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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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-- Heilige des Himmels steht mir bei! rief Amalie.

-- Den Ritter Launoy hat man todt aus der Senne gezogen I

-- Den Ritter von Laurop? -- Von drei Degenstichen durchbohrt!

-- Und kennt man den Mörder? fragte die Statthalterin.

Furchtbare Angst lag auf Amaliens Gesicht und hemmte ihren
Athem.

-- Man versichert, das Schwert, womit er durchbohrt war>
trägt Herrmann von Nossems Wappen.

Das junge Mädchen war wie vom Blitz gerührt; sie wankte
und stürzte, wie zum Tod getroffen, zu Boden. -- Hülfe, Hülfe!
schrie die Fürstin zugleich mit der Hofdame. Man hob die ohnmäch¬
tige, die man erst für todt ansah, aus; man beeilte sich, alle Mittel
anzuwenden, sie wieder zum Bewußtsein zu bringen. -- O mein
Gott, rief sie, sich erholend, aus, warum muß ich denn in'ö Leben
zurückkehren! -- Dann entstürzten Thränen ihren Augen, und Schluch¬
zen erstickte ihre Stimme.--Fasse Dich, mein Kind, sprach die Fürsten,
indem sie sie fest an ihre Brust gepreßt hielt. -- Was soll mir nun
das Leben? wiederholte das Mädchen mit dem brechenden Ton der
Verzweiflung.




Die Kunde von der geheimnisvollen Ermordung Lannoys hatte
sich mit Blitzesschnelle in Brüssel verbreitet. Mit Entsetzen glaubte
man, die, Zeiten nächtlichen Raubes und Mordes seien wiedergekom¬
men, wo Niemand sicher durch die Straßen wandeln konnte. In¬
dessen, an einen Raubmörder war in diesem Falle,nicht zu denken;
die Börse und die goldene Halskette des Ritters waren unangetastet
geblieben. So mußte wohl irgend, eine Privatrache die Ursache dieser
blutigen.That gewesen sein, oder Eifersucht, gekränkte Ehre vielleicht,
die hier, nach echt spanischer Weise, ihr Opfer gefordert hatte. Doch^
wozu sich in zweifelhaften Vermuthungen ergehen? Steckte nicht in
der Brust des Getödteten das Schwert mit Herrmann von Nossems
Wappenzeichen? Wer aber konnte die Schöne sein, um welche ein
so angesehner Edelmann, wie Launoy, mit dem Pagen des Herrn v.
Se. Aldegonde die Waffen messen mochte? -- Umsonst bemühten sich
die Bewohner der Stadt, das Geheimniß zu erforschen; denn von
den Untersuchungen des Amtmanns, über den Vorfall verlauteten nur


— Heilige des Himmels steht mir bei! rief Amalie.

— Den Ritter Launoy hat man todt aus der Senne gezogen I

— Den Ritter von Laurop? — Von drei Degenstichen durchbohrt!

— Und kennt man den Mörder? fragte die Statthalterin.

Furchtbare Angst lag auf Amaliens Gesicht und hemmte ihren
Athem.

— Man versichert, das Schwert, womit er durchbohrt war>
trägt Herrmann von Nossems Wappen.

Das junge Mädchen war wie vom Blitz gerührt; sie wankte
und stürzte, wie zum Tod getroffen, zu Boden. — Hülfe, Hülfe!
schrie die Fürstin zugleich mit der Hofdame. Man hob die ohnmäch¬
tige, die man erst für todt ansah, aus; man beeilte sich, alle Mittel
anzuwenden, sie wieder zum Bewußtsein zu bringen. — O mein
Gott, rief sie, sich erholend, aus, warum muß ich denn in'ö Leben
zurückkehren! — Dann entstürzten Thränen ihren Augen, und Schluch¬
zen erstickte ihre Stimme.—Fasse Dich, mein Kind, sprach die Fürsten,
indem sie sie fest an ihre Brust gepreßt hielt. — Was soll mir nun
das Leben? wiederholte das Mädchen mit dem brechenden Ton der
Verzweiflung.




Die Kunde von der geheimnisvollen Ermordung Lannoys hatte
sich mit Blitzesschnelle in Brüssel verbreitet. Mit Entsetzen glaubte
man, die, Zeiten nächtlichen Raubes und Mordes seien wiedergekom¬
men, wo Niemand sicher durch die Straßen wandeln konnte. In¬
dessen, an einen Raubmörder war in diesem Falle,nicht zu denken;
die Börse und die goldene Halskette des Ritters waren unangetastet
geblieben. So mußte wohl irgend, eine Privatrache die Ursache dieser
blutigen.That gewesen sein, oder Eifersucht, gekränkte Ehre vielleicht,
die hier, nach echt spanischer Weise, ihr Opfer gefordert hatte. Doch^
wozu sich in zweifelhaften Vermuthungen ergehen? Steckte nicht in
der Brust des Getödteten das Schwert mit Herrmann von Nossems
Wappenzeichen? Wer aber konnte die Schöne sein, um welche ein
so angesehner Edelmann, wie Launoy, mit dem Pagen des Herrn v.
Se. Aldegonde die Waffen messen mochte? — Umsonst bemühten sich
die Bewohner der Stadt, das Geheimniß zu erforschen; denn von
den Untersuchungen des Amtmanns, über den Vorfall verlauteten nur


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[0656] — Heilige des Himmels steht mir bei! rief Amalie. — Den Ritter Launoy hat man todt aus der Senne gezogen I — Den Ritter von Laurop? — Von drei Degenstichen durchbohrt! — Und kennt man den Mörder? fragte die Statthalterin. Furchtbare Angst lag auf Amaliens Gesicht und hemmte ihren Athem. — Man versichert, das Schwert, womit er durchbohrt war> trägt Herrmann von Nossems Wappen. Das junge Mädchen war wie vom Blitz gerührt; sie wankte und stürzte, wie zum Tod getroffen, zu Boden. — Hülfe, Hülfe! schrie die Fürstin zugleich mit der Hofdame. Man hob die ohnmäch¬ tige, die man erst für todt ansah, aus; man beeilte sich, alle Mittel anzuwenden, sie wieder zum Bewußtsein zu bringen. — O mein Gott, rief sie, sich erholend, aus, warum muß ich denn in'ö Leben zurückkehren! — Dann entstürzten Thränen ihren Augen, und Schluch¬ zen erstickte ihre Stimme.—Fasse Dich, mein Kind, sprach die Fürsten, indem sie sie fest an ihre Brust gepreßt hielt. — Was soll mir nun das Leben? wiederholte das Mädchen mit dem brechenden Ton der Verzweiflung. Die Kunde von der geheimnisvollen Ermordung Lannoys hatte sich mit Blitzesschnelle in Brüssel verbreitet. Mit Entsetzen glaubte man, die, Zeiten nächtlichen Raubes und Mordes seien wiedergekom¬ men, wo Niemand sicher durch die Straßen wandeln konnte. In¬ dessen, an einen Raubmörder war in diesem Falle,nicht zu denken; die Börse und die goldene Halskette des Ritters waren unangetastet geblieben. So mußte wohl irgend, eine Privatrache die Ursache dieser blutigen.That gewesen sein, oder Eifersucht, gekränkte Ehre vielleicht, die hier, nach echt spanischer Weise, ihr Opfer gefordert hatte. Doch^ wozu sich in zweifelhaften Vermuthungen ergehen? Steckte nicht in der Brust des Getödteten das Schwert mit Herrmann von Nossems Wappenzeichen? Wer aber konnte die Schöne sein, um welche ein so angesehner Edelmann, wie Launoy, mit dem Pagen des Herrn v. Se. Aldegonde die Waffen messen mochte? — Umsonst bemühten sich die Bewohner der Stadt, das Geheimniß zu erforschen; denn von den Untersuchungen des Amtmanns, über den Vorfall verlauteten nur

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/656>, abgerufen am 22.12.2024.