Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.halterin wird heute den Edelknaben des Herrn von Se. Aldegonde -- Das Fräulein von Baude gewiß! -- Und keine jener edlen Frauen Hat ihn von diesem Tode er¬ -- Keine, gab man zur Antwort., Denn die Macht Derer von Das Gespräch brach ab; denn der Zug stand am Fuße des -- , Halt ein,,hält ein! - Der Henker erbebte, und der Gerichtsdiener hatte nicht den Verwundert wandten sich alle Blicke nach der Hügclstraße zu; ^-- Platz für die Jungfrau, welche kommt, das Leben des Ver- Unterdessen war die Jungfrau an-dem Fuße des Blutgerüstes halterin wird heute den Edelknaben des Herrn von Se. Aldegonde — Das Fräulein von Baude gewiß! — Und keine jener edlen Frauen Hat ihn von diesem Tode er¬ — Keine, gab man zur Antwort., Denn die Macht Derer von Das Gespräch brach ab; denn der Zug stand am Fuße des — , Halt ein,,hält ein! - Der Henker erbebte, und der Gerichtsdiener hatte nicht den Verwundert wandten sich alle Blicke nach der Hügclstraße zu; ^— Platz für die Jungfrau, welche kommt, das Leben des Ver- Unterdessen war die Jungfrau an-dem Fuße des Blutgerüstes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0658" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267871"/> <p xml:id="ID_2327" prev="#ID_2326"> halterin wird heute den Edelknaben des Herrn von Se. Aldegonde<lb/> beweinen!</p><lb/> <p xml:id="ID_2328"> — Das Fräulein von Baude gewiß!</p><lb/> <p xml:id="ID_2329"> — Und keine jener edlen Frauen Hat ihn von diesem Tode er¬<lb/> retten können? fragte ein Bürger.</p><lb/> <p xml:id="ID_2330"> — Keine, gab man zur Antwort., Denn die Macht Derer von<lb/> Launoy ist seit der Schlacht bei Pavia so gewaltig, daß alle Versuche<lb/> an ihr zu Wasser werden. . .</p><lb/> <p xml:id="ID_2331"> Das Gespräch brach ab; denn der Zug stand am Fuße des<lb/> Schassots. Herrmann von Rossen schickte sich an, die Stufen hin»<lb/> abzusteigen, indem er fortwährend den Arm des Priesters gefaßt hielt.<lb/> Ein grausiges Stillschweigen lagerte sich über der Volksmenge; ja,<lb/> es war, als wenn mit der bangen Erwartung des verhängnißvollen<lb/> Moments die Stille wuchs und immer tiefer in jeden Busen drang.<lb/> Alle durchfuhr ein elektrischer Schlag, als man den Scharfrichter das<lb/> Beil zur Hand nehmen sah, während der Verurteilte, knieend den<lb/> Kopf auf den Block legte, indeß der Diener des Hochgerichts schon<lb/> seinen weißen Stab erhob, um dem Mann im rothen Mantel das<lb/> Signal zu geben. Da brach aus der Todesstille, die über dem Volk<lb/> herrschte, aus Aller Mund zu gleicher Zeit der Schrei hervor:</p><lb/> <p xml:id="ID_2332"> — , Halt ein,,hält ein!</p><lb/> <p xml:id="ID_2333"> - Der Henker erbebte, und der Gerichtsdiener hatte nicht den<lb/> Muth, zu rufen: Hau zu! —</p><lb/> <p xml:id="ID_2334"> Verwundert wandten sich alle Blicke nach der Hügclstraße zu;<lb/> die Volksmassen thaten sich auseinander, um einem jungen Weibe<lb/> Platz zu machen, das, weiß gekleidet, den Kopf mit einem Blumen¬<lb/> kranz geschmückt, auf das Schaffet zueilte.'</p><lb/> <p xml:id="ID_2335"> ^— Platz für die Jungfrau, welche kommt, das Leben des Ver-<lb/> urtheilten zu lösen! rief das Volk. — Sie hat das Recht, Leben und<lb/> Freiheit für ihn zu fordern, wofern sie gesonnen ist, ihn zum Ehge-<lb/> mahl zu nehmen, das ist ein alter Brauch! riefen Einige mit Unge¬<lb/> stüm. — Die Menge klatschte Beifall, Freudengeschrei begrüßte die<lb/> wunderbare Retterin, und der Platz, noch eben zu einem gräßlichen<lb/> Schauspiel bestimmt, donnerte von dem Jubel vieler tausend Kehlen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2336"> Unterdessen war die Jungfrau an-dem Fuße des Blutgerüstes<lb/> angelangt. Da versagten ihr die Kräfte, ihr Fuß bebte-zurück, als^<lb/> er die ersti Stufe berührte, sie schwankte/ und sank zusammen.</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0658]
halterin wird heute den Edelknaben des Herrn von Se. Aldegonde
beweinen!
— Das Fräulein von Baude gewiß!
— Und keine jener edlen Frauen Hat ihn von diesem Tode er¬
retten können? fragte ein Bürger.
— Keine, gab man zur Antwort., Denn die Macht Derer von
Launoy ist seit der Schlacht bei Pavia so gewaltig, daß alle Versuche
an ihr zu Wasser werden. . .
Das Gespräch brach ab; denn der Zug stand am Fuße des
Schassots. Herrmann von Rossen schickte sich an, die Stufen hin»
abzusteigen, indem er fortwährend den Arm des Priesters gefaßt hielt.
Ein grausiges Stillschweigen lagerte sich über der Volksmenge; ja,
es war, als wenn mit der bangen Erwartung des verhängnißvollen
Moments die Stille wuchs und immer tiefer in jeden Busen drang.
Alle durchfuhr ein elektrischer Schlag, als man den Scharfrichter das
Beil zur Hand nehmen sah, während der Verurteilte, knieend den
Kopf auf den Block legte, indeß der Diener des Hochgerichts schon
seinen weißen Stab erhob, um dem Mann im rothen Mantel das
Signal zu geben. Da brach aus der Todesstille, die über dem Volk
herrschte, aus Aller Mund zu gleicher Zeit der Schrei hervor:
— , Halt ein,,hält ein!
- Der Henker erbebte, und der Gerichtsdiener hatte nicht den
Muth, zu rufen: Hau zu! —
Verwundert wandten sich alle Blicke nach der Hügclstraße zu;
die Volksmassen thaten sich auseinander, um einem jungen Weibe
Platz zu machen, das, weiß gekleidet, den Kopf mit einem Blumen¬
kranz geschmückt, auf das Schaffet zueilte.'
^— Platz für die Jungfrau, welche kommt, das Leben des Ver-
urtheilten zu lösen! rief das Volk. — Sie hat das Recht, Leben und
Freiheit für ihn zu fordern, wofern sie gesonnen ist, ihn zum Ehge-
mahl zu nehmen, das ist ein alter Brauch! riefen Einige mit Unge¬
stüm. — Die Menge klatschte Beifall, Freudengeschrei begrüßte die
wunderbare Retterin, und der Platz, noch eben zu einem gräßlichen
Schauspiel bestimmt, donnerte von dem Jubel vieler tausend Kehlen.
Unterdessen war die Jungfrau an-dem Fuße des Blutgerüstes
angelangt. Da versagten ihr die Kräfte, ihr Fuß bebte-zurück, als^
er die ersti Stufe berührte, sie schwankte/ und sank zusammen.
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