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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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ihm hoffen konnte. Nur wartete er ab,.bis die erste Aufregung des
Augenblicks sich gelegt habe. ' -'' ,, , .. ^

Jn^.der. zweiten. ^ Nacht nach dem Tode Selims näherte sich der
SUave Heu,-Leichnam seines alten Herrn, um.die Gebete herzusagen,
WgH Palinari, "is.een Christ nicht, thun konnte; denn einen Iman
herbeizuholen,, dgs hieße, muthwillig .dem Tode sich aussetzen.

Der. Sklave legte den Leichnam auf die Seite, mit dem Haupte
nach Uecca zugewandt. , , >

-- "Ich glaube,,, sprach er, "an einen einzigen Gott,, ohne
Gefährten, ohne Sohn; und nur vor ihm beuge ich mich nieder. Ich
glaube, daß Mahomed der letzte, der größte und das Siegel aller
Propheten ist; ich glaube, daß Ali sein Stellvertreter ist.,, ,

-- "Und Du, treuer Gläubiger, glaube fest, daß unser Gott
.groß und ruhmvoll ist; daß Mahomed der erhabenste der Propheten;
daß der Tod wirklich; daß das Verhör,, dem Munkir und Nekir
Me Engel des Gerichts) Dich unterwerfen werden, wahrhaftig; daß
.die Hölle und das, jüngste Gericht .unzweifelhaft sind. Und nun möge
Gott -- sein Name, ist hochgepriesen -- günstiges Ohr Deinen Ant¬
worten verleihen; möge er Dir einen Platz geben zur Rechten des
Propheten.,, , > ,

-- "Großer Gott! Gott Mahomeds! Laß die Erde leicht
sein Deinem frommen Diener Selim-Uol.n." ,

> Nach Beendigung diefer Gebete luden der Greis und der Skla¬
ve den. Leichnam Selims auf ihre Schultern, und schlugen stillschwei¬
gend .den Weg nach.dem Friedhofe von Top-Khane ein. Eulaleja
folgt ihnen weinend.' Als sie in der. Nähe der Stadtmauern wareji,
ward.in', der Ferne ein Geräusch von Schritten, vemehmba^ ' Sie
gehen, weiter,', und der Klang von..Stimmen schlägt an' ihr. Ohr.
Noch können sie fliehen;, aber ,sie.mußten den Leichnam SeliMs'sei¬
nem Schick al, überlassen, 'und.der' Greis D..etWIoM,.HbÄ'd'en
Tod auf .sein Haupt' zu lade,n.. 'Sie nähern .sich. also^..'und. unter¬
scheiden endlich, etwa ein Dutzend. O^ncicre, in deren Mitte . man ei¬
gnen Mann von Mittelwuchs.,' breiten Schultern, ..stolzem und festem
'Blick bemerkt. "EKt kurzer, aber dichter''Bald''wnWeßt' feinDt-
sicht; .eine demantene Agraffe leuchtet von seinem Tarbouch -- so hei¬
len ol- jetzigen Mützen der' Türken ^ 'herab. > '
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ihm hoffen konnte. Nur wartete er ab,.bis die erste Aufregung des
Augenblicks sich gelegt habe. ' -'' ,, , .. ^

Jn^.der. zweiten. ^ Nacht nach dem Tode Selims näherte sich der
SUave Heu,-Leichnam seines alten Herrn, um.die Gebete herzusagen,
WgH Palinari, «is.een Christ nicht, thun konnte; denn einen Iman
herbeizuholen,, dgs hieße, muthwillig .dem Tode sich aussetzen.

Der. Sklave legte den Leichnam auf die Seite, mit dem Haupte
nach Uecca zugewandt. , , >

— „Ich glaube,,, sprach er, „an einen einzigen Gott,, ohne
Gefährten, ohne Sohn; und nur vor ihm beuge ich mich nieder. Ich
glaube, daß Mahomed der letzte, der größte und das Siegel aller
Propheten ist; ich glaube, daß Ali sein Stellvertreter ist.,, ,

— „Und Du, treuer Gläubiger, glaube fest, daß unser Gott
.groß und ruhmvoll ist; daß Mahomed der erhabenste der Propheten;
daß der Tod wirklich; daß das Verhör,, dem Munkir und Nekir
Me Engel des Gerichts) Dich unterwerfen werden, wahrhaftig; daß
.die Hölle und das, jüngste Gericht .unzweifelhaft sind. Und nun möge
Gott — sein Name, ist hochgepriesen — günstiges Ohr Deinen Ant¬
worten verleihen; möge er Dir einen Platz geben zur Rechten des
Propheten.,, , > ,

— „Großer Gott! Gott Mahomeds! Laß die Erde leicht
sein Deinem frommen Diener Selim-Uol.n.„ ,

> Nach Beendigung diefer Gebete luden der Greis und der Skla¬
ve den. Leichnam Selims auf ihre Schultern, und schlugen stillschwei¬
gend .den Weg nach.dem Friedhofe von Top-Khane ein. Eulaleja
folgt ihnen weinend.' Als sie in der. Nähe der Stadtmauern wareji,
ward.in', der Ferne ein Geräusch von Schritten, vemehmba^ ' Sie
gehen, weiter,', und der Klang von..Stimmen schlägt an' ihr. Ohr.
Noch können sie fliehen;, aber ,sie.mußten den Leichnam SeliMs'sei¬
nem Schick al, überlassen, 'und.der' Greis D..etWIoM,.HbÄ'd'en
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scheiden endlich, etwa ein Dutzend. O^ncicre, in deren Mitte . man ei¬
gnen Mann von Mittelwuchs.,' breiten Schultern, ..stolzem und festem
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sicht; .eine demantene Agraffe leuchtet von seinem Tarbouch — so hei¬
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/725>, abgerufen am 22.12.2024.