird er Nichts, das weiß er,--folglich wird er ein Lump!
Gesetzt aber, es bringt's Einer bis zum Korporal, so kann man diese
sentimentalen Menschen nicht einmal zum Prügeln brauchen, was
doch jeder Korporal thun muß. -- Kurzum, sie taugen Nichts! Wir
brauchen keine gelehrten Leute, -- wir ziehen uns unsere Leute selbst,
und nur bei uns lernt Einer, was er zu wissen braucht und was
ihn vorwärts bringt; wohingegen die Studenten nur Schwindeleien
und hohe Ansichten mitbringen, mit denen sie Andere anstecken und
unter welchen sie selbst zu Grunde gehen! -- Die Bildung muß von
unten und stufenweise ausgehen. Wehe dem Staate, wo der Untergebene
gescheidter ist, als der Vorgesetzte! -- Ueberlegen Sie Dieses, was
ich Ihnen hier wohlmeinend sage, und prüfen Sie sich, ob Sie den
Muth haben, besser zu werden, als die Studenten in meinem Regi¬
ment-! Nach acht Tagen, fuhr der Oberst fort, wenn es Ihr Ernst
ist, kommen Sie wieder!--Nach dieser Anrede trat ich mit dem Regi¬
mentsadjutanten ab, der mir unterwegs lächelnd sagte - Der Herr
Oberst hat Ihnen die Hölle recht heiß gemacht, es ist aber bei Wei-


nen, als einen Studenten, der alle möglichen Kenntnisse besitzt; denn
die Bauernbmschm gerathen gewöhnlich besser als jene. Sie sind
von Haus aus schwere Arbeit gewohnt, an der wir das Jahr hin¬
durch einen ziemlichen Ueberfluß haben, — sie sind mit der einfachen
militärischen Kost zufrieden, weil sie keine bessere, ja oft schlechtere
kennen gelernt haben, — sie sind keine Ausläufer, weil sie die Un¬
terhaltungen der Städter nicht kennen, — sie lernen fleißig, damit
sie ihren Kameraden nicht nachstehen, — sie sind gehorsam und ehr¬
erbietig, weil sie ihre Vorgesetzten nicht übersehen, — und werden
sie Korporale, so finden sie in dieser Beförderung eine genügende
Belohnung ihrer Mühen und sind zufrieden. — Unter den Studen¬
ten geräth selten Einer! — Der Student ist arbeitscheu und jeder
körperlichen Anstrengung abhold, — die Kost behagt ihm nicht, weil
er schon Leckerbissen genascht hat, — er benützt seine freien Stunden
nicht zum Erlernen der Artilleriewissenschaften, denn er verläßt sich
auf sein Talent, — er karessirt, weil er schon die Gifte der feineren
Welt kennt, — er macht sich über seine Vorgesetzten lustig, wo er
kann/weil er einige unnütze Wissenschaften im Kopfe stecken hat, die
wir nicht brauchen, — er wird dann gestraft, — und wird er ge¬
straft, so wird er Nichts, das weiß er,—folglich wird er ein Lump!
Gesetzt aber, es bringt's Einer bis zum Korporal, so kann man diese
sentimentalen Menschen nicht einmal zum Prügeln brauchen, was
doch jeder Korporal thun muß. — Kurzum, sie taugen Nichts! Wir
brauchen keine gelehrten Leute, — wir ziehen uns unsere Leute selbst,
und nur bei uns lernt Einer, was er zu wissen braucht und was
ihn vorwärts bringt; wohingegen die Studenten nur Schwindeleien
und hohe Ansichten mitbringen, mit denen sie Andere anstecken und
unter welchen sie selbst zu Grunde gehen! — Die Bildung muß von
unten und stufenweise ausgehen. Wehe dem Staate, wo der Untergebene
gescheidter ist, als der Vorgesetzte! — Ueberlegen Sie Dieses, was
ich Ihnen hier wohlmeinend sage, und prüfen Sie sich, ob Sie den
Muth haben, besser zu werden, als die Studenten in meinem Regi¬
ment-! Nach acht Tagen, fuhr der Oberst fort, wenn es Ihr Ernst
ist, kommen Sie wieder!—Nach dieser Anrede trat ich mit dem Regi¬
mentsadjutanten ab, der mir unterwegs lächelnd sagte - Der Herr
Oberst hat Ihnen die Hölle recht heiß gemacht, es ist aber bei Wei-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, II. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_180558/12>, abgerufen am 23.12.2024.