Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester., -- Selim! .... Aber, mein', Vater, Dein Blut , fließt, Du - -- Nein, beruhige Dich. Eine Kugel hat mir leichthin die -- Selim! Unglückseliger Freund! Mußte denn das Unglück, In diesen: Augenblicke traf ein heftigeres Geräusch von Flinten¬ ,-- Es ist also um sie geschehen, murmelte der Greis, und ließ , Mitten in der dichtesten Finsterniß der Nacht, verließ, Palinari> Am andern Morgen erfüllten Palinari und der Sklave die für , — Selim! .... Aber, mein', Vater, Dein Blut , fließt, Du - — Nein, beruhige Dich. Eine Kugel hat mir leichthin die — Selim! Unglückseliger Freund! Mußte denn das Unglück, In diesen: Augenblicke traf ein heftigeres Geräusch von Flinten¬ ,— Es ist also um sie geschehen, murmelte der Greis, und ließ , Mitten in der dichtesten Finsterniß der Nacht, verließ, Palinari> Am andern Morgen erfüllten Palinari und der Sklave die für <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0724" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267937"/> <p xml:id="ID_2559"> , — Selim! .... Aber, mein', Vater, Dein Blut , fließt, Du<lb/> bist verwundet?</p><lb/> <p xml:id="ID_2560"> - — Nein, beruhige Dich. Eine Kugel hat mir leichthin die<lb/> Stirne gestreift. Ach, eS war vielleicht dieselbe, die Selim getödtet<lb/> hat! Er beschützte unsre Flucht. Wir zogen nahe hier vorbei, als<lb/> ein mörderisches Blei ihn zu meinen Füßen niederstreckte. Sterbend<lb/> noch, meine Tochkr, dachte er an Dich; er sendet Dir sein letztes<lb/> Lebewohl.</p><lb/> <p xml:id="ID_2561"> — Selim! Unglückseliger Freund! Mußte denn das Unglück,<lb/> das uns verfolgt, sich auch an Deine Ferse heften! Und um mei¬<lb/> netwillen ist er gestorben!</p><lb/> <p xml:id="ID_2562"> In diesen: Augenblicke traf ein heftigeres Geräusch von Flinten¬<lb/> schüssen ihre Ohren; der Greis stieg auf die Terrasse,, seine Tochter<lb/> in Thränen zurücklassend. Die aufleuchtenden Blitze der Schüsse, die<lb/> von zwei Seiten her immer häufiger wurden, ließen ihn bald die trau¬<lb/> rige Wahrheit erkennen, daß nämlich die Trümmer der Janitscharen<lb/> sich in einer Gasse eingeschlossen und von zwei Seiten dem, Feuer<lb/> ausgesetzt fanden. Bald ließ das Knallen des GewehrfeucrS nach;<lb/> noch einige zerstreute Schüsse, und dann ward es plötzlich todeöstill in<lb/> Constantinopel. , , , ^</p><lb/> <p xml:id="ID_2563"> ,— Es ist also um sie geschehen, murmelte der Greis, und ließ<lb/> in, dumpfer Verzweiflung sein Haupt sinken. !</p><lb/> <p xml:id="ID_2564"> , Mitten in der dichtesten Finsterniß der Nacht, verließ, Palinari><lb/> begleitet von einem Sklaven Selims, das,Haus; er hatte eine Pflicht<lb/> heiliger Dankbarkeit zu erfüllen. Bald kam er, mit einem Leichnam<lb/> belastet zurück; es war,der des jungen Obersten. Eine Kugel war<lb/> ihm durch die Brust gegangen, und das Blut floß noch aus der<lb/> Wunde. Der Greis befahl seiner Tochter, sich zu entfernen, und die<lb/> Leiche ward sodann auf ein Bett niedergelegt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2565" next="#ID_2566"> Am andern Morgen erfüllten Palinari und der Sklave die für<lb/> ein Begräbniß gebräuchlichen Ceremonicen. Selims Leichnam ward<lb/> gebadet, und sorgfältig abgetrocknet; man legte ihm Kampher in die<lb/> Gelenke der Kniee und Arme, man hüllte ihn in ein weißes Leichen¬<lb/> tuch, das Mit Versen aus dem Koran bedeckt wurde. Der Greis,<lb/> ohne die- Gefahren zu befürchten, die für ihn daraus erwachsen könn¬<lb/> ten, hatte beschlossen, seinen, Freunde die Schuld seiner Erkenntlich¬<lb/> keit zu zahlen, indem er ihm den letzten Dienst leistete, den er von</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0724]
, — Selim! .... Aber, mein', Vater, Dein Blut , fließt, Du
bist verwundet?
- — Nein, beruhige Dich. Eine Kugel hat mir leichthin die
Stirne gestreift. Ach, eS war vielleicht dieselbe, die Selim getödtet
hat! Er beschützte unsre Flucht. Wir zogen nahe hier vorbei, als
ein mörderisches Blei ihn zu meinen Füßen niederstreckte. Sterbend
noch, meine Tochkr, dachte er an Dich; er sendet Dir sein letztes
Lebewohl.
— Selim! Unglückseliger Freund! Mußte denn das Unglück,
das uns verfolgt, sich auch an Deine Ferse heften! Und um mei¬
netwillen ist er gestorben!
In diesen: Augenblicke traf ein heftigeres Geräusch von Flinten¬
schüssen ihre Ohren; der Greis stieg auf die Terrasse,, seine Tochter
in Thränen zurücklassend. Die aufleuchtenden Blitze der Schüsse, die
von zwei Seiten her immer häufiger wurden, ließen ihn bald die trau¬
rige Wahrheit erkennen, daß nämlich die Trümmer der Janitscharen
sich in einer Gasse eingeschlossen und von zwei Seiten dem, Feuer
ausgesetzt fanden. Bald ließ das Knallen des GewehrfeucrS nach;
noch einige zerstreute Schüsse, und dann ward es plötzlich todeöstill in
Constantinopel. , , , ^
,— Es ist also um sie geschehen, murmelte der Greis, und ließ
in, dumpfer Verzweiflung sein Haupt sinken. !
, Mitten in der dichtesten Finsterniß der Nacht, verließ, Palinari>
begleitet von einem Sklaven Selims, das,Haus; er hatte eine Pflicht
heiliger Dankbarkeit zu erfüllen. Bald kam er, mit einem Leichnam
belastet zurück; es war,der des jungen Obersten. Eine Kugel war
ihm durch die Brust gegangen, und das Blut floß noch aus der
Wunde. Der Greis befahl seiner Tochter, sich zu entfernen, und die
Leiche ward sodann auf ein Bett niedergelegt.
Am andern Morgen erfüllten Palinari und der Sklave die für
ein Begräbniß gebräuchlichen Ceremonicen. Selims Leichnam ward
gebadet, und sorgfältig abgetrocknet; man legte ihm Kampher in die
Gelenke der Kniee und Arme, man hüllte ihn in ein weißes Leichen¬
tuch, das Mit Versen aus dem Koran bedeckt wurde. Der Greis,
ohne die- Gefahren zu befürchten, die für ihn daraus erwachsen könn¬
ten, hatte beschlossen, seinen, Freunde die Schuld seiner Erkenntlich¬
keit zu zahlen, indem er ihm den letzten Dienst leistete, den er von
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