Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Im Lager ist er vor Mitternacht stille, nach Mitternacht und Am Wachtfeuer erzählt gewöhnlich ein Jmprovisator Märchen, Der Hußar ist gewöhnlich schweigsam. Oft sieht er stundenlang Er ist auch capable, Nächte lang, nachdem er die übrige Gesell¬ Ein General, der die Charakteristik des Hußaren durch und Der Hußar sorgt zuerst für sein Pferd, dann erst für sich. Als Meszuros Hußaren (später Barco, Stipsics Nro. 10.) in Im Lager ist er vor Mitternacht stille, nach Mitternacht und Am Wachtfeuer erzählt gewöhnlich ein Jmprovisator Märchen, Der Hußar ist gewöhnlich schweigsam. Oft sieht er stundenlang Er ist auch capable, Nächte lang, nachdem er die übrige Gesell¬ Ein General, der die Charakteristik des Hußaren durch und Der Hußar sorgt zuerst für sein Pferd, dann erst für sich. Als Meszuros Hußaren (später Barco, Stipsics Nro. 10.) in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0436" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180149"/> <p xml:id="ID_1137"> Im Lager ist er vor Mitternacht stille, nach Mitternacht und<lb/> gegen Morgen wachsam; darin von den meisten anderen Truppen<lb/> verschieden, bei welchen das Lager vor Mitternacht lebhaft und lär¬<lb/> mend, gegen Morgen aber Alles still und in Schlaf versunken ist. -</p><lb/> <p xml:id="ID_1138"> Am Wachtfeuer erzählt gewöhnlich ein Jmprovisator Märchen,<lb/> denen mit dampfender Pfeife schweigsam und aufmerksam zugehört,<lb/> und der Erzähler mit einigen Gratisschlucken aus den Feldflaschen<lb/> der Zuhörer erfrischt wird. Der Erzähler hat dabei gewöhnlich die<lb/> schlaue Geschicklichkeit, den interessantesten Theil der Geschichte auf<lb/> das nächste Mal zu lassen, um die Aufmerksamkeit und somit auch<lb/> die Freigebigkeit seiner Kameraden für das nächste Mal zu erhalten.<lb/> Diese Erzählungen sind oft merkwürdig zusammengestoppelt aus alten<lb/> Sagen, Ereignissen, Personen, und vermischt mit neuen Regiments-<lb/> geschichten und modernen Individuen. Loudon, Friedrich der Große,<lb/> der berühmte Räuber Angyel Barby, Napoleon u. a. in. finden sich<lb/> dabei auf die sonderbarste Weise zusammengestellt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1139"> Der Hußar ist gewöhnlich schweigsam. Oft sieht er stundenlang<lb/> mit liebendem Blick sein Pferd an und spricht mit ihm. Ihn von<lb/> seinem Pferde trennen, ist für ihn oft das schmerzlichste Ereigniß,<lb/> und es gibt Fälle, wo es ihn zum Selbstmord gebracht hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1140"> Er ist auch capable, Nächte lang, nachdem er die übrige Gesell¬<lb/> schaft aus der Schenke vertrieben hat, der Zigeunermusik gegenüber<lb/> ganz allein zu tanzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_1141"> Ein General, der die Charakteristik des Hußaren durch und<lb/> durch kannte und mit wahrer Genialität aufzufassen verstand (F. M.<lb/> L. Wartensleben), reducirte die Reitkunst der Hußaren auf drei Prin¬<lb/> cipien: kurze Bügel, kurze Zügel, lange Sporen. Sind die Spo¬<lb/> ren blank und der Bart ziemlich gewichst, so ist der Mann gewöhn¬<lb/> lich ein ordentlicher Soldat, wenn auch zufällig in der Adjüstirung<lb/> sonst etwas mangelt.</p><lb/> <p xml:id="ID_1142"> Der Hußar sorgt zuerst für sein Pferd, dann erst für sich.<lb/> Trunk und Raisonniren sind seine Hauptfehler.</p><lb/> <p xml:id="ID_1143" next="#ID_1144"> Als Meszuros Hußaren (später Barco, Stipsics Nro. 10.) in<lb/> den Niederlanden zum ersten Mal attaquirte, ritt der Oberst Matias-<lb/> chofsky, seinen entblößten, kurzen, breiten Säbel in der Hand, vor das<lb/> schon in den Türkenkriegen bewährte Regiment. „Fleischhacker! wollt<lb/> Ihr Fleisch hauen?" (Mesz-Lroö nämlich, der Name -des Inhabers,</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0436]
Im Lager ist er vor Mitternacht stille, nach Mitternacht und
gegen Morgen wachsam; darin von den meisten anderen Truppen
verschieden, bei welchen das Lager vor Mitternacht lebhaft und lär¬
mend, gegen Morgen aber Alles still und in Schlaf versunken ist. -
Am Wachtfeuer erzählt gewöhnlich ein Jmprovisator Märchen,
denen mit dampfender Pfeife schweigsam und aufmerksam zugehört,
und der Erzähler mit einigen Gratisschlucken aus den Feldflaschen
der Zuhörer erfrischt wird. Der Erzähler hat dabei gewöhnlich die
schlaue Geschicklichkeit, den interessantesten Theil der Geschichte auf
das nächste Mal zu lassen, um die Aufmerksamkeit und somit auch
die Freigebigkeit seiner Kameraden für das nächste Mal zu erhalten.
Diese Erzählungen sind oft merkwürdig zusammengestoppelt aus alten
Sagen, Ereignissen, Personen, und vermischt mit neuen Regiments-
geschichten und modernen Individuen. Loudon, Friedrich der Große,
der berühmte Räuber Angyel Barby, Napoleon u. a. in. finden sich
dabei auf die sonderbarste Weise zusammengestellt.
Der Hußar ist gewöhnlich schweigsam. Oft sieht er stundenlang
mit liebendem Blick sein Pferd an und spricht mit ihm. Ihn von
seinem Pferde trennen, ist für ihn oft das schmerzlichste Ereigniß,
und es gibt Fälle, wo es ihn zum Selbstmord gebracht hat.
Er ist auch capable, Nächte lang, nachdem er die übrige Gesell¬
schaft aus der Schenke vertrieben hat, der Zigeunermusik gegenüber
ganz allein zu tanzen.
Ein General, der die Charakteristik des Hußaren durch und
durch kannte und mit wahrer Genialität aufzufassen verstand (F. M.
L. Wartensleben), reducirte die Reitkunst der Hußaren auf drei Prin¬
cipien: kurze Bügel, kurze Zügel, lange Sporen. Sind die Spo¬
ren blank und der Bart ziemlich gewichst, so ist der Mann gewöhn¬
lich ein ordentlicher Soldat, wenn auch zufällig in der Adjüstirung
sonst etwas mangelt.
Der Hußar sorgt zuerst für sein Pferd, dann erst für sich.
Trunk und Raisonniren sind seine Hauptfehler.
Als Meszuros Hußaren (später Barco, Stipsics Nro. 10.) in
den Niederlanden zum ersten Mal attaquirte, ritt der Oberst Matias-
chofsky, seinen entblößten, kurzen, breiten Säbel in der Hand, vor das
schon in den Türkenkriegen bewährte Regiment. „Fleischhacker! wollt
Ihr Fleisch hauen?" (Mesz-Lroö nämlich, der Name -des Inhabers,
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