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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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brikation zu hoch geschraubt hat; gegen seine Aktiengesellschaften aber
kann Niemand aufkommen, da, diese so lang schleudern können, bis
keine Concurrenz mehr besteht. , .

Gegen diese allerdings plausibler Behauptungen Haben sich aber,
gewichtige Stimmen erhoben, unter welchen namentlich dasjenige von
Bedeutung ist, was in den leitenden Artikeln unserer Hiesigen Zeitung
ausgesprochen wurde. Ich will Ihnen-in Kurzem die Hauptpunkte
derselben auseinandersetzen.

Was die politische Seite anbetrifft, -- beißt es in einem jener,
trefflichen Artikel -- so sind wir unbedingt der Ansicht, daß es kein
besseres Mittel, gibt, Völker zu verbinden, als einen wohlerwogenen
Handelsvertrag. Ein förmlicher Zollanschluß würde zwar noch ent¬
schiedener wirken, aber von diesem kann in diesem Falle nicht die Re-
de sein. Die Traktate, sowohl, wie die Natur unseres Zollverhandes
verbieten es, denn er soll bloß Deutsch sein, und Belgien ist " weit,
entfernt, ein überwiegendes Deutsches, Element zu besitzen.. Das Letz-,,
lere.regt sich allerdings erfreulich, so sehr die Hoffnung auf Franzö¬
sische Unterstützung, der Ursprung der Revolution, die anfänglichen
Beherrscher der Presse durch Französische Federn auch, auf Unterdrüc¬
kung desselben bedacht gewesen sind. Aber das ist, eben das Schöne
in dem germanischen Prinzipe, daß es so schwer zu bewältigen, ist,,
und so sehen wir mit Vergnügen dasselbe jetzt,in Belgien W immer-
mehr, geltend machen. Daß dasselbe durch eine Annäherung an Deutsch¬
land nur Kräfte gewinnen würde, unterliegt keinem Zweifel. Aber,
frägt man, haben nicht alle Handelsverträge bis jetzt nur Abneigung
statt Sympathie erweckt? Es kommt nur darauf an, daß die Ver¬
träge billig für die sich vertragenden Staaten sind, nicht aber Einer
in Gegenwart oder Zukunft dem Andern geopfert werde. Jm Allge-.
meinen muß der kleinere Staat, klein an Umfang oder an, Industrie,
sich bedenken, ehe er mit dem größern einen Bund schließt, damit,es
ihm nicht ergehe, wie dem Niesen, der mit dem Zwerge auf Aben-
theuer auszog, wobei der Kleine die Schläge, der Große die Ehre
erhielt. Portugal verbündete sich mit England und ging unter, weil
es, sich dem mächtigen Freunde ganz in die Hände gab, die seinigen
in den Schooß legend" Es wurde von England nicht , einmal über-,
listet, sondern.dieses schmeichelte, nur seiner.Trägheit, bis es, freilich,
ktwqs.'We,!- tiygeschm Hat, wohin es führt, wenn.man seine Selbst-


brikation zu hoch geschraubt hat; gegen seine Aktiengesellschaften aber
kann Niemand aufkommen, da, diese so lang schleudern können, bis
keine Concurrenz mehr besteht. , .

Gegen diese allerdings plausibler Behauptungen Haben sich aber,
gewichtige Stimmen erhoben, unter welchen namentlich dasjenige von
Bedeutung ist, was in den leitenden Artikeln unserer Hiesigen Zeitung
ausgesprochen wurde. Ich will Ihnen-in Kurzem die Hauptpunkte
derselben auseinandersetzen.

Was die politische Seite anbetrifft, — beißt es in einem jener,
trefflichen Artikel — so sind wir unbedingt der Ansicht, daß es kein
besseres Mittel, gibt, Völker zu verbinden, als einen wohlerwogenen
Handelsvertrag. Ein förmlicher Zollanschluß würde zwar noch ent¬
schiedener wirken, aber von diesem kann in diesem Falle nicht die Re-
de sein. Die Traktate, sowohl, wie die Natur unseres Zollverhandes
verbieten es, denn er soll bloß Deutsch sein, und Belgien ist „ weit,
entfernt, ein überwiegendes Deutsches, Element zu besitzen.. Das Letz-,,
lere.regt sich allerdings erfreulich, so sehr die Hoffnung auf Franzö¬
sische Unterstützung, der Ursprung der Revolution, die anfänglichen
Beherrscher der Presse durch Französische Federn auch, auf Unterdrüc¬
kung desselben bedacht gewesen sind. Aber das ist, eben das Schöne
in dem germanischen Prinzipe, daß es so schwer zu bewältigen, ist,,
und so sehen wir mit Vergnügen dasselbe jetzt,in Belgien W immer-
mehr, geltend machen. Daß dasselbe durch eine Annäherung an Deutsch¬
land nur Kräfte gewinnen würde, unterliegt keinem Zweifel. Aber,
frägt man, haben nicht alle Handelsverträge bis jetzt nur Abneigung
statt Sympathie erweckt? Es kommt nur darauf an, daß die Ver¬
träge billig für die sich vertragenden Staaten sind, nicht aber Einer
in Gegenwart oder Zukunft dem Andern geopfert werde. Jm Allge-.
meinen muß der kleinere Staat, klein an Umfang oder an, Industrie,
sich bedenken, ehe er mit dem größern einen Bund schließt, damit,es
ihm nicht ergehe, wie dem Niesen, der mit dem Zwerge auf Aben-
theuer auszog, wobei der Kleine die Schläge, der Große die Ehre
erhielt. Portugal verbündete sich mit England und ging unter, weil
es, sich dem mächtigen Freunde ganz in die Hände gab, die seinigen
in den Schooß legend« Es wurde von England nicht , einmal über-,
listet, sondern.dieses schmeichelte, nur seiner.Trägheit, bis es, freilich,
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[0661] brikation zu hoch geschraubt hat; gegen seine Aktiengesellschaften aber kann Niemand aufkommen, da, diese so lang schleudern können, bis keine Concurrenz mehr besteht. , . Gegen diese allerdings plausibler Behauptungen Haben sich aber, gewichtige Stimmen erhoben, unter welchen namentlich dasjenige von Bedeutung ist, was in den leitenden Artikeln unserer Hiesigen Zeitung ausgesprochen wurde. Ich will Ihnen-in Kurzem die Hauptpunkte derselben auseinandersetzen. Was die politische Seite anbetrifft, — beißt es in einem jener, trefflichen Artikel — so sind wir unbedingt der Ansicht, daß es kein besseres Mittel, gibt, Völker zu verbinden, als einen wohlerwogenen Handelsvertrag. Ein förmlicher Zollanschluß würde zwar noch ent¬ schiedener wirken, aber von diesem kann in diesem Falle nicht die Re- de sein. Die Traktate, sowohl, wie die Natur unseres Zollverhandes verbieten es, denn er soll bloß Deutsch sein, und Belgien ist „ weit, entfernt, ein überwiegendes Deutsches, Element zu besitzen.. Das Letz-,, lere.regt sich allerdings erfreulich, so sehr die Hoffnung auf Franzö¬ sische Unterstützung, der Ursprung der Revolution, die anfänglichen Beherrscher der Presse durch Französische Federn auch, auf Unterdrüc¬ kung desselben bedacht gewesen sind. Aber das ist, eben das Schöne in dem germanischen Prinzipe, daß es so schwer zu bewältigen, ist,, und so sehen wir mit Vergnügen dasselbe jetzt,in Belgien W immer- mehr, geltend machen. Daß dasselbe durch eine Annäherung an Deutsch¬ land nur Kräfte gewinnen würde, unterliegt keinem Zweifel. Aber, frägt man, haben nicht alle Handelsverträge bis jetzt nur Abneigung statt Sympathie erweckt? Es kommt nur darauf an, daß die Ver¬ träge billig für die sich vertragenden Staaten sind, nicht aber Einer in Gegenwart oder Zukunft dem Andern geopfert werde. Jm Allge-. meinen muß der kleinere Staat, klein an Umfang oder an, Industrie, sich bedenken, ehe er mit dem größern einen Bund schließt, damit,es ihm nicht ergehe, wie dem Niesen, der mit dem Zwerge auf Aben- theuer auszog, wobei der Kleine die Schläge, der Große die Ehre erhielt. Portugal verbündete sich mit England und ging unter, weil es, sich dem mächtigen Freunde ganz in die Hände gab, die seinigen in den Schooß legend« Es wurde von England nicht , einmal über-, listet, sondern.dieses schmeichelte, nur seiner.Trägheit, bis es, freilich, ktwqs.'We,!- tiygeschm Hat, wohin es führt, wenn.man seine Selbst-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/661>, abgerufen am 23.07.2024.