Radialen in ihrer verblendeten Feindseligkeit, der Bundestag, die Re¬ gierungen und der Leipziger Literatenvcrein schliefen ruhig weiter. Uns aber drängt es jetzt, wo die Unternehmung bereits weit genug gediehen ist, darauf hinzuweisen, damit die echten Söhne der Zeit sie unter¬ stützen. Weiß man noch nicht, was wir wollen ? Mein Gott, es ist die Komma frage! Vaterland und Dorfzeitung sahen darin blos eine Zntcrpunktionsangelcgenheit und klagten, daß sie die Augsburger Allgemeine nicht verstünden; daß sie dieselbe nicht mehr ruhig lesen könnten, weil sie die kühnsten Satze mache und die Phalanx ihrer politischen Gedanken oft in sinnverwirrender Bewegung hin- und Her- schwanke, bald in großen Massen nach vorwärts stürze, dann wieder labyrinthisch sich verschlinge und in kleinen Planklerhaufcn sich zerstreue. Das sind eben die Wehen, ohne die nichts Großes entsteht, aber ein Glück für Deutschland, daß dies Alles so geheim¬ nißvoll ruhig, ohne Blutvergießen und höchstens zur Bestür¬ zung eines friedlichen deutschen Leserauges geschieht. Die Censoren könnten, wenn sie etwas scharfsinniger wären, längst bemerkt haben, daß es auf sie abgesehen ist; es ist der Kampf der Presse gegen ihre Bevormundung; das Auge des Gedankcnaufsehcrö wird ermüdet, es kann dem eigenthümlichen Marsch seiner Anbefohlenen nicht folgen und dem geschlossenen Zusammenhalten derselben nicht beikommen. Das aber ist die geringste Folge der neuen Kommataktik. Denn ---^ ",'^>a"v> iM<^5 ^>,,"!"sui-l><'ki"n - z>le ^kNterMlnkfion !>^" g ^. "..^ ...9.. > .... Zeitung wah- rend sie offen dem Purismus das Wort redete, im Geheimen an ei- ner eigentlich unnationalcn Organisation der geistigen Beweguna ae- arbeitet und ehe wir es uns versehen, wird nicht nur die Presse son' dem Deutschland ganz und gar so frei und mächtig dastehen wie Frankreich und England. Verachtet nicht das kleine Komma- 'es ist der Seufzer des Beklommenen, das Aufathmen des müden Wande¬ rers in der politischen Zeitungswüste, das Luftloch in den Katakom¬ ben des Weltraisonnements, der Meilenstein auf der Straße des Fort¬ schritts, und es ist nichts weniger als gleichgiltig, wie oft und an welchen Punkten es angebracht ist. Die Allgemeine Zeitung kennt das deutsche Volk, sie weiß, wie man von unten auf bei uns an¬ fangen muß und von welcher Bedeutung in der germanischen Welt ein Pünktchen oder Strichelchen sein kann. Man sollte daher nicht klagen, wenn sie mit weiser Oekonomie die heilige Legion ihrer Kommata verwendet. Dieses kleine Komma wird das Samenkorn unserer Erlösung sein.
wirren- Wahrend man in Deutschland, wie die letzten Universitäts- zeigtm, über das alte Studentenleben fast hinaus ist, erwa-
Radialen in ihrer verblendeten Feindseligkeit, der Bundestag, die Re¬ gierungen und der Leipziger Literatenvcrein schliefen ruhig weiter. Uns aber drängt es jetzt, wo die Unternehmung bereits weit genug gediehen ist, darauf hinzuweisen, damit die echten Söhne der Zeit sie unter¬ stützen. Weiß man noch nicht, was wir wollen ? Mein Gott, es ist die Komma frage! Vaterland und Dorfzeitung sahen darin blos eine Zntcrpunktionsangelcgenheit und klagten, daß sie die Augsburger Allgemeine nicht verstünden; daß sie dieselbe nicht mehr ruhig lesen könnten, weil sie die kühnsten Satze mache und die Phalanx ihrer politischen Gedanken oft in sinnverwirrender Bewegung hin- und Her- schwanke, bald in großen Massen nach vorwärts stürze, dann wieder labyrinthisch sich verschlinge und in kleinen Planklerhaufcn sich zerstreue. Das sind eben die Wehen, ohne die nichts Großes entsteht, aber ein Glück für Deutschland, daß dies Alles so geheim¬ nißvoll ruhig, ohne Blutvergießen und höchstens zur Bestür¬ zung eines friedlichen deutschen Leserauges geschieht. Die Censoren könnten, wenn sie etwas scharfsinniger wären, längst bemerkt haben, daß es auf sie abgesehen ist; es ist der Kampf der Presse gegen ihre Bevormundung; das Auge des Gedankcnaufsehcrö wird ermüdet, es kann dem eigenthümlichen Marsch seiner Anbefohlenen nicht folgen und dem geschlossenen Zusammenhalten derselben nicht beikommen. Das aber ist die geringste Folge der neuen Kommataktik. Denn ---^ «,'^>a»v> iM<^5 ^>,,«!„sui-l><'ki»n - z>le ^kNterMlnkfion !>^» g ^. »..^ ...9.. > .... Zeitung wah- rend sie offen dem Purismus das Wort redete, im Geheimen an ei- ner eigentlich unnationalcn Organisation der geistigen Beweguna ae- arbeitet und ehe wir es uns versehen, wird nicht nur die Presse son' dem Deutschland ganz und gar so frei und mächtig dastehen wie Frankreich und England. Verachtet nicht das kleine Komma- 'es ist der Seufzer des Beklommenen, das Aufathmen des müden Wande¬ rers in der politischen Zeitungswüste, das Luftloch in den Katakom¬ ben des Weltraisonnements, der Meilenstein auf der Straße des Fort¬ schritts, und es ist nichts weniger als gleichgiltig, wie oft und an welchen Punkten es angebracht ist. Die Allgemeine Zeitung kennt das deutsche Volk, sie weiß, wie man von unten auf bei uns an¬ fangen muß und von welcher Bedeutung in der germanischen Welt ein Pünktchen oder Strichelchen sein kann. Man sollte daher nicht klagen, wenn sie mit weiser Oekonomie die heilige Legion ihrer Kommata verwendet. Dieses kleine Komma wird das Samenkorn unserer Erlösung sein.
wirren- Wahrend man in Deutschland, wie die letzten Universitäts- zeigtm, über das alte Studentenleben fast hinaus ist, erwa-
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[0739]
Radialen in ihrer verblendeten Feindseligkeit, der Bundestag, die Re¬
gierungen und der Leipziger Literatenvcrein schliefen ruhig weiter. Uns
aber drängt es jetzt, wo die Unternehmung bereits weit genug gediehen
ist, darauf hinzuweisen, damit die echten Söhne der Zeit sie unter¬
stützen. Weiß man noch nicht, was wir wollen ? Mein Gott, es ist
die Komma frage! Vaterland und Dorfzeitung sahen darin blos
eine Zntcrpunktionsangelcgenheit und klagten, daß sie die Augsburger
Allgemeine nicht verstünden; daß sie dieselbe nicht mehr ruhig lesen
könnten, weil sie die kühnsten Satze mache und die Phalanx ihrer
politischen Gedanken oft in sinnverwirrender Bewegung hin- und Her-
schwanke, bald in großen Massen nach vorwärts stürze, dann wieder
labyrinthisch sich verschlinge und in kleinen Planklerhaufcn sich
zerstreue. Das sind eben die Wehen, ohne die nichts Großes
entsteht, aber ein Glück für Deutschland, daß dies Alles so geheim¬
nißvoll ruhig, ohne Blutvergießen und höchstens zur Bestür¬
zung eines friedlichen deutschen Leserauges geschieht. Die Censoren
könnten, wenn sie etwas scharfsinniger wären, längst bemerkt haben,
daß es auf sie abgesehen ist; es ist der Kampf der Presse gegen ihre
Bevormundung; das Auge des Gedankcnaufsehcrö wird ermüdet, es
kann dem eigenthümlichen Marsch seiner Anbefohlenen nicht folgen
und dem geschlossenen Zusammenhalten derselben nicht beikommen.
Das aber ist die geringste Folge der neuen Kommataktik. Denn
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rend sie offen dem Purismus das Wort redete, im Geheimen an ei-
ner eigentlich unnationalcn Organisation der geistigen Beweguna ae-
arbeitet und ehe wir es uns versehen, wird nicht nur die Presse son'
dem Deutschland ganz und gar so frei und mächtig dastehen wie
Frankreich und England. Verachtet nicht das kleine Komma- 'es ist
der Seufzer des Beklommenen, das Aufathmen des müden Wande¬
rers in der politischen Zeitungswüste, das Luftloch in den Katakom¬
ben des Weltraisonnements, der Meilenstein auf der Straße des Fort¬
schritts, und es ist nichts weniger als gleichgiltig, wie oft und an
welchen Punkten es angebracht ist. Die Allgemeine Zeitung kennt
das deutsche Volk, sie weiß, wie man von unten auf bei uns an¬
fangen muß und von welcher Bedeutung in der germanischen
Welt ein Pünktchen oder Strichelchen sein kann. Man sollte daher
nicht klagen, wenn sie mit weiser Oekonomie die heilige Legion ihrer
Kommata verwendet. Dieses kleine Komma wird das Samenkorn
unserer Erlösung sein.
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/739>, abgerufen am 23.12.2024.
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