Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Männerstimmen ansprechende Compositionen vortrugen, so wenig war lV. Notizen. Nikolaus in Braunschweig. -- Lürtich. -- O'Connell und Jordan. -- Berich¬ tigungen.-- Das junge China. -- Türkische Grciuel und christliche Diplomatie. -- Wir Deutschen sind ein empfängliches Volk. In "bstr-u^o Männerstimmen ansprechende Compositionen vortrugen, so wenig war lV. Notizen. Nikolaus in Braunschweig. — Lürtich. — O'Connell und Jordan. — Berich¬ tigungen.— Das junge China. — Türkische Grciuel und christliche Diplomatie. — Wir Deutschen sind ein empfängliches Volk. In »bstr-u^o <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0804" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180517"/> <p xml:id="ID_2059" prev="#ID_2058"> Männerstimmen ansprechende Compositionen vortrugen, so wenig war<lb/> die Veranstaltung doch, was sie zu sein vorgab, der Würde des Mu¬<lb/> sikfestes entsprechend. Das Getreide und Gewirre eines öffentlichen<lb/> Ortes und das Klappern der Kaffeetassen wollen sich dazu nicht Schil-<lb/> ler. Am Ende thut das für die Wirkung beim Musikfest Gewesenen<lb/> eben so viel nicht; sie erfahren wohl den rechten Grund solchen Be¬<lb/> ginnens, amüstren sich dabei und vergessen das Nebending. Allein<lb/> nach Außen nimmt sich solcher kleinlicher Hader traurig aus. Die Ver¬<lb/> herrlichung der Kunst ist das Ziel eines so künstlerisch bedeutsamen<lb/> Festes und da geben sich in Köln selbst Kunstfreunde solcher erbärm¬<lb/> lichen Eifersüchtelei hin über eine der zweckmäßigsten Veranstaltungen,<lb/> die seit der Stiftung unserer Musikfeste getroffen worden ist! Aber<lb/> ihre Umtriebe haben der Herrlichkeit des Festes doch keinen Eintrag<lb/> gethan; die Energie des städtischen Kapellmeisters H. Dorn, des Di¬<lb/> rigenten des Festes, wußte die mehr als sechshundert Sänger und<lb/> Instrumente, welche zusammenwirkten, zur einmüthigsten Erecution<lb/> der schwierigsten Tonwerke, von denen wieder Beethoven's Missa ei¬<lb/> nes der schwierigsten ist, zu beseelen, und vor der Meisterschaft des<lb/> Erfolgs ist glücklicherweise alle Einrede und alle Mißliebigkeit elen¬<lb/> diglich zu Schanden geworden.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> lV.<lb/> Notizen.</head><lb/> <note type="argument"> Nikolaus in Braunschweig. — Lürtich. — O'Connell und Jordan. — Berich¬<lb/> tigungen.— Das junge China. — Türkische Grciuel und christliche Diplomatie.</note><lb/> <p xml:id="ID_2060" next="#ID_2061"> — Wir Deutschen sind ein empfängliches Volk. In »bstr-u^o<lb/> fressen wir Welsche und Slaven, daß es ein Grauen ist, aber ein<lb/> Mächtiger, woher immer, darf sich nur zeigen, um bei Tausenden<lb/> nicht blos gerechte Bewunderung, sondern dienstwillige Anbetung zu<lb/> finden. Ja, man ließe sich von einem Solchen unterjochen, damit er<lb/> nur nicht glaube, wir wüßten seine Größe nicht zu würdigen. Viele<lb/> thun jetzt empört über die Vergötterung, die Napoleon bei uns er¬<lb/> fuhr, als er der Herr Europas war; das Traurigste ist, daß Napo¬<lb/> leon eben so gut von Osten hätte kommen dürfen, ohne den Triumph¬<lb/> wagen der Revolution, ohne ein Gefolge heilsamer Reformen, und er<lb/> wäre vielleicht von Denselben, die jetzt mit nationalem Hasse seines<lb/> Namens prahlen, wie ein gottgesandter Herrscher aufgenommen wor¬<lb/> den. Czar Nikolaus reicht lange nicht an den Schatten des großen<lb/> Eorfen, allein er ist ein großmächtiger Herr, ein energischer Souve¬<lb/> rän, der, ungleich den anderen Monarchen, „die Nacht am Fußboden<lb/> auf Strohdecken verbringt"; und stehe da, er kann nicht durch Deutsch¬<lb/> land reisen, jenes Deutschland, wo man endlich die Pentarchie zu be-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0804]
Männerstimmen ansprechende Compositionen vortrugen, so wenig war
die Veranstaltung doch, was sie zu sein vorgab, der Würde des Mu¬
sikfestes entsprechend. Das Getreide und Gewirre eines öffentlichen
Ortes und das Klappern der Kaffeetassen wollen sich dazu nicht Schil-
ler. Am Ende thut das für die Wirkung beim Musikfest Gewesenen
eben so viel nicht; sie erfahren wohl den rechten Grund solchen Be¬
ginnens, amüstren sich dabei und vergessen das Nebending. Allein
nach Außen nimmt sich solcher kleinlicher Hader traurig aus. Die Ver¬
herrlichung der Kunst ist das Ziel eines so künstlerisch bedeutsamen
Festes und da geben sich in Köln selbst Kunstfreunde solcher erbärm¬
lichen Eifersüchtelei hin über eine der zweckmäßigsten Veranstaltungen,
die seit der Stiftung unserer Musikfeste getroffen worden ist! Aber
ihre Umtriebe haben der Herrlichkeit des Festes doch keinen Eintrag
gethan; die Energie des städtischen Kapellmeisters H. Dorn, des Di¬
rigenten des Festes, wußte die mehr als sechshundert Sänger und
Instrumente, welche zusammenwirkten, zur einmüthigsten Erecution
der schwierigsten Tonwerke, von denen wieder Beethoven's Missa ei¬
nes der schwierigsten ist, zu beseelen, und vor der Meisterschaft des
Erfolgs ist glücklicherweise alle Einrede und alle Mißliebigkeit elen¬
diglich zu Schanden geworden.
lV.
Notizen.
Nikolaus in Braunschweig. — Lürtich. — O'Connell und Jordan. — Berich¬
tigungen.— Das junge China. — Türkische Grciuel und christliche Diplomatie.
— Wir Deutschen sind ein empfängliches Volk. In »bstr-u^o
fressen wir Welsche und Slaven, daß es ein Grauen ist, aber ein
Mächtiger, woher immer, darf sich nur zeigen, um bei Tausenden
nicht blos gerechte Bewunderung, sondern dienstwillige Anbetung zu
finden. Ja, man ließe sich von einem Solchen unterjochen, damit er
nur nicht glaube, wir wüßten seine Größe nicht zu würdigen. Viele
thun jetzt empört über die Vergötterung, die Napoleon bei uns er¬
fuhr, als er der Herr Europas war; das Traurigste ist, daß Napo¬
leon eben so gut von Osten hätte kommen dürfen, ohne den Triumph¬
wagen der Revolution, ohne ein Gefolge heilsamer Reformen, und er
wäre vielleicht von Denselben, die jetzt mit nationalem Hasse seines
Namens prahlen, wie ein gottgesandter Herrscher aufgenommen wor¬
den. Czar Nikolaus reicht lange nicht an den Schatten des großen
Eorfen, allein er ist ein großmächtiger Herr, ein energischer Souve¬
rän, der, ungleich den anderen Monarchen, „die Nacht am Fußboden
auf Strohdecken verbringt"; und stehe da, er kann nicht durch Deutsch¬
land reisen, jenes Deutschland, wo man endlich die Pentarchie zu be-
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |