weiß, daß, was auch komme" "mag, ein wohl gefügter Staatsbäu und eine starke Negierung die einzige Gewährleistung darbieten, um der Zukunft entgegen gehen zu können, und daß eine Regierung nicht stark ist, wenn sie nur als die gekrönte Spitze einer Partei dasteht; und da er nicht nach starren Grundsätzen verfährt und nicht sein Glück auf Eine Karte setzt, so vermag er jeder Combination eine Lösung abzugewinnen, ohne in ihr aufzugehen; und man sieht ihn nie ermüdet, noch entmuthigt. Herr von Lamartine äußerte in einer Rede gegen die Rentenumwandlung, welche bald darauf zur Erörte¬ rung kam, Folgendes: "Wenn es einen Staatsmann gibt, der kühn "genug wäre, bei der provisorischen Lage der Dinge die Ruhe von "Europa auf sechs Monate zu verbürgen, so möge er aufstehen: die "Negierung gebührt ihm durch das Recht des Muthes, er ist weiser, "als das Geschick und kühner als die Vorsehung." Ohne von dem dichterischen Schwung der letzten Worte des ehrenwerthen Abgeord¬ neten von Macon eine wörtliche Anwendung machen zu wollen, be¬ merken wir doch, daß, wenn der Staatsmann, dem er so Großes einräumen wollte, damals in der Kammer nicht gefunden wurde, so hat Ludwig Philipp seit der Zeit nicht sechs Monate, sondern sechs Jahre die Ruhe Frankreichs, und man kann wohl sagen, größtentheils durch seinen Einfluß die Europas erhalten. Dagegen ist es sehr wahr¬ scheinlich, daß, wenn der König das Programm angenommen hätte, welches das nomine; reixlu angeboten, das Herr von Lamartine vo¬ riges Jahr wieder herausgegeben und der Verfasser von Lucretia in Verse gebracht hat, die Ruhe in Frankreich und in Europa nicht viel über sechs Monate gedauert haben würde. Die Koalition vermochte damals auch nicht, sich dem König aufzunöthigen, obwohl sie ihr Mög¬ lichstes that. Später sehen wir mehrere von den Männern, die damals eifrig gegen die königliche Prärogative auftraten, mit dem König eng verbunden. Der König mußte Minister suchen, wo sie zu finden waren, und sie hatten an Talent und Tüchtigkeit nicht verloren, weil sie von ihm eine gute Lehre bekommen.
An Tallevrand verlor Ludwig Philipp einen Rathgeber, dessen Einsicht er ganz zu nützen wußte. Fürst Talleyrand starb am 17. Mai 1838, vierundachtzig Jahre alt. Wenige Tage vorher war der
weiß, daß, was auch komme» »mag, ein wohl gefügter Staatsbäu und eine starke Negierung die einzige Gewährleistung darbieten, um der Zukunft entgegen gehen zu können, und daß eine Regierung nicht stark ist, wenn sie nur als die gekrönte Spitze einer Partei dasteht; und da er nicht nach starren Grundsätzen verfährt und nicht sein Glück auf Eine Karte setzt, so vermag er jeder Combination eine Lösung abzugewinnen, ohne in ihr aufzugehen; und man sieht ihn nie ermüdet, noch entmuthigt. Herr von Lamartine äußerte in einer Rede gegen die Rentenumwandlung, welche bald darauf zur Erörte¬ rung kam, Folgendes: „Wenn es einen Staatsmann gibt, der kühn „genug wäre, bei der provisorischen Lage der Dinge die Ruhe von „Europa auf sechs Monate zu verbürgen, so möge er aufstehen: die „Negierung gebührt ihm durch das Recht des Muthes, er ist weiser, „als das Geschick und kühner als die Vorsehung." Ohne von dem dichterischen Schwung der letzten Worte des ehrenwerthen Abgeord¬ neten von Macon eine wörtliche Anwendung machen zu wollen, be¬ merken wir doch, daß, wenn der Staatsmann, dem er so Großes einräumen wollte, damals in der Kammer nicht gefunden wurde, so hat Ludwig Philipp seit der Zeit nicht sechs Monate, sondern sechs Jahre die Ruhe Frankreichs, und man kann wohl sagen, größtentheils durch seinen Einfluß die Europas erhalten. Dagegen ist es sehr wahr¬ scheinlich, daß, wenn der König das Programm angenommen hätte, welches das nomine; reixlu angeboten, das Herr von Lamartine vo¬ riges Jahr wieder herausgegeben und der Verfasser von Lucretia in Verse gebracht hat, die Ruhe in Frankreich und in Europa nicht viel über sechs Monate gedauert haben würde. Die Koalition vermochte damals auch nicht, sich dem König aufzunöthigen, obwohl sie ihr Mög¬ lichstes that. Später sehen wir mehrere von den Männern, die damals eifrig gegen die königliche Prärogative auftraten, mit dem König eng verbunden. Der König mußte Minister suchen, wo sie zu finden waren, und sie hatten an Talent und Tüchtigkeit nicht verloren, weil sie von ihm eine gute Lehre bekommen.
An Tallevrand verlor Ludwig Philipp einen Rathgeber, dessen Einsicht er ganz zu nützen wußte. Fürst Talleyrand starb am 17. Mai 1838, vierundachtzig Jahre alt. Wenige Tage vorher war der
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der Zukunft entgegen gehen zu können, und daß eine Regierung nicht
stark ist, wenn sie nur als die gekrönte Spitze einer Partei dasteht;
und da er nicht nach starren Grundsätzen verfährt und nicht sein
Glück auf Eine Karte setzt, so vermag er jeder Combination eine
Lösung abzugewinnen, ohne in ihr aufzugehen; und man sieht ihn
nie ermüdet, noch entmuthigt. Herr von Lamartine äußerte in einer
Rede gegen die Rentenumwandlung, welche bald darauf zur Erörte¬
rung kam, Folgendes: „Wenn es einen Staatsmann gibt, der kühn
„genug wäre, bei der provisorischen Lage der Dinge die Ruhe von
„Europa auf sechs Monate zu verbürgen, so möge er aufstehen: die
„Negierung gebührt ihm durch das Recht des Muthes, er ist weiser,
„als das Geschick und kühner als die Vorsehung." Ohne von dem
dichterischen Schwung der letzten Worte des ehrenwerthen Abgeord¬
neten von Macon eine wörtliche Anwendung machen zu wollen, be¬
merken wir doch, daß, wenn der Staatsmann, dem er so Großes
einräumen wollte, damals in der Kammer nicht gefunden wurde, so hat
Ludwig Philipp seit der Zeit nicht sechs Monate, sondern sechs Jahre
die Ruhe Frankreichs, und man kann wohl sagen, größtentheils durch
seinen Einfluß die Europas erhalten. Dagegen ist es sehr wahr¬
scheinlich, daß, wenn der König das Programm angenommen hätte,
welches das nomine; reixlu angeboten, das Herr von Lamartine vo¬
riges Jahr wieder herausgegeben und der Verfasser von Lucretia in
Verse gebracht hat, die Ruhe in Frankreich und in Europa nicht viel
über sechs Monate gedauert haben würde. Die Koalition vermochte
damals auch nicht, sich dem König aufzunöthigen, obwohl sie ihr Mög¬
lichstes that. Später sehen wir mehrere von den Männern, die damals
eifrig gegen die königliche Prärogative auftraten, mit dem König eng
verbunden. Der König mußte Minister suchen, wo sie zu finden
waren, und sie hatten an Talent und Tüchtigkeit nicht verloren, weil
sie von ihm eine gute Lehre bekommen.
An Tallevrand verlor Ludwig Philipp einen Rathgeber, dessen
Einsicht er ganz zu nützen wußte. Fürst Talleyrand starb am 17.
Mai 1838, vierundachtzig Jahre alt. Wenige Tage vorher war der
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/686>, abgerufen am 22.12.2024.
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