Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

Leben und seine Thätigkeit, von einem gesetzlichen Zustande geregelt,
haben; sie zeigen in ihrer Ausführung eine eben so poetische und
sinnvolle, als würdige und edle Auffassung. Die jungen Maler in
Bendemann'ö Atelier können zu großen Erwartungen berechtigen.
Netz, der eben damit beschäftigt ist, eine Szene aus dem Bauern¬
kriege für den Halberstädter Kunstverein zu malen, -- Helfenstein
wird von den Bauern aus seiner Burg fortgeschleppt -- ein Bild,
das sich durch Kraft des Allsdrucks und schöne Charakteristik aus¬
zeichnet; Fröhlich und D en n e, der wahrhaft geniale Anlagen hat,
und dessen Skizzen namentlich voll Poesie sind; er hat eben die kleine
Mär^nerzählerin im Bilde vollcnvet, das in seiner reizenden Er¬
findung den freudigsten Eindruck auf den Beschauer macht. Der
dritte ist Schur ig, der eben an einem historischen Bilde, Siegfried
und Chrie!ahnte, malt. Von Hübner'S Schülern ist nur der talent-
volle Aker. v. Weber, ein Sohn deS berühmten Komponisten, bekannt/
Seit einiger Zeit ist auch Gönne, ein geborner Dresdener, von Ber¬
lin wieder hergezogen; dieser junge Mann hatte eine Räubcrszcne
auf der letzten Kunstausstellung gegeben, die durch meisterhafte Con¬
ception und Ausführung ihm schnell einen Namen gemacht hat; Ken-
ner lassen dieses Gemälde als eines der ersten unserer Zeit
gelten. -- Dresden kann sich rühmen, zwei der allsgezeichnetsten pla¬
stischen Künstler zu besitzen, die Bildhauer Rietschel und Hähnel;
über die Werke Beider, namentlich über den BckehrungSzug und den
Beethoven des Letzteren ist jedoch in neuerer Zeit so viel die Rede
gewesen, daß ich mich nicht versucht fühlen kaun, darüber hier noch
ein Weiteres zu sagen. Professor Rietschel hat das Modell zu einer
vom landwirthschaftlichen Verein für Leipzig bestimmten Statue Thaer'6
gefertigt, doch kommt die Statue vor der Hand noch nicht zur Aus¬
führung, da das nöthige Geld dazu noch nicht ganz zusammengekommen
ist. Hähnel ist eben mit Ausführung der zu der Beethoven-Statue
gehörigen Basreliefs beschäftigt und soll ebenfalls wieder fremdwärtS
her einen großen, ihn sehr ehrenden "euer Auftrag erhalten haben.
-- Professor Semper, der Erbauer unseres Theaters und der Syna¬
goge, ist hier in neuerer Zeit für seine Kräfte nicht angemessen und
genügend beschäftigt worden; sein neuestes Werk ist der gothische
Brunnen auf dem PostPlatz, der unserer an öffentlichen Denkmälern
nicht eben sehr reichen Stadt zur vorzüglichen Zierde gereicht. Jetzt


Leben und seine Thätigkeit, von einem gesetzlichen Zustande geregelt,
haben; sie zeigen in ihrer Ausführung eine eben so poetische und
sinnvolle, als würdige und edle Auffassung. Die jungen Maler in
Bendemann'ö Atelier können zu großen Erwartungen berechtigen.
Netz, der eben damit beschäftigt ist, eine Szene aus dem Bauern¬
kriege für den Halberstädter Kunstverein zu malen, — Helfenstein
wird von den Bauern aus seiner Burg fortgeschleppt — ein Bild,
das sich durch Kraft des Allsdrucks und schöne Charakteristik aus¬
zeichnet; Fröhlich und D en n e, der wahrhaft geniale Anlagen hat,
und dessen Skizzen namentlich voll Poesie sind; er hat eben die kleine
Mär^nerzählerin im Bilde vollcnvet, das in seiner reizenden Er¬
findung den freudigsten Eindruck auf den Beschauer macht. Der
dritte ist Schur ig, der eben an einem historischen Bilde, Siegfried
und Chrie!ahnte, malt. Von Hübner'S Schülern ist nur der talent-
volle Aker. v. Weber, ein Sohn deS berühmten Komponisten, bekannt/
Seit einiger Zeit ist auch Gönne, ein geborner Dresdener, von Ber¬
lin wieder hergezogen; dieser junge Mann hatte eine Räubcrszcne
auf der letzten Kunstausstellung gegeben, die durch meisterhafte Con¬
ception und Ausführung ihm schnell einen Namen gemacht hat; Ken-
ner lassen dieses Gemälde als eines der ersten unserer Zeit
gelten. — Dresden kann sich rühmen, zwei der allsgezeichnetsten pla¬
stischen Künstler zu besitzen, die Bildhauer Rietschel und Hähnel;
über die Werke Beider, namentlich über den BckehrungSzug und den
Beethoven des Letzteren ist jedoch in neuerer Zeit so viel die Rede
gewesen, daß ich mich nicht versucht fühlen kaun, darüber hier noch
ein Weiteres zu sagen. Professor Rietschel hat das Modell zu einer
vom landwirthschaftlichen Verein für Leipzig bestimmten Statue Thaer'6
gefertigt, doch kommt die Statue vor der Hand noch nicht zur Aus¬
führung, da das nöthige Geld dazu noch nicht ganz zusammengekommen
ist. Hähnel ist eben mit Ausführung der zu der Beethoven-Statue
gehörigen Basreliefs beschäftigt und soll ebenfalls wieder fremdwärtS
her einen großen, ihn sehr ehrenden «euer Auftrag erhalten haben.
— Professor Semper, der Erbauer unseres Theaters und der Syna¬
goge, ist hier in neuerer Zeit für seine Kräfte nicht angemessen und
genügend beschäftigt worden; sein neuestes Werk ist der gothische
Brunnen auf dem PostPlatz, der unserer an öffentlichen Denkmälern
nicht eben sehr reichen Stadt zur vorzüglichen Zierde gereicht. Jetzt


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0099" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179812"/>
          <p xml:id="ID_288" prev="#ID_287" next="#ID_289"> Leben und seine Thätigkeit, von einem gesetzlichen Zustande geregelt,<lb/>
haben; sie zeigen in ihrer Ausführung eine eben so poetische und<lb/>
sinnvolle, als würdige und edle Auffassung. Die jungen Maler in<lb/>
Bendemann'ö Atelier können zu großen Erwartungen berechtigen.<lb/>
Netz, der eben damit beschäftigt ist, eine Szene aus dem Bauern¬<lb/>
kriege für den Halberstädter Kunstverein zu malen, &#x2014; Helfenstein<lb/>
wird von den Bauern aus seiner Burg fortgeschleppt &#x2014; ein Bild,<lb/>
das sich durch Kraft des Allsdrucks und schöne Charakteristik aus¬<lb/>
zeichnet; Fröhlich und D en n e, der wahrhaft geniale Anlagen hat,<lb/>
und dessen Skizzen namentlich voll Poesie sind; er hat eben die kleine<lb/>
Mär^nerzählerin im Bilde vollcnvet, das in seiner reizenden Er¬<lb/>
findung den freudigsten Eindruck auf den Beschauer macht. Der<lb/>
dritte ist Schur ig, der eben an einem historischen Bilde, Siegfried<lb/>
und Chrie!ahnte, malt. Von Hübner'S Schülern ist nur der talent-<lb/>
volle Aker. v. Weber, ein Sohn deS berühmten Komponisten, bekannt/<lb/>
Seit einiger Zeit ist auch Gönne, ein geborner Dresdener, von Ber¬<lb/>
lin wieder hergezogen; dieser junge Mann hatte eine Räubcrszcne<lb/>
auf der letzten Kunstausstellung gegeben, die durch meisterhafte Con¬<lb/>
ception und Ausführung ihm schnell einen Namen gemacht hat; Ken-<lb/>
ner lassen dieses Gemälde als eines der ersten unserer Zeit<lb/>
gelten. &#x2014; Dresden kann sich rühmen, zwei der allsgezeichnetsten pla¬<lb/>
stischen Künstler zu besitzen, die Bildhauer Rietschel und Hähnel;<lb/>
über die Werke Beider, namentlich über den BckehrungSzug und den<lb/>
Beethoven des Letzteren ist jedoch in neuerer Zeit so viel die Rede<lb/>
gewesen, daß ich mich nicht versucht fühlen kaun, darüber hier noch<lb/>
ein Weiteres zu sagen. Professor Rietschel hat das Modell zu einer<lb/>
vom landwirthschaftlichen Verein für Leipzig bestimmten Statue Thaer'6<lb/>
gefertigt, doch kommt die Statue vor der Hand noch nicht zur Aus¬<lb/>
führung, da das nöthige Geld dazu noch nicht ganz zusammengekommen<lb/>
ist. Hähnel ist eben mit Ausführung der zu der Beethoven-Statue<lb/>
gehörigen Basreliefs beschäftigt und soll ebenfalls wieder fremdwärtS<lb/>
her einen großen, ihn sehr ehrenden «euer Auftrag erhalten haben.<lb/>
&#x2014; Professor Semper, der Erbauer unseres Theaters und der Syna¬<lb/>
goge, ist hier in neuerer Zeit für seine Kräfte nicht angemessen und<lb/>
genügend beschäftigt worden; sein neuestes Werk ist der gothische<lb/>
Brunnen auf dem PostPlatz, der unserer an öffentlichen Denkmälern<lb/>
nicht eben sehr reichen Stadt zur vorzüglichen Zierde gereicht. Jetzt</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0099] Leben und seine Thätigkeit, von einem gesetzlichen Zustande geregelt, haben; sie zeigen in ihrer Ausführung eine eben so poetische und sinnvolle, als würdige und edle Auffassung. Die jungen Maler in Bendemann'ö Atelier können zu großen Erwartungen berechtigen. Netz, der eben damit beschäftigt ist, eine Szene aus dem Bauern¬ kriege für den Halberstädter Kunstverein zu malen, — Helfenstein wird von den Bauern aus seiner Burg fortgeschleppt — ein Bild, das sich durch Kraft des Allsdrucks und schöne Charakteristik aus¬ zeichnet; Fröhlich und D en n e, der wahrhaft geniale Anlagen hat, und dessen Skizzen namentlich voll Poesie sind; er hat eben die kleine Mär^nerzählerin im Bilde vollcnvet, das in seiner reizenden Er¬ findung den freudigsten Eindruck auf den Beschauer macht. Der dritte ist Schur ig, der eben an einem historischen Bilde, Siegfried und Chrie!ahnte, malt. Von Hübner'S Schülern ist nur der talent- volle Aker. v. Weber, ein Sohn deS berühmten Komponisten, bekannt/ Seit einiger Zeit ist auch Gönne, ein geborner Dresdener, von Ber¬ lin wieder hergezogen; dieser junge Mann hatte eine Räubcrszcne auf der letzten Kunstausstellung gegeben, die durch meisterhafte Con¬ ception und Ausführung ihm schnell einen Namen gemacht hat; Ken- ner lassen dieses Gemälde als eines der ersten unserer Zeit gelten. — Dresden kann sich rühmen, zwei der allsgezeichnetsten pla¬ stischen Künstler zu besitzen, die Bildhauer Rietschel und Hähnel; über die Werke Beider, namentlich über den BckehrungSzug und den Beethoven des Letzteren ist jedoch in neuerer Zeit so viel die Rede gewesen, daß ich mich nicht versucht fühlen kaun, darüber hier noch ein Weiteres zu sagen. Professor Rietschel hat das Modell zu einer vom landwirthschaftlichen Verein für Leipzig bestimmten Statue Thaer'6 gefertigt, doch kommt die Statue vor der Hand noch nicht zur Aus¬ führung, da das nöthige Geld dazu noch nicht ganz zusammengekommen ist. Hähnel ist eben mit Ausführung der zu der Beethoven-Statue gehörigen Basreliefs beschäftigt und soll ebenfalls wieder fremdwärtS her einen großen, ihn sehr ehrenden «euer Auftrag erhalten haben. — Professor Semper, der Erbauer unseres Theaters und der Syna¬ goge, ist hier in neuerer Zeit für seine Kräfte nicht angemessen und genügend beschäftigt worden; sein neuestes Werk ist der gothische Brunnen auf dem PostPlatz, der unserer an öffentlichen Denkmälern nicht eben sehr reichen Stadt zur vorzüglichen Zierde gereicht. Jetzt

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/99
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/99>, abgerufen am 23.12.2024.