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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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steht,, den schaffe, man weg, bevor es Krieg gibt. Jederman weiß, wie
wichtig oft die Stellung eines Divisionävs im Kriege ist, wie, er, wen"
er selbstständig mit seiner Division agirt, ein Feldherr im, verjüngten
Maßstab genannt werden kann; wie er da alle Branchen der Kriegs-
Wst,verstehen und nicht allein seine Division vor dein Feind gut füh¬
ren/ sondern auch für.ihre Ernährung und Wohlfahrt sorgen muß.
Wie und wo soll er dies aber lernen, Wenn er im Frieden der Untä¬
tigkeit hingegeben, nur zuweilen bei Gelegenheit eines Erercierlagers ein
Kommando auf ckurze Zeit erhält/ Wie,djes in vielen Armeen bis auf
den heutigen Tag geschieht?

,, Ohne Uebung kein Mister, sagt das Sprichwort. Wenn aber der
trefflichste Officier vom Obristen zum General avancirt und dadurch
gleichsam ein de-ovei <j>e Lqineaxitise erhalten, kann, dann muß er, statt
sich zu vervollkommnen, zurückgehen. Wer da glaubt, das Kommandi¬
ren sei so leicht, ist auf dem Irrwege, es will nicht allein gelernt, es
will auch geübt sein. ' Auch schon in dieser Beziehung haben daher die¬
jenigen Armeen den Vorzug, welche schon im , Frieden in Armeekorps
und Divisionen abgetheilt sind und nicht erst bei ausbrechenden Krieg
diese Heeresabtheilungen organisiren müssen.. Ein Jeder kennt da, seine
Stelle und bleibt im Frieden in der Uebung dessen, was er im "Krieg,
wenn auch nach größerem Maßstab,, zu thun hat. Jeder ,kennt den An¬
dern, d. h. die Befehlenden ihre Untergebenen, diese kennen, achten und
liehen Die,, von denen sie Befehle empfangen. Auch hier winden sich mo¬
ralische Bande um das Ganze, und schützen es vor Auflösung. Ob¬
gleich wir sehr wenig über Divisionäre und Brigadiers gesagt haben,
so ist es für unsern Zweck genügend anzudeuten, und in den wenigen
Worten findet sich alles, was wir verlangen, und was lange vor uns
verlangt worden ist. Noch das alleinige Wort ließe sich zufügen: dem
wahren ^'ufte-mIZiLu treu zu bleiben, keinen zum Dwisionär nach dem
strengen Avancement, noch den Günstling zu dem M befördern, wozu
er nicht taugt. , , , ,


Der Obrist oder Regiment s-C l) e f.

, Diejenige Armee, welche gute Regiments-Chefs hat, wird unfehl¬
bar selbst/gut, sein, denn'sie sind neben dem komMndirenden General
.die Seele, einer Armee. Wir wollen versuchen, das Bild eines Obristen
.zu entwerfen, wie .uns, dasselbe als Ideal, vor der Seele schwebt. Er


steht,, den schaffe, man weg, bevor es Krieg gibt. Jederman weiß, wie
wichtig oft die Stellung eines Divisionävs im Kriege ist, wie, er, wen»
er selbstständig mit seiner Division agirt, ein Feldherr im, verjüngten
Maßstab genannt werden kann; wie er da alle Branchen der Kriegs-
Wst,verstehen und nicht allein seine Division vor dein Feind gut füh¬
ren/ sondern auch für.ihre Ernährung und Wohlfahrt sorgen muß.
Wie und wo soll er dies aber lernen, Wenn er im Frieden der Untä¬
tigkeit hingegeben, nur zuweilen bei Gelegenheit eines Erercierlagers ein
Kommando auf ckurze Zeit erhält/ Wie,djes in vielen Armeen bis auf
den heutigen Tag geschieht?

,, Ohne Uebung kein Mister, sagt das Sprichwort. Wenn aber der
trefflichste Officier vom Obristen zum General avancirt und dadurch
gleichsam ein de-ovei <j>e Lqineaxitise erhalten, kann, dann muß er, statt
sich zu vervollkommnen, zurückgehen. Wer da glaubt, das Kommandi¬
ren sei so leicht, ist auf dem Irrwege, es will nicht allein gelernt, es
will auch geübt sein. ' Auch schon in dieser Beziehung haben daher die¬
jenigen Armeen den Vorzug, welche schon im , Frieden in Armeekorps
und Divisionen abgetheilt sind und nicht erst bei ausbrechenden Krieg
diese Heeresabtheilungen organisiren müssen.. Ein Jeder kennt da, seine
Stelle und bleibt im Frieden in der Uebung dessen, was er im „Krieg,
wenn auch nach größerem Maßstab,, zu thun hat. Jeder ,kennt den An¬
dern, d. h. die Befehlenden ihre Untergebenen, diese kennen, achten und
liehen Die,, von denen sie Befehle empfangen. Auch hier winden sich mo¬
ralische Bande um das Ganze, und schützen es vor Auflösung. Ob¬
gleich wir sehr wenig über Divisionäre und Brigadiers gesagt haben,
so ist es für unsern Zweck genügend anzudeuten, und in den wenigen
Worten findet sich alles, was wir verlangen, und was lange vor uns
verlangt worden ist. Noch das alleinige Wort ließe sich zufügen: dem
wahren ^'ufte-mIZiLu treu zu bleiben, keinen zum Dwisionär nach dem
strengen Avancement, noch den Günstling zu dem M befördern, wozu
er nicht taugt. , , , ,


Der Obrist oder Regiment s-C l) e f.

, Diejenige Armee, welche gute Regiments-Chefs hat, wird unfehl¬
bar selbst/gut, sein, denn'sie sind neben dem komMndirenden General
.die Seele, einer Armee. Wir wollen versuchen, das Bild eines Obristen
.zu entwerfen, wie .uns, dasselbe als Ideal, vor der Seele schwebt. Er


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/682>, abgerufen am 22.12.2024.