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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Ein Charakterbild.
"Aus den Papieren eines verabschiedeten Lanzcnkncchts.)



Unter den merkwürdigen Gestalten, welche mir in Spanien be¬
gegneten, verdient Graf Villareal eine ganz besondere Erwähnung.
Es ist ein ganz wohlthätiges Gefühl, in der geistigen Sündfluth
neuerer Zeit, in welcher Egoismus, Unglaube, Wankelmuth, Feigheit
und Leidenschaftlichkeit jede edle, große Eigenthümlichkeit verschwemmt
und überfluthet haben, einen Charakter zu finden, der in edler Selb¬
ständigkeit über die allgemeine Verfluchung emporragt. Zu diesen
gehört Don Bruno Graf von Villareal, zu Larrea in Alava, im
Jahr 180l geboren. Er diente früher im Regimente Savoyen, zog
sich später vom Militärdienste zurück und lebte zurückgezogen in Bit-
toria. Nach König Ferdinand's Tode erschien er wieder an der
Spitze eines Bataillons königlicher Freiwilligen, welche er gesammelt
hatte. Es gelingt ihm, durch heldenmüthige Anstrengung, trotz der
Bemühungen der Christinos, diese Vereinigung zu verhindern, sich an
Zumalacarreguy anzuschließen. Seine ganze Laufbahn unter diesem
Helden ist eine ummterbrochene Reihe der glänzendsten Waffenthaten,
welche endlich mit dem Grade eines Generallieutenants und für die
Schlacht von Huesca mit der Verleihung des Großkreuzeö des Fer-
dinands-Ordens belohnt wurden. Seine Tapferkeit wurde unter den
baskischen Truppen, und dies war nicht leicht, sprichwörtlich und
artete, als er einmal als höherer Befehlshaber wichtigere Obliegen¬
heiten hatte, beinahe zum Fehler aus, -- denn, stand er, den Degen
in der Faust, einmal an der Spitze eines im Gefecht begriffenen
Bataillons, so war er weder mehr von dort wegzubringen, noch für
die Anfragen um weitere Dispositionen zu finden. Bei Se. Seba-


V i l l a r e a l.
Ein Charakterbild.
«Aus den Papieren eines verabschiedeten Lanzcnkncchts.)



Unter den merkwürdigen Gestalten, welche mir in Spanien be¬
gegneten, verdient Graf Villareal eine ganz besondere Erwähnung.
Es ist ein ganz wohlthätiges Gefühl, in der geistigen Sündfluth
neuerer Zeit, in welcher Egoismus, Unglaube, Wankelmuth, Feigheit
und Leidenschaftlichkeit jede edle, große Eigenthümlichkeit verschwemmt
und überfluthet haben, einen Charakter zu finden, der in edler Selb¬
ständigkeit über die allgemeine Verfluchung emporragt. Zu diesen
gehört Don Bruno Graf von Villareal, zu Larrea in Alava, im
Jahr 180l geboren. Er diente früher im Regimente Savoyen, zog
sich später vom Militärdienste zurück und lebte zurückgezogen in Bit-
toria. Nach König Ferdinand's Tode erschien er wieder an der
Spitze eines Bataillons königlicher Freiwilligen, welche er gesammelt
hatte. Es gelingt ihm, durch heldenmüthige Anstrengung, trotz der
Bemühungen der Christinos, diese Vereinigung zu verhindern, sich an
Zumalacarreguy anzuschließen. Seine ganze Laufbahn unter diesem
Helden ist eine ummterbrochene Reihe der glänzendsten Waffenthaten,
welche endlich mit dem Grade eines Generallieutenants und für die
Schlacht von Huesca mit der Verleihung des Großkreuzeö des Fer-
dinands-Ordens belohnt wurden. Seine Tapferkeit wurde unter den
baskischen Truppen, und dies war nicht leicht, sprichwörtlich und
artete, als er einmal als höherer Befehlshaber wichtigere Obliegen¬
heiten hatte, beinahe zum Fehler aus, — denn, stand er, den Degen
in der Faust, einmal an der Spitze eines im Gefecht begriffenen
Bataillons, so war er weder mehr von dort wegzubringen, noch für
die Anfragen um weitere Dispositionen zu finden. Bei Se. Seba-


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[0691] V i l l a r e a l. Ein Charakterbild. «Aus den Papieren eines verabschiedeten Lanzcnkncchts.) Unter den merkwürdigen Gestalten, welche mir in Spanien be¬ gegneten, verdient Graf Villareal eine ganz besondere Erwähnung. Es ist ein ganz wohlthätiges Gefühl, in der geistigen Sündfluth neuerer Zeit, in welcher Egoismus, Unglaube, Wankelmuth, Feigheit und Leidenschaftlichkeit jede edle, große Eigenthümlichkeit verschwemmt und überfluthet haben, einen Charakter zu finden, der in edler Selb¬ ständigkeit über die allgemeine Verfluchung emporragt. Zu diesen gehört Don Bruno Graf von Villareal, zu Larrea in Alava, im Jahr 180l geboren. Er diente früher im Regimente Savoyen, zog sich später vom Militärdienste zurück und lebte zurückgezogen in Bit- toria. Nach König Ferdinand's Tode erschien er wieder an der Spitze eines Bataillons königlicher Freiwilligen, welche er gesammelt hatte. Es gelingt ihm, durch heldenmüthige Anstrengung, trotz der Bemühungen der Christinos, diese Vereinigung zu verhindern, sich an Zumalacarreguy anzuschließen. Seine ganze Laufbahn unter diesem Helden ist eine ummterbrochene Reihe der glänzendsten Waffenthaten, welche endlich mit dem Grade eines Generallieutenants und für die Schlacht von Huesca mit der Verleihung des Großkreuzeö des Fer- dinands-Ordens belohnt wurden. Seine Tapferkeit wurde unter den baskischen Truppen, und dies war nicht leicht, sprichwörtlich und artete, als er einmal als höherer Befehlshaber wichtigere Obliegen¬ heiten hatte, beinahe zum Fehler aus, — denn, stand er, den Degen in der Faust, einmal an der Spitze eines im Gefecht begriffenen Bataillons, so war er weder mehr von dort wegzubringen, noch für die Anfragen um weitere Dispositionen zu finden. Bei Se. Seba-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/691>, abgerufen am 23.12.2024.