Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.Art eigenthümlich geblieben. Auch sieht er alle fremden, seinen Na- Die Benennung Huszar stammt eigentlich von dem Worte Jeder ungarische, zum Gefecht zu Roß gerüstete Krieger heißt Der ungarische Hußar, gut geführt, ist das Muster einer leich¬ Art eigenthümlich geblieben. Auch sieht er alle fremden, seinen Na- Die Benennung Huszar stammt eigentlich von dem Worte Jeder ungarische, zum Gefecht zu Roß gerüstete Krieger heißt Der ungarische Hußar, gut geführt, ist das Muster einer leich¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0434" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/180147"/> <p xml:id="ID_1129" prev="#ID_1128"> Art eigenthümlich geblieben. Auch sieht er alle fremden, seinen Na-<lb/> rionalrock tragenden Krieger mit einer gewissen Geringschätzung an,<lb/> gleichwie eine adelige Familie Fremde, welche sich ihren Namen und<lb/> ihr Wappen angemaßt hätten. Ein alter ungarischer Hußarenlieutenant<lb/> antwortete einem schönen, bunten, von Gold strotzenden Offizier, der<lb/> ihn per „Bruder Hußar" ansprach: „Bruder! ich Hußar, — Du<lb/> Hanswurst! —</p><lb/> <p xml:id="ID_1130"> Die Benennung Huszar stammt eigentlich von dem Worte<lb/> Husz, zwanzig. Man behauptet, daß zu Zeiten der Türken¬<lb/> kriege jede Gemeinde den zwanzigsten Mann zu Pferde stellen sollte,<lb/> oder daß der Adel aus zwanzigen einen zu Pferde ausrüstete. Daher<lb/> die Benennung „die Zwanzigster". — Andere aber meinen, unter<lb/> König Ladislaus, oder zur Zeit des Mathias Corvinus habe eine leichte<lb/> Reiterei als Leibwache bestanden, welche als Löhnung zwanzig Arrhen,<lb/> eine damalige Münze, empfangen habe, und daher der nach und nach<lb/> für die leichte ungarische Reiterei gangbar gewordene Name Huszä-<lb/> rok, „die mit zwanzig Arrhen Besoldeten". Dem sei wie ihm wolle,<lb/> so viel ist gewiß, daß unter dieser Benennung leichte ungarische Rei¬<lb/> ter schon während derKriege des Mathias Corvinus gleichzeitig mit den<lb/> aus Böhmen und den Resten der Hussitenheere bestehenden, von dem<lb/> berühmten Feldherrn Giökra befehligten, von ihren schwarzen Har¬<lb/> nischen und Pikelhaubcn unter dem Namen der schwarzen Legion be¬<lb/> kannten, in Sold genommenen Truppen, — genannt werden. Sie<lb/> waren damals die ungarische leichte Reiterei, gleichwie die Hai-<lb/> dukcn das geworbene, auf längere Zeit in Pflicht und Sold genom¬<lb/> mene stehende Fußvolk.</p><lb/> <p xml:id="ID_1131"> Jeder ungarische, zum Gefecht zu Roß gerüstete Krieger heißt<lb/> noch heut zu Tage „Hußar". Nach den dortigen National- und<lb/> Landesverhältnissen gibt es also auch Comitatshußaren, Leibhußaren,<lb/> — fürstliche, — erzbischöfliche, Stadthußaren. Bei der adeligen Jn-<lb/> surrection gibt es ganze adelige.Hußarenregunenter. Die zuletzt von<lb/> den Standen im Jahre 1814 auf die Dauer des Krieges gestellten<lb/> leichten, den regulirten nationalen Hußarenregimentern zugetheilten<lb/> Reiterschwadronen hießen Veliten, von dem lateinischen Worte Volles.</p><lb/> <p xml:id="ID_1132" next="#ID_1133"> Der ungarische Hußar, gut geführt, ist das Muster einer leich¬<lb/> ten Reitertruppe. Ausgezeichnet tapfer, wachsam, seinem Offizier an¬<lb/> hänglich, vereinigt er in seinem halb orientalischen, halb europäischen</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0434]
Art eigenthümlich geblieben. Auch sieht er alle fremden, seinen Na-
rionalrock tragenden Krieger mit einer gewissen Geringschätzung an,
gleichwie eine adelige Familie Fremde, welche sich ihren Namen und
ihr Wappen angemaßt hätten. Ein alter ungarischer Hußarenlieutenant
antwortete einem schönen, bunten, von Gold strotzenden Offizier, der
ihn per „Bruder Hußar" ansprach: „Bruder! ich Hußar, — Du
Hanswurst! —
Die Benennung Huszar stammt eigentlich von dem Worte
Husz, zwanzig. Man behauptet, daß zu Zeiten der Türken¬
kriege jede Gemeinde den zwanzigsten Mann zu Pferde stellen sollte,
oder daß der Adel aus zwanzigen einen zu Pferde ausrüstete. Daher
die Benennung „die Zwanzigster". — Andere aber meinen, unter
König Ladislaus, oder zur Zeit des Mathias Corvinus habe eine leichte
Reiterei als Leibwache bestanden, welche als Löhnung zwanzig Arrhen,
eine damalige Münze, empfangen habe, und daher der nach und nach
für die leichte ungarische Reiterei gangbar gewordene Name Huszä-
rok, „die mit zwanzig Arrhen Besoldeten". Dem sei wie ihm wolle,
so viel ist gewiß, daß unter dieser Benennung leichte ungarische Rei¬
ter schon während derKriege des Mathias Corvinus gleichzeitig mit den
aus Böhmen und den Resten der Hussitenheere bestehenden, von dem
berühmten Feldherrn Giökra befehligten, von ihren schwarzen Har¬
nischen und Pikelhaubcn unter dem Namen der schwarzen Legion be¬
kannten, in Sold genommenen Truppen, — genannt werden. Sie
waren damals die ungarische leichte Reiterei, gleichwie die Hai-
dukcn das geworbene, auf längere Zeit in Pflicht und Sold genom¬
mene stehende Fußvolk.
Jeder ungarische, zum Gefecht zu Roß gerüstete Krieger heißt
noch heut zu Tage „Hußar". Nach den dortigen National- und
Landesverhältnissen gibt es also auch Comitatshußaren, Leibhußaren,
— fürstliche, — erzbischöfliche, Stadthußaren. Bei der adeligen Jn-
surrection gibt es ganze adelige.Hußarenregunenter. Die zuletzt von
den Standen im Jahre 1814 auf die Dauer des Krieges gestellten
leichten, den regulirten nationalen Hußarenregimentern zugetheilten
Reiterschwadronen hießen Veliten, von dem lateinischen Worte Volles.
Der ungarische Hußar, gut geführt, ist das Muster einer leich¬
ten Reitertruppe. Ausgezeichnet tapfer, wachsam, seinem Offizier an¬
hänglich, vereinigt er in seinem halb orientalischen, halb europäischen
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