Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.ki'lupi'U' Ü"N >!let!ne, und damit geht Herr Lenis Blanc sogleich auf II. Das Berliner Hofschauspiel- unddaö Burgtheater in Wien.
Aber welches Theater in Deutschland ist denn jetzt besser daran? Man thut Herrn von Kistncr Unrecht, wen" man ihm Alles in ki'lupi'U' Ü"N >!let!ne, und damit geht Herr Lenis Blanc sogleich auf II. Das Berliner Hofschauspiel- unddaö Burgtheater in Wien.
Aber welches Theater in Deutschland ist denn jetzt besser daran? Man thut Herrn von Kistncr Unrecht, wen» man ihm Alles in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0040" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179753"/> <p xml:id="ID_55" prev="#ID_54"> ki'lupi'U' Ü"N >!let!ne, und damit geht Herr Lenis Blanc sogleich auf<lb/> das linke Rheinufer über und weist »ach, warum ein Franzosen dessen<lb/> so sehr bedürfen. - Wirf die Katze, wie du willst, so fallt sie auf die<lb/><note type="byline"> Philipp P____</note> Füße — sagt ein Sprichwert. </p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="2"> <head> II.<lb/> Das Berliner Hofschauspiel- unddaö Burgtheater<lb/> in Wien.</head><lb/> <p xml:id="ID_56"><lb/> Ein Artikel in der Zeitung für die elegante Welt, der über<lb/> das hiesige Hofschauspiel ein strenges, aber wohl motivirtes Urtheil aus-<lb/> sprach, hat hier Alles in Allarm gesetzt, was mit dem prahlerische»<lb/> Titel des H o f-Schauspiels zusammenhängt. Die ganze Körperschaft<lb/> vom Kopf bis zum Schwanz ist empört über die Blasphemie: Das<lb/> Königliche Schauspiel Berlins, die Buhne Iffland's und Ludwig De-<lb/> vrient's, sei nur ein Theater zweiten Ranges. Und doch hat Laube<lb/> mit diesem Worte den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine Bühne<lb/> ersten Ranges muß jedes Stück doppelt besetzen können und das hie¬<lb/> sige Hofschanspicl reicht mit seinen Mitteln nicht ein Mal einfach aus.<lb/> Ohne jugendlichen Heldenspieler, ohne einen Darsteller für das Fach<lb/> der Intriguanten, sieht sich die Direction in ihrem Repertoir überall<lb/> gehemmt, wie kaum eine Provinzialbühne, Wer die Berliner arro¬<lb/> gant nennt, der sehe ihr jetziges Theater an und er wird gestehen: es<lb/> sind recht bescheidene Leute.</p><lb/> <p xml:id="ID_57"> Aber welches Theater in Deutschland ist denn jetzt besser daran?<lb/> fragt die Intendanz. Ist nicht das Burgtheater in Wien in derselben<lb/> Lage? Gegen solche Fragen läßt sich allerdings nicht gut Streite».<lb/> Gibt es doch noch hundert und hundert andere Dinge, bei welchen<lb/> Berlin nicht besser daran ist als Wien; warum soll das Bessere gerate<lb/> beim Theater beginnen? Allein es ist garnicht wahr, daß das Wiener<lb/> Hvfburgtheater in gleicher Lage sich befindet. Wien hat einen Löwe,<lb/> einen Fichtncr, einen Lucas für das Fach der Helden und Liebhaber;<lb/> es hat an dem vortrefflichen La Noche einen Charakterdarsteller von<lb/> seltenem Werthe. Wien ist nie in Verlegenheit bei der Besetzung eines<lb/> neuen Dramas, während mau hier mit beiden Händen nach der Me-<lb/> dea und der Antigone greift, weil die einfachen Bedingnisse der alten<lb/> Bühne geringere Ansprüche an vielfachen Kräften machen.</p><lb/> <p xml:id="ID_58" next="#ID_59"> Man thut Herrn von Kistncr Unrecht, wen» man ihm Alles in<lb/> die Schuhe schieben will. Die meisten dieser Uebelstände liegen in<lb/> jenem Fehler, den man in unserem lieben Vaterlande gegen alle Ju¬<lb/> gend sich zu Schulden kommen läßt. Die Jugend wird immer an<lb/> den Katzcntisch gewiesen. Ein junger dramatischer Autor, der sein Stück<lb/> bei einer Bühne einreicht, wird nicht für die Zukunft beurtheilt, son-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0040]
ki'lupi'U' Ü"N >!let!ne, und damit geht Herr Lenis Blanc sogleich auf
das linke Rheinufer über und weist »ach, warum ein Franzosen dessen
so sehr bedürfen. - Wirf die Katze, wie du willst, so fallt sie auf die
Philipp P____ Füße — sagt ein Sprichwert.
II.
Das Berliner Hofschauspiel- unddaö Burgtheater
in Wien.
Ein Artikel in der Zeitung für die elegante Welt, der über
das hiesige Hofschauspiel ein strenges, aber wohl motivirtes Urtheil aus-
sprach, hat hier Alles in Allarm gesetzt, was mit dem prahlerische»
Titel des H o f-Schauspiels zusammenhängt. Die ganze Körperschaft
vom Kopf bis zum Schwanz ist empört über die Blasphemie: Das
Königliche Schauspiel Berlins, die Buhne Iffland's und Ludwig De-
vrient's, sei nur ein Theater zweiten Ranges. Und doch hat Laube
mit diesem Worte den Nagel auf den Kopf getroffen. Eine Bühne
ersten Ranges muß jedes Stück doppelt besetzen können und das hie¬
sige Hofschanspicl reicht mit seinen Mitteln nicht ein Mal einfach aus.
Ohne jugendlichen Heldenspieler, ohne einen Darsteller für das Fach
der Intriguanten, sieht sich die Direction in ihrem Repertoir überall
gehemmt, wie kaum eine Provinzialbühne, Wer die Berliner arro¬
gant nennt, der sehe ihr jetziges Theater an und er wird gestehen: es
sind recht bescheidene Leute.
Aber welches Theater in Deutschland ist denn jetzt besser daran?
fragt die Intendanz. Ist nicht das Burgtheater in Wien in derselben
Lage? Gegen solche Fragen läßt sich allerdings nicht gut Streite».
Gibt es doch noch hundert und hundert andere Dinge, bei welchen
Berlin nicht besser daran ist als Wien; warum soll das Bessere gerate
beim Theater beginnen? Allein es ist garnicht wahr, daß das Wiener
Hvfburgtheater in gleicher Lage sich befindet. Wien hat einen Löwe,
einen Fichtncr, einen Lucas für das Fach der Helden und Liebhaber;
es hat an dem vortrefflichen La Noche einen Charakterdarsteller von
seltenem Werthe. Wien ist nie in Verlegenheit bei der Besetzung eines
neuen Dramas, während mau hier mit beiden Händen nach der Me-
dea und der Antigone greift, weil die einfachen Bedingnisse der alten
Bühne geringere Ansprüche an vielfachen Kräften machen.
Man thut Herrn von Kistncr Unrecht, wen» man ihm Alles in
die Schuhe schieben will. Die meisten dieser Uebelstände liegen in
jenem Fehler, den man in unserem lieben Vaterlande gegen alle Ju¬
gend sich zu Schulden kommen läßt. Die Jugend wird immer an
den Katzcntisch gewiesen. Ein junger dramatischer Autor, der sein Stück
bei einer Bühne einreicht, wird nicht für die Zukunft beurtheilt, son-
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