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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Daß wir es nie mit Belgien sollten aufnehmen können, scheint eine,
übertriebene Besorgnis). Wenn unsere Lokalinteressen ungünstiger sind,
so muß zu deren Ausgleichung jedenfalls ein mäßiger Schutz künftig
schon hinreichen, der, welcher den Transport des rohen Materials
ausgleicht, denn letzteres geht ja schon jetzt ein und in bedeutender
Menge. Sollten wir es nicht so billig verarbeiten können, wie die
Belgier, bei denen die nöthigen Menschenhände theurer sind, als bei
uns? Der Aktienschwindel drüben soll es uns aber unmöglich ma¬
chen, ihren Maschinen je die Spitze bieten zu können! Dieser Grund
scheint uns nicht gründlich. Ein Schwindel ist' nur auf kurze Zeit
gefährlich, denn entweder man kömmt darauf zur Besinnung oder
wird ganz ohnmächtig. Wenn die Belgier jetzt ihre Märkte überfüllt
haben, um nicht mit den Eisen- auch die Kohlengruben brach liegen
zu lassen, wenn sie, um nur etwas einzunehmen, mit den Preisen
geschleudert haben, so folgt daraus nicht, daß dies immer der Fall
sein wird, denn jedes Kapital, auch das einer Gesellschaft, findet sein
Ende. Auch eine Gesellschaft weiß zu rechnen, und wenn sie mit
mäßiger Arbeit bestehen kann, so überarbeitet sie sich nicht, um zu
verlieren. Wir wissen recht gut, was anonyme Gesellschaften leisten
können, .wir wissen, daß Maschinenbau auf bedeutenden Kapitalien
beruht i Jederman weiß aber auch, daß der einzelne Besitzer immer
wohlfeiler zu arbeiten vermag, als eine Gesellschaft mit ihrer kostspie¬
ligeren Verwaltung und schlechteren Leitung. So viel Vertrauen aber
hegen wir zu unsern Landsleuten, daß es ihnen nicht an der Wissen¬
schaft und dem Geschick fehlt, so gut zu arbeiten, als das Ausland.
Liefern wir doch schon jetzt --obgleich es leider zu häufig vorkommt,
daß fremde Maschinen freien Einlaß erhalten, während wir unsere
Industrie doch geschützt wünschen -- Maschinen, die ihren Absatz au¬
ßer den Vercinsstaaten finden, eine Anerkennung, die uns sür die
kurze Lebenszeit dieses Gewerbözweiges zur Ehre gereicht. Die Furcht,
daß die Belgische Industrie bei einer Annäherung durch Verträge
weniger stark in unsere Gegend einwandern werde, ist, wenn dies
selbst wichtiger wäre, als es ist, nicht einmal zu theilen, denn bei
geringern Produktionskosten des ärmern Landes wandert die Industrie
immer gern bei ihm ein, wenn die theuren Kosten des reichen Lan¬
des ein gewisses Maaß übersteigen. Wie, wenn wir aber nun die
Tabellen nachschlagen und die andern Fabrikationen zu Rathe ziehen,


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Daß wir es nie mit Belgien sollten aufnehmen können, scheint eine,
übertriebene Besorgnis). Wenn unsere Lokalinteressen ungünstiger sind,
so muß zu deren Ausgleichung jedenfalls ein mäßiger Schutz künftig
schon hinreichen, der, welcher den Transport des rohen Materials
ausgleicht, denn letzteres geht ja schon jetzt ein und in bedeutender
Menge. Sollten wir es nicht so billig verarbeiten können, wie die
Belgier, bei denen die nöthigen Menschenhände theurer sind, als bei
uns? Der Aktienschwindel drüben soll es uns aber unmöglich ma¬
chen, ihren Maschinen je die Spitze bieten zu können! Dieser Grund
scheint uns nicht gründlich. Ein Schwindel ist' nur auf kurze Zeit
gefährlich, denn entweder man kömmt darauf zur Besinnung oder
wird ganz ohnmächtig. Wenn die Belgier jetzt ihre Märkte überfüllt
haben, um nicht mit den Eisen- auch die Kohlengruben brach liegen
zu lassen, wenn sie, um nur etwas einzunehmen, mit den Preisen
geschleudert haben, so folgt daraus nicht, daß dies immer der Fall
sein wird, denn jedes Kapital, auch das einer Gesellschaft, findet sein
Ende. Auch eine Gesellschaft weiß zu rechnen, und wenn sie mit
mäßiger Arbeit bestehen kann, so überarbeitet sie sich nicht, um zu
verlieren. Wir wissen recht gut, was anonyme Gesellschaften leisten
können, .wir wissen, daß Maschinenbau auf bedeutenden Kapitalien
beruht i Jederman weiß aber auch, daß der einzelne Besitzer immer
wohlfeiler zu arbeiten vermag, als eine Gesellschaft mit ihrer kostspie¬
ligeren Verwaltung und schlechteren Leitung. So viel Vertrauen aber
hegen wir zu unsern Landsleuten, daß es ihnen nicht an der Wissen¬
schaft und dem Geschick fehlt, so gut zu arbeiten, als das Ausland.
Liefern wir doch schon jetzt —obgleich es leider zu häufig vorkommt,
daß fremde Maschinen freien Einlaß erhalten, während wir unsere
Industrie doch geschützt wünschen — Maschinen, die ihren Absatz au¬
ßer den Vercinsstaaten finden, eine Anerkennung, die uns sür die
kurze Lebenszeit dieses Gewerbözweiges zur Ehre gereicht. Die Furcht,
daß die Belgische Industrie bei einer Annäherung durch Verträge
weniger stark in unsere Gegend einwandern werde, ist, wenn dies
selbst wichtiger wäre, als es ist, nicht einmal zu theilen, denn bei
geringern Produktionskosten des ärmern Landes wandert die Industrie
immer gern bei ihm ein, wenn die theuren Kosten des reichen Lan¬
des ein gewisses Maaß übersteigen. Wie, wenn wir aber nun die
Tabellen nachschlagen und die andern Fabrikationen zu Rathe ziehen,


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[0665] Daß wir es nie mit Belgien sollten aufnehmen können, scheint eine, übertriebene Besorgnis). Wenn unsere Lokalinteressen ungünstiger sind, so muß zu deren Ausgleichung jedenfalls ein mäßiger Schutz künftig schon hinreichen, der, welcher den Transport des rohen Materials ausgleicht, denn letzteres geht ja schon jetzt ein und in bedeutender Menge. Sollten wir es nicht so billig verarbeiten können, wie die Belgier, bei denen die nöthigen Menschenhände theurer sind, als bei uns? Der Aktienschwindel drüben soll es uns aber unmöglich ma¬ chen, ihren Maschinen je die Spitze bieten zu können! Dieser Grund scheint uns nicht gründlich. Ein Schwindel ist' nur auf kurze Zeit gefährlich, denn entweder man kömmt darauf zur Besinnung oder wird ganz ohnmächtig. Wenn die Belgier jetzt ihre Märkte überfüllt haben, um nicht mit den Eisen- auch die Kohlengruben brach liegen zu lassen, wenn sie, um nur etwas einzunehmen, mit den Preisen geschleudert haben, so folgt daraus nicht, daß dies immer der Fall sein wird, denn jedes Kapital, auch das einer Gesellschaft, findet sein Ende. Auch eine Gesellschaft weiß zu rechnen, und wenn sie mit mäßiger Arbeit bestehen kann, so überarbeitet sie sich nicht, um zu verlieren. Wir wissen recht gut, was anonyme Gesellschaften leisten können, .wir wissen, daß Maschinenbau auf bedeutenden Kapitalien beruht i Jederman weiß aber auch, daß der einzelne Besitzer immer wohlfeiler zu arbeiten vermag, als eine Gesellschaft mit ihrer kostspie¬ ligeren Verwaltung und schlechteren Leitung. So viel Vertrauen aber hegen wir zu unsern Landsleuten, daß es ihnen nicht an der Wissen¬ schaft und dem Geschick fehlt, so gut zu arbeiten, als das Ausland. Liefern wir doch schon jetzt —obgleich es leider zu häufig vorkommt, daß fremde Maschinen freien Einlaß erhalten, während wir unsere Industrie doch geschützt wünschen — Maschinen, die ihren Absatz au¬ ßer den Vercinsstaaten finden, eine Anerkennung, die uns sür die kurze Lebenszeit dieses Gewerbözweiges zur Ehre gereicht. Die Furcht, daß die Belgische Industrie bei einer Annäherung durch Verträge weniger stark in unsere Gegend einwandern werde, ist, wenn dies selbst wichtiger wäre, als es ist, nicht einmal zu theilen, denn bei geringern Produktionskosten des ärmern Landes wandert die Industrie immer gern bei ihm ein, wenn die theuren Kosten des reichen Lan¬ des ein gewisses Maaß übersteigen. Wie, wenn wir aber nun die Tabellen nachschlagen und die andern Fabrikationen zu Rathe ziehen, 63

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/665>, abgerufen am 22.12.2024.