GeneralcaMn, jeder Alkalde, jede Gemeinde im Gefühl ihrer relati¬ ven Unabhängigkeit handelte. Als daher der Ruf erscholl: "vio-l ol ni,"o!nec"", vertheidigten jene, die ihm folgten, nicht allein dessen Unverletzlichkeit, als auch jene ihrer eigenen Gesinnungen, Gebräuche und Sitten. -- Der Krieg vom Jahre 1803 war der Sturm, wel¬ cher den geborgten französischen purpurgestickten Königsmantel hin¬ wegwehte, und man war erstaunt, unter demselben das alte Spa¬ nien, welches man längst begraben und vermodert glaubte, das mit¬ telalterliche, glühende Land, mit allen seinen Eigenthümlichkeiten un¬ versehrt wieder erstehen zu sehn. Das Mittelalter, welches sonst überall sich überlebt hatte oder geschlachtet war, lebte hier in voller Regsamkeit fort. Alle Erscheinungen, welche dessen Physiognomie so charakteristisch bezeichnen, traten nunmehr in ihrer vollen Kraft her¬ vor. Die Jsolirung der Korporationen und Municipalitäten, die Abneigung des Landvolkes gegen die Städte, das Hervorleuchten ein¬ zelner Persönlichkeiten und Charaktere, unbedingte Aufopferung, starre Consequenz, aber Mangel an Einheit und Zusammenwirken, Unord¬ nung, aber Ausdauer, rührende Treue und Anhänglichkeit neben blin¬ dem fanatischem Haß, Heldenmut!) und Grausamkeit, religiöse Be¬ geisterung und wilde Rohheit bezeichnen diesen Kampf, wie jene des Mittelalters, welches, wie gesagt, damals noch unbemerkt inmitten der Institutionen neuerer Zeit, durch welche es wohl überdeckt, nicht aber verdaut war, fortlebte. Es ist aber ein bestehendes Gesetz der Natur, daß wohl eine Zeit die andere, wie ein organisches Wesen ein anderes, verschlinge; aber nur dann, wenn das letztere vollkom¬ men todt ist und ausgelebt hat, kann der Assimilationsprozcß vor sich gehen, der das Verschlungene mit dem Verschlingenden verschmilzt. Das war in Spanien nicht geschehen. Gebühren, Todten, Speisen und Erzeugen sind Functionen, welche in der geistigen Welt, wie in der physischen, nie ohne besondere Sensationen vorübergehen!
GeneralcaMn, jeder Alkalde, jede Gemeinde im Gefühl ihrer relati¬ ven Unabhängigkeit handelte. Als daher der Ruf erscholl: „vio-l ol ni,»o!nec»", vertheidigten jene, die ihm folgten, nicht allein dessen Unverletzlichkeit, als auch jene ihrer eigenen Gesinnungen, Gebräuche und Sitten. — Der Krieg vom Jahre 1803 war der Sturm, wel¬ cher den geborgten französischen purpurgestickten Königsmantel hin¬ wegwehte, und man war erstaunt, unter demselben das alte Spa¬ nien, welches man längst begraben und vermodert glaubte, das mit¬ telalterliche, glühende Land, mit allen seinen Eigenthümlichkeiten un¬ versehrt wieder erstehen zu sehn. Das Mittelalter, welches sonst überall sich überlebt hatte oder geschlachtet war, lebte hier in voller Regsamkeit fort. Alle Erscheinungen, welche dessen Physiognomie so charakteristisch bezeichnen, traten nunmehr in ihrer vollen Kraft her¬ vor. Die Jsolirung der Korporationen und Municipalitäten, die Abneigung des Landvolkes gegen die Städte, das Hervorleuchten ein¬ zelner Persönlichkeiten und Charaktere, unbedingte Aufopferung, starre Consequenz, aber Mangel an Einheit und Zusammenwirken, Unord¬ nung, aber Ausdauer, rührende Treue und Anhänglichkeit neben blin¬ dem fanatischem Haß, Heldenmut!) und Grausamkeit, religiöse Be¬ geisterung und wilde Rohheit bezeichnen diesen Kampf, wie jene des Mittelalters, welches, wie gesagt, damals noch unbemerkt inmitten der Institutionen neuerer Zeit, durch welche es wohl überdeckt, nicht aber verdaut war, fortlebte. Es ist aber ein bestehendes Gesetz der Natur, daß wohl eine Zeit die andere, wie ein organisches Wesen ein anderes, verschlinge; aber nur dann, wenn das letztere vollkom¬ men todt ist und ausgelebt hat, kann der Assimilationsprozcß vor sich gehen, der das Verschlungene mit dem Verschlingenden verschmilzt. Das war in Spanien nicht geschehen. Gebühren, Todten, Speisen und Erzeugen sind Functionen, welche in der geistigen Welt, wie in der physischen, nie ohne besondere Sensationen vorübergehen!
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GeneralcaMn, jeder Alkalde, jede Gemeinde im Gefühl ihrer relati¬
ven Unabhängigkeit handelte. Als daher der Ruf erscholl: „vio-l ol
ni,»o!nec»", vertheidigten jene, die ihm folgten, nicht allein dessen
Unverletzlichkeit, als auch jene ihrer eigenen Gesinnungen, Gebräuche
und Sitten. — Der Krieg vom Jahre 1803 war der Sturm, wel¬
cher den geborgten französischen purpurgestickten Königsmantel hin¬
wegwehte, und man war erstaunt, unter demselben das alte Spa¬
nien, welches man längst begraben und vermodert glaubte, das mit¬
telalterliche, glühende Land, mit allen seinen Eigenthümlichkeiten un¬
versehrt wieder erstehen zu sehn. Das Mittelalter, welches sonst
überall sich überlebt hatte oder geschlachtet war, lebte hier in voller
Regsamkeit fort. Alle Erscheinungen, welche dessen Physiognomie so
charakteristisch bezeichnen, traten nunmehr in ihrer vollen Kraft her¬
vor. Die Jsolirung der Korporationen und Municipalitäten, die
Abneigung des Landvolkes gegen die Städte, das Hervorleuchten ein¬
zelner Persönlichkeiten und Charaktere, unbedingte Aufopferung, starre
Consequenz, aber Mangel an Einheit und Zusammenwirken, Unord¬
nung, aber Ausdauer, rührende Treue und Anhänglichkeit neben blin¬
dem fanatischem Haß, Heldenmut!) und Grausamkeit, religiöse Be¬
geisterung und wilde Rohheit bezeichnen diesen Kampf, wie jene des
Mittelalters, welches, wie gesagt, damals noch unbemerkt inmitten
der Institutionen neuerer Zeit, durch welche es wohl überdeckt, nicht
aber verdaut war, fortlebte. Es ist aber ein bestehendes Gesetz der
Natur, daß wohl eine Zeit die andere, wie ein organisches Wesen
ein anderes, verschlinge; aber nur dann, wenn das letztere vollkom¬
men todt ist und ausgelebt hat, kann der Assimilationsprozcß vor sich
gehen, der das Verschlungene mit dem Verschlingenden verschmilzt.
Das war in Spanien nicht geschehen. Gebühren, Todten, Speisen
und Erzeugen sind Functionen, welche in der geistigen Welt, wie in
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Die Grenzboten. Jg. 3, 1844, I. Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341546_179712/309>, abgerufen am 23.12.2024.
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