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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester.

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läutertem Urtheil und sprühendem Witz. Die fliegende Post brachte
eine Reihe Kritiken über Oehlenschlciger, welche, auf festen ästheti¬
schen Standpunkten fußend, das Wesen der Poesie besprachen und
eben so, wie sie des Dichters Schönheiten hervorhoben, auch seine
Fehler zeigten. Oehlenschlciger zieh den braven Heiberg, etwas kin¬
disch, des Undanks, "weil er dessen Singspiele immer so gern gese¬
hen und stets belobt habe", aber außerdem fiel ein ganzer Wespen-
schwarm über ihn her. Ihn störte das nicht: mit überschwänglicher
Laune handhabte er die Fliegenklatsche, und auch auf Hauch fiel
mancher tüchtige Hieb. Je mehr die Literaten vor dem Blatte zit¬
terten und auf dasselbe schimpften, mit um so größerer Lust wurde es
im Publicum begrüßt, und seine scharfsinnigen Kritiken, welche stets
die reine Kunstschönheit zu ermitteln strebten, haben einen namhaften
Einfluß auf die Geschmacksbildung der Nation geübt.

1833 schrieb Heiberg: "Ueber die Bedeutung der Philosophie
für die Gegenwart" und gab sich dadurch offen als Anhänger He¬
gel's zu erkennen, lebhaftes Interesse für ihn in Dänemark erweckend.
Heiberg hat das unbestrittene Verdienst, die Wunderblume jener Phi¬
losophie in seinem Vaterlande acclimatisirt zu haben. Als Mitstre¬
bender stand ihm dabei Martensen treu zur Seite, der jetzt Pro¬
fessor der Theologie und auch in Deutschland durch sein Buch:
"Ueber Lenau's Faust" rühmlich bekannt ist. Hierauf schrieb Heiberg
eine treffliche Einleitung zur Logik und gab seit 1837 die Viertel-
iahrsschrist "Perseus" heraus. Dies Journal sprach gleich im Titel
als Tendenz aus: die ideenlose Meduse des Empirismus niederzu-
werfen und Andromeda -- die barbarisch gefesselte Idee -- zu be¬
freien. Diese Zeitschrift erschien nicht lange und Heiberg redigirt nun
seit 1842 das "Intelligenzblatt."

Von seinen dramatischen Werken fordern besonders noch fol¬
gende Erwähnung. Das Schauspiel "Nina" (1824) hat einen sehr
schwierigen Stoff, denn die Heldin wird aus Liebe wahnsinnig, und
es gehörte ganz die Feinheit Heiberg's dazu, um einen so grellen
Zustand zur harmonischen Anschauung zu bringen. Eines wahren
Sturmes von Beifall hatte sich das romantische Drama: "Elverhöi
...... der Elfenhügel" zu erfreuen, als es 1828 auf der Bühne erschien,
und nahe an hundert Mal wurde es bei gedrängt vollem Hause
aufgeführt. Die Sage vom Elfenkönig auf dem Stcvcnögcbirge ist


läutertem Urtheil und sprühendem Witz. Die fliegende Post brachte
eine Reihe Kritiken über Oehlenschlciger, welche, auf festen ästheti¬
schen Standpunkten fußend, das Wesen der Poesie besprachen und
eben so, wie sie des Dichters Schönheiten hervorhoben, auch seine
Fehler zeigten. Oehlenschlciger zieh den braven Heiberg, etwas kin¬
disch, des Undanks, „weil er dessen Singspiele immer so gern gese¬
hen und stets belobt habe", aber außerdem fiel ein ganzer Wespen-
schwarm über ihn her. Ihn störte das nicht: mit überschwänglicher
Laune handhabte er die Fliegenklatsche, und auch auf Hauch fiel
mancher tüchtige Hieb. Je mehr die Literaten vor dem Blatte zit¬
terten und auf dasselbe schimpften, mit um so größerer Lust wurde es
im Publicum begrüßt, und seine scharfsinnigen Kritiken, welche stets
die reine Kunstschönheit zu ermitteln strebten, haben einen namhaften
Einfluß auf die Geschmacksbildung der Nation geübt.

1833 schrieb Heiberg: „Ueber die Bedeutung der Philosophie
für die Gegenwart" und gab sich dadurch offen als Anhänger He¬
gel's zu erkennen, lebhaftes Interesse für ihn in Dänemark erweckend.
Heiberg hat das unbestrittene Verdienst, die Wunderblume jener Phi¬
losophie in seinem Vaterlande acclimatisirt zu haben. Als Mitstre¬
bender stand ihm dabei Martensen treu zur Seite, der jetzt Pro¬
fessor der Theologie und auch in Deutschland durch sein Buch:
„Ueber Lenau's Faust" rühmlich bekannt ist. Hierauf schrieb Heiberg
eine treffliche Einleitung zur Logik und gab seit 1837 die Viertel-
iahrsschrist „Perseus" heraus. Dies Journal sprach gleich im Titel
als Tendenz aus: die ideenlose Meduse des Empirismus niederzu-
werfen und Andromeda — die barbarisch gefesselte Idee — zu be¬
freien. Diese Zeitschrift erschien nicht lange und Heiberg redigirt nun
seit 1842 das „Intelligenzblatt."

Von seinen dramatischen Werken fordern besonders noch fol¬
gende Erwähnung. Das Schauspiel „Nina" (1824) hat einen sehr
schwierigen Stoff, denn die Heldin wird aus Liebe wahnsinnig, und
es gehörte ganz die Feinheit Heiberg's dazu, um einen so grellen
Zustand zur harmonischen Anschauung zu bringen. Eines wahren
Sturmes von Beifall hatte sich das romantische Drama: „Elverhöi
...... der Elfenhügel" zu erfreuen, als es 1828 auf der Bühne erschien,
und nahe an hundert Mal wurde es bei gedrängt vollem Hause
aufgeführt. Die Sage vom Elfenkönig auf dem Stcvcnögcbirge ist


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[0342] läutertem Urtheil und sprühendem Witz. Die fliegende Post brachte eine Reihe Kritiken über Oehlenschlciger, welche, auf festen ästheti¬ schen Standpunkten fußend, das Wesen der Poesie besprachen und eben so, wie sie des Dichters Schönheiten hervorhoben, auch seine Fehler zeigten. Oehlenschlciger zieh den braven Heiberg, etwas kin¬ disch, des Undanks, „weil er dessen Singspiele immer so gern gese¬ hen und stets belobt habe", aber außerdem fiel ein ganzer Wespen- schwarm über ihn her. Ihn störte das nicht: mit überschwänglicher Laune handhabte er die Fliegenklatsche, und auch auf Hauch fiel mancher tüchtige Hieb. Je mehr die Literaten vor dem Blatte zit¬ terten und auf dasselbe schimpften, mit um so größerer Lust wurde es im Publicum begrüßt, und seine scharfsinnigen Kritiken, welche stets die reine Kunstschönheit zu ermitteln strebten, haben einen namhaften Einfluß auf die Geschmacksbildung der Nation geübt. 1833 schrieb Heiberg: „Ueber die Bedeutung der Philosophie für die Gegenwart" und gab sich dadurch offen als Anhänger He¬ gel's zu erkennen, lebhaftes Interesse für ihn in Dänemark erweckend. Heiberg hat das unbestrittene Verdienst, die Wunderblume jener Phi¬ losophie in seinem Vaterlande acclimatisirt zu haben. Als Mitstre¬ bender stand ihm dabei Martensen treu zur Seite, der jetzt Pro¬ fessor der Theologie und auch in Deutschland durch sein Buch: „Ueber Lenau's Faust" rühmlich bekannt ist. Hierauf schrieb Heiberg eine treffliche Einleitung zur Logik und gab seit 1837 die Viertel- iahrsschrist „Perseus" heraus. Dies Journal sprach gleich im Titel als Tendenz aus: die ideenlose Meduse des Empirismus niederzu- werfen und Andromeda — die barbarisch gefesselte Idee — zu be¬ freien. Diese Zeitschrift erschien nicht lange und Heiberg redigirt nun seit 1842 das „Intelligenzblatt." Von seinen dramatischen Werken fordern besonders noch fol¬ gende Erwähnung. Das Schauspiel „Nina" (1824) hat einen sehr schwierigen Stoff, denn die Heldin wird aus Liebe wahnsinnig, und es gehörte ganz die Feinheit Heiberg's dazu, um einen so grellen Zustand zur harmonischen Anschauung zu bringen. Eines wahren Sturmes von Beifall hatte sich das romantische Drama: „Elverhöi ...... der Elfenhügel" zu erfreuen, als es 1828 auf der Bühne erschien, und nahe an hundert Mal wurde es bei gedrängt vollem Hause aufgeführt. Die Sage vom Elfenkönig auf dem Stcvcnögcbirge ist

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/342>, abgerufen am 23.12.2024.