i. Die Leipziger Redacteure und der Iournalnachdrnck.
Zwölf Redacteure von in Leipzig erscheinenden politischen, belletri¬ stischen und wissenschaftlichen Zeitschriften versammelten sich vor we¬ nigen Tagen, um zu berathen, aus welche Weise dem, den literarischen Productionen so schädlichen Piratenwesen der deutschen Nachdruckjournale zu steuern wäre. Zwei Ansichten machten sich in dieser Versammlung geltend. Die eine, welche vorzüglich durch den Redacteur der "Deut¬ schen Monatsschrift" (Herrn Professor Biedermann) durch den Redacteur der "Zeitung für die elegante Welt" (Herrn 7>r. Heinrich Laube) und durch den Redacteur der "Rosen" (Herrn v>. Robert Heller) vertreten wurde, sprach sich für die Bildung eines An- tinachdruckvereines in ganz Deutschland aus. Von Leipzig sollten Auf¬ forderungen an sämmtliche deutsche Journalredactionen gesendet, Schiedsgerichte sollten in verschiedenen Bezirken eingesetzt werden und die Redactionen, die dem Vereine beigetreten, sollten sich verpflich¬ ten, für jeden nachgedruckten Artikel eine verhältnißmäßige Entschädi¬ gung oder resp. Strafe zu zahlen. Ein zweiter Vorschlag wurde durch den Redacteur der "Blätter für literarische Unterhaltung" (Herrn Heinrich Brockhaus) und den Redacteur der "Grenzbote n" vertreten. Dieser lautete dahin: Man möge sich vor der Hand auf die Bildung eines solchen Vereines unter den Leipziger Journalredac¬ tionen beschränken und die Nachdrucker durch moralische Mittel, wie auch durch eine consequente Benützung der Gerichte, in so weit die allerdings sehr mangelhaften Gesetze zum Schutze des literarischen Ei¬ genthums die Klage auf Schadenersatz möglich machen -- verfolgen. -- Wir wollen es versuchen, unsere Ansicht hier näher zu erörtern.
T a g e b u es.
i. Die Leipziger Redacteure und der Iournalnachdrnck.
Zwölf Redacteure von in Leipzig erscheinenden politischen, belletri¬ stischen und wissenschaftlichen Zeitschriften versammelten sich vor we¬ nigen Tagen, um zu berathen, aus welche Weise dem, den literarischen Productionen so schädlichen Piratenwesen der deutschen Nachdruckjournale zu steuern wäre. Zwei Ansichten machten sich in dieser Versammlung geltend. Die eine, welche vorzüglich durch den Redacteur der „Deut¬ schen Monatsschrift" (Herrn Professor Biedermann) durch den Redacteur der „Zeitung für die elegante Welt" (Herrn 7>r. Heinrich Laube) und durch den Redacteur der „Rosen" (Herrn v>. Robert Heller) vertreten wurde, sprach sich für die Bildung eines An- tinachdruckvereines in ganz Deutschland aus. Von Leipzig sollten Auf¬ forderungen an sämmtliche deutsche Journalredactionen gesendet, Schiedsgerichte sollten in verschiedenen Bezirken eingesetzt werden und die Redactionen, die dem Vereine beigetreten, sollten sich verpflich¬ ten, für jeden nachgedruckten Artikel eine verhältnißmäßige Entschädi¬ gung oder resp. Strafe zu zahlen. Ein zweiter Vorschlag wurde durch den Redacteur der „Blätter für literarische Unterhaltung" (Herrn Heinrich Brockhaus) und den Redacteur der „Grenzbote n" vertreten. Dieser lautete dahin: Man möge sich vor der Hand auf die Bildung eines solchen Vereines unter den Leipziger Journalredac¬ tionen beschränken und die Nachdrucker durch moralische Mittel, wie auch durch eine consequente Benützung der Gerichte, in so weit die allerdings sehr mangelhaften Gesetze zum Schutze des literarischen Ei¬ genthums die Klage auf Schadenersatz möglich machen — verfolgen. — Wir wollen es versuchen, unsere Ansicht hier näher zu erörtern.
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T a g e b u es.
i.
Die Leipziger Redacteure und der Iournalnachdrnck.
Zwölf Redacteure von in Leipzig erscheinenden politischen, belletri¬
stischen und wissenschaftlichen Zeitschriften versammelten sich vor we¬
nigen Tagen, um zu berathen, aus welche Weise dem, den literarischen
Productionen so schädlichen Piratenwesen der deutschen Nachdruckjournale
zu steuern wäre. Zwei Ansichten machten sich in dieser Versammlung
geltend. Die eine, welche vorzüglich durch den Redacteur der „Deut¬
schen Monatsschrift" (Herrn Professor Biedermann) durch den
Redacteur der „Zeitung für die elegante Welt" (Herrn 7>r.
Heinrich Laube) und durch den Redacteur der „Rosen" (Herrn v>.
Robert Heller) vertreten wurde, sprach sich für die Bildung eines An-
tinachdruckvereines in ganz Deutschland aus. Von Leipzig sollten Auf¬
forderungen an sämmtliche deutsche Journalredactionen gesendet,
Schiedsgerichte sollten in verschiedenen Bezirken eingesetzt werden
und die Redactionen, die dem Vereine beigetreten, sollten sich verpflich¬
ten, für jeden nachgedruckten Artikel eine verhältnißmäßige Entschädi¬
gung oder resp. Strafe zu zahlen. Ein zweiter Vorschlag wurde durch
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(Herrn Heinrich Brockhaus) und den Redacteur der „Grenzbote n"
vertreten. Dieser lautete dahin: Man möge sich vor der Hand auf
die Bildung eines solchen Vereines unter den Leipziger Journalredac¬
tionen beschränken und die Nachdrucker durch moralische Mittel, wie
auch durch eine consequente Benützung der Gerichte, in so weit die
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/508>, abgerufen am 22.12.2024.
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