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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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Frauen - Literatur.



i.

Das Echo.--Beruhigung der Autoren- -- Berechtigung der Autorinnen. --
Der Roman "und die Gesellschaft." -- Paalzow, Hahn-Hahn, Goczyn, Betty
Paole. - Buron und die Lyrik. -- Zufällige Bemerkungen. -- Der Bolkö-
roman. -- Drama und politisches Lied. -- Touristinnen. -- Therese über Se.
Petersburg. -- Elisabeth Kulmann.

Jemand sagte, die Fraueiiliteratur sei stets nur ein schwaches Echo
der männlichen, ursprünglichen Literatur gewesen. Einige sehr seltene
Ausnahmen abgerechnet, vor denen diese Behauptung nicht stichhaltig
oder wenigstens nicht leicht erweisbar ist, -- wie Georges Sand --
hat das "Echo" in der That Viel für sich. Vor Allem kann es un¬
sere schreibenden, besonders romanschreibenden Männer beruhigen,
unter denen sich seit einiger Zeit die unheimlichsten Gerüchte kreuzten:
es sei eine Verschwörung im Werke, um den Männern das Szepter,
d. h. den Gänsekiel, aus der Hand zu winden; die Amazonen seien
entschlossen, was nicht durch Gewalt des Geistes zu erringen sei,
durch die Intrigue durchzusetzen; durch Kritik, durch übertäubendes
oder einschmeichelndes Raisonnement, durch Geltendmachung ihres
großen Einflusses in der Salonswelt 5), nach deren blendendem



*) Ein Argwöhnischer könnte ein Attentat der Art in dem sonderbaren
Buche: "Aus der Heimath" (von der Verfasserin von "Schloß Goczyn") se¬
hen, worin die Persönlichkeit einiger namhaften Dichter und Literaten, freilich
zum Theil in ziemlich schmeichelhafter Weise, gezeichnet ist. Auch das ist Echo
oder Nemesis, wie man es nehmen will. Es ist nicht lange her, daß der Vor-
Ärcuzbvtrn 1"^<. I. 71.
Frauen - Literatur.



i.

Das Echo.—Beruhigung der Autoren- — Berechtigung der Autorinnen. —
Der Roman „und die Gesellschaft." — Paalzow, Hahn-Hahn, Goczyn, Betty
Paole. - Buron und die Lyrik. — Zufällige Bemerkungen. — Der Bolkö-
roman. — Drama und politisches Lied. — Touristinnen. — Therese über Se.
Petersburg. — Elisabeth Kulmann.

Jemand sagte, die Fraueiiliteratur sei stets nur ein schwaches Echo
der männlichen, ursprünglichen Literatur gewesen. Einige sehr seltene
Ausnahmen abgerechnet, vor denen diese Behauptung nicht stichhaltig
oder wenigstens nicht leicht erweisbar ist, — wie Georges Sand —
hat das „Echo" in der That Viel für sich. Vor Allem kann es un¬
sere schreibenden, besonders romanschreibenden Männer beruhigen,
unter denen sich seit einiger Zeit die unheimlichsten Gerüchte kreuzten:
es sei eine Verschwörung im Werke, um den Männern das Szepter,
d. h. den Gänsekiel, aus der Hand zu winden; die Amazonen seien
entschlossen, was nicht durch Gewalt des Geistes zu erringen sei,
durch die Intrigue durchzusetzen; durch Kritik, durch übertäubendes
oder einschmeichelndes Raisonnement, durch Geltendmachung ihres
großen Einflusses in der Salonswelt 5), nach deren blendendem



*) Ein Argwöhnischer könnte ein Attentat der Art in dem sonderbaren
Buche: „Aus der Heimath" (von der Verfasserin von „Schloß Goczyn") se¬
hen, worin die Persönlichkeit einiger namhaften Dichter und Literaten, freilich
zum Theil in ziemlich schmeichelhafter Weise, gezeichnet ist. Auch das ist Echo
oder Nemesis, wie man es nehmen will. Es ist nicht lange her, daß der Vor-
Ärcuzbvtrn 1«^<. I. 71.
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[0549] Frauen - Literatur. i. Das Echo.—Beruhigung der Autoren- — Berechtigung der Autorinnen. — Der Roman „und die Gesellschaft." — Paalzow, Hahn-Hahn, Goczyn, Betty Paole. - Buron und die Lyrik. — Zufällige Bemerkungen. — Der Bolkö- roman. — Drama und politisches Lied. — Touristinnen. — Therese über Se. Petersburg. — Elisabeth Kulmann. Jemand sagte, die Fraueiiliteratur sei stets nur ein schwaches Echo der männlichen, ursprünglichen Literatur gewesen. Einige sehr seltene Ausnahmen abgerechnet, vor denen diese Behauptung nicht stichhaltig oder wenigstens nicht leicht erweisbar ist, — wie Georges Sand — hat das „Echo" in der That Viel für sich. Vor Allem kann es un¬ sere schreibenden, besonders romanschreibenden Männer beruhigen, unter denen sich seit einiger Zeit die unheimlichsten Gerüchte kreuzten: es sei eine Verschwörung im Werke, um den Männern das Szepter, d. h. den Gänsekiel, aus der Hand zu winden; die Amazonen seien entschlossen, was nicht durch Gewalt des Geistes zu erringen sei, durch die Intrigue durchzusetzen; durch Kritik, durch übertäubendes oder einschmeichelndes Raisonnement, durch Geltendmachung ihres großen Einflusses in der Salonswelt 5), nach deren blendendem *) Ein Argwöhnischer könnte ein Attentat der Art in dem sonderbaren Buche: „Aus der Heimath" (von der Verfasserin von „Schloß Goczyn") se¬ hen, worin die Persönlichkeit einiger namhaften Dichter und Literaten, freilich zum Theil in ziemlich schmeichelhafter Weise, gezeichnet ist. Auch das ist Echo oder Nemesis, wie man es nehmen will. Es ist nicht lange her, daß der Vor- Ärcuzbvtrn 1«^<. I. 71.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/549>, abgerufen am 22.12.2024.