mals in großer Gunst standen, sind gleichsam das Erbe und Eigen¬ thum des l'tMtro drinne!", zu dem das Odeon einen Anhang für die Komödie bildet. Ein Repertoire, welches aus allen Meisterstücken der französischen Literatur besteht, sichert der ersten französischen Bühne die Suprematie über die anderen Theater. Eine Stufe niedriger und für minder gebildete Geister berechnet steht das Theater av in, <Z:ut"z und I'ctmdixn comis>ne, welche sich mit dem Melodrama beschäfti¬ gen, dann die V^ri^s und das Vimäeville, welche sür das Genre bestimmt sind, das dem letzteren seinen Namen gegeben hat; ferner duldet man die 1>ordo 8t. Nurtln für das Drama und ländliche Ballet und den iüirliue olimpiaue für Reitübungen, pantomimische Dar¬ stellungen mit Pferden. Die Theater zweiten Ranges sind sich selbst überlassen, die Privatindustrie, welche sie auf ihre Gefahr und Kosten erhält, ist der Onvra tributpflichtig, welcher sie ein Zwanzigstel ihrer Einnahmen zahlen muß; die großen Theater allein sind eines Schuz- zeS würdig erachtet und unter die Vormundschaft eines Oberinten¬ danten gestellt, welcher beauftragt ist, sür das Blühen der Dramati¬ schen Kunst, wie für das Wohl Derer zu sorgen, welche zum Ver¬ gnügen des Publicums beitragen.
Unter diesem Regime war das Theater blühend, die lyrische Kunst rief allerdings damals noch nicht jenen ausschließlichen Enthu¬ siasmus hervor, an den Rossini später die Franzosen gewöhnen sollte ; die O^ol-it legte dem Staate schwere Aufgaben aus, trotz der verschie¬ denen Vortheile, welche ihr vorbehalten waren; die Italiener, deren Talente schon damals voll aufgeklärten Kennern gehörig gewürdigt wurden, erfreuten sich noch nicht deö Beifalls, welchen sie später er¬ rangen; aber die komische Oper machte daS Glück der Gesellschaft, welche sie ausbeutete, sie brachte dem Publicum so geschickte Schau¬ spieler vor Augen, daß man kaum bemerken konnte, sie seien zu glei¬ cher Zeit auch geschickte Sänger. Was das er""?ais be¬ trifft, so ist das zu jener Zeit unbestritten das erste Theater der Welt; der Kaiser hielt es nicht für unwürdig, dem Glänze seines ei¬ genen Ruhmes den Schmuck der nationalen Kunst hinzuzuthun und in jeder durch die französischen Waffen eroberten Hauptstadt lud er Europa zur Schaustellung der Meisterstücke ein, welche dem franzö fischen Geiste am meisten Ehre machen. Das Odeon, dessen Unter¬ nehmung Picard leitete, bringt die Lächerlichkeiten der neuen franzö-
mals in großer Gunst standen, sind gleichsam das Erbe und Eigen¬ thum des l'tMtro drinne!«, zu dem das Odeon einen Anhang für die Komödie bildet. Ein Repertoire, welches aus allen Meisterstücken der französischen Literatur besteht, sichert der ersten französischen Bühne die Suprematie über die anderen Theater. Eine Stufe niedriger und für minder gebildete Geister berechnet steht das Theater av in, <Z:ut»z und I'ctmdixn comis>ne, welche sich mit dem Melodrama beschäfti¬ gen, dann die V^ri^s und das Vimäeville, welche sür das Genre bestimmt sind, das dem letzteren seinen Namen gegeben hat; ferner duldet man die 1>ordo 8t. Nurtln für das Drama und ländliche Ballet und den iüirliue olimpiaue für Reitübungen, pantomimische Dar¬ stellungen mit Pferden. Die Theater zweiten Ranges sind sich selbst überlassen, die Privatindustrie, welche sie auf ihre Gefahr und Kosten erhält, ist der Onvra tributpflichtig, welcher sie ein Zwanzigstel ihrer Einnahmen zahlen muß; die großen Theater allein sind eines Schuz- zeS würdig erachtet und unter die Vormundschaft eines Oberinten¬ danten gestellt, welcher beauftragt ist, sür das Blühen der Dramati¬ schen Kunst, wie für das Wohl Derer zu sorgen, welche zum Ver¬ gnügen des Publicums beitragen.
Unter diesem Regime war das Theater blühend, die lyrische Kunst rief allerdings damals noch nicht jenen ausschließlichen Enthu¬ siasmus hervor, an den Rossini später die Franzosen gewöhnen sollte ; die O^ol-it legte dem Staate schwere Aufgaben aus, trotz der verschie¬ denen Vortheile, welche ihr vorbehalten waren; die Italiener, deren Talente schon damals voll aufgeklärten Kennern gehörig gewürdigt wurden, erfreuten sich noch nicht deö Beifalls, welchen sie später er¬ rangen; aber die komische Oper machte daS Glück der Gesellschaft, welche sie ausbeutete, sie brachte dem Publicum so geschickte Schau¬ spieler vor Augen, daß man kaum bemerken konnte, sie seien zu glei¬ cher Zeit auch geschickte Sänger. Was das er»»?ais be¬ trifft, so ist das zu jener Zeit unbestritten das erste Theater der Welt; der Kaiser hielt es nicht für unwürdig, dem Glänze seines ei¬ genen Ruhmes den Schmuck der nationalen Kunst hinzuzuthun und in jeder durch die französischen Waffen eroberten Hauptstadt lud er Europa zur Schaustellung der Meisterstücke ein, welche dem franzö fischen Geiste am meisten Ehre machen. Das Odeon, dessen Unter¬ nehmung Picard leitete, bringt die Lächerlichkeiten der neuen franzö-
<TEI><text><body><div><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0780"corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180493"/><pxml:id="ID_2013"prev="#ID_2012"> mals in großer Gunst standen, sind gleichsam das Erbe und Eigen¬<lb/>
thum des l'tMtro drinne!«, zu dem das Odeon einen Anhang für<lb/>
die Komödie bildet. Ein Repertoire, welches aus allen Meisterstücken<lb/>
der französischen Literatur besteht, sichert der ersten französischen Bühne<lb/>
die Suprematie über die anderen Theater. Eine Stufe niedriger und<lb/>
für minder gebildete Geister berechnet steht das Theater av in, <Z:ut»z<lb/>
und I'ctmdixn comis>ne, welche sich mit dem Melodrama beschäfti¬<lb/>
gen, dann die V^ri^s und das Vimäeville, welche sür das Genre<lb/>
bestimmt sind, das dem letzteren seinen Namen gegeben hat; ferner<lb/>
duldet man die 1>ordo 8t. Nurtln für das Drama und ländliche<lb/>
Ballet und den iüirliue olimpiaue für Reitübungen, pantomimische Dar¬<lb/>
stellungen mit Pferden. Die Theater zweiten Ranges sind sich selbst<lb/>
überlassen, die Privatindustrie, welche sie auf ihre Gefahr und Kosten<lb/>
erhält, ist der Onvra tributpflichtig, welcher sie ein Zwanzigstel ihrer<lb/>
Einnahmen zahlen muß; die großen Theater allein sind eines Schuz-<lb/>
zeS würdig erachtet und unter die Vormundschaft eines Oberinten¬<lb/>
danten gestellt, welcher beauftragt ist, sür das Blühen der Dramati¬<lb/>
schen Kunst, wie für das Wohl Derer zu sorgen, welche zum Ver¬<lb/>
gnügen des Publicums beitragen.</p><lb/><pxml:id="ID_2014"next="#ID_2015"> Unter diesem Regime war das Theater blühend, die lyrische<lb/>
Kunst rief allerdings damals noch nicht jenen ausschließlichen Enthu¬<lb/>
siasmus hervor, an den Rossini später die Franzosen gewöhnen sollte ;<lb/>
die O^ol-it legte dem Staate schwere Aufgaben aus, trotz der verschie¬<lb/>
denen Vortheile, welche ihr vorbehalten waren; die Italiener, deren<lb/>
Talente schon damals voll aufgeklärten Kennern gehörig gewürdigt<lb/>
wurden, erfreuten sich noch nicht deö Beifalls, welchen sie später er¬<lb/>
rangen; aber die komische Oper machte daS Glück der Gesellschaft,<lb/>
welche sie ausbeutete, sie brachte dem Publicum so geschickte Schau¬<lb/>
spieler vor Augen, daß man kaum bemerken konnte, sie seien zu glei¬<lb/>
cher Zeit auch geschickte Sänger. Was das er»»?ais be¬<lb/>
trifft, so ist das zu jener Zeit unbestritten das erste Theater der<lb/>
Welt; der Kaiser hielt es nicht für unwürdig, dem Glänze seines ei¬<lb/>
genen Ruhmes den Schmuck der nationalen Kunst hinzuzuthun und<lb/>
in jeder durch die französischen Waffen eroberten Hauptstadt lud er<lb/>
Europa zur Schaustellung der Meisterstücke ein, welche dem franzö<lb/>
fischen Geiste am meisten Ehre machen. Das Odeon, dessen Unter¬<lb/>
nehmung Picard leitete, bringt die Lächerlichkeiten der neuen franzö-</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[0780]
mals in großer Gunst standen, sind gleichsam das Erbe und Eigen¬
thum des l'tMtro drinne!«, zu dem das Odeon einen Anhang für
die Komödie bildet. Ein Repertoire, welches aus allen Meisterstücken
der französischen Literatur besteht, sichert der ersten französischen Bühne
die Suprematie über die anderen Theater. Eine Stufe niedriger und
für minder gebildete Geister berechnet steht das Theater av in, <Z:ut»z
und I'ctmdixn comis>ne, welche sich mit dem Melodrama beschäfti¬
gen, dann die V^ri^s und das Vimäeville, welche sür das Genre
bestimmt sind, das dem letzteren seinen Namen gegeben hat; ferner
duldet man die 1>ordo 8t. Nurtln für das Drama und ländliche
Ballet und den iüirliue olimpiaue für Reitübungen, pantomimische Dar¬
stellungen mit Pferden. Die Theater zweiten Ranges sind sich selbst
überlassen, die Privatindustrie, welche sie auf ihre Gefahr und Kosten
erhält, ist der Onvra tributpflichtig, welcher sie ein Zwanzigstel ihrer
Einnahmen zahlen muß; die großen Theater allein sind eines Schuz-
zeS würdig erachtet und unter die Vormundschaft eines Oberinten¬
danten gestellt, welcher beauftragt ist, sür das Blühen der Dramati¬
schen Kunst, wie für das Wohl Derer zu sorgen, welche zum Ver¬
gnügen des Publicums beitragen.
Unter diesem Regime war das Theater blühend, die lyrische
Kunst rief allerdings damals noch nicht jenen ausschließlichen Enthu¬
siasmus hervor, an den Rossini später die Franzosen gewöhnen sollte ;
die O^ol-it legte dem Staate schwere Aufgaben aus, trotz der verschie¬
denen Vortheile, welche ihr vorbehalten waren; die Italiener, deren
Talente schon damals voll aufgeklärten Kennern gehörig gewürdigt
wurden, erfreuten sich noch nicht deö Beifalls, welchen sie später er¬
rangen; aber die komische Oper machte daS Glück der Gesellschaft,
welche sie ausbeutete, sie brachte dem Publicum so geschickte Schau¬
spieler vor Augen, daß man kaum bemerken konnte, sie seien zu glei¬
cher Zeit auch geschickte Sänger. Was das er»»?ais be¬
trifft, so ist das zu jener Zeit unbestritten das erste Theater der
Welt; der Kaiser hielt es nicht für unwürdig, dem Glänze seines ei¬
genen Ruhmes den Schmuck der nationalen Kunst hinzuzuthun und
in jeder durch die französischen Waffen eroberten Hauptstadt lud er
Europa zur Schaustellung der Meisterstücke ein, welche dem franzö
fischen Geiste am meisten Ehre machen. Das Odeon, dessen Unter¬
nehmung Picard leitete, bringt die Lächerlichkeiten der neuen franzö-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:
Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.
Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;
Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/780>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.