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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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wenn er sie durch, seine Aufmerksamkeit hatte auszeichnen wollen. Aber
er hatte nur Augen für Amalie von Baude, wie er auch einzig nur
an sie dachte, nur für sie empfand. Allein er war nicht glücklicher,
als alle Anderen, die vor ihm versucht hatten, das eherne Herz dieser
Dame zu erweichen. Doch ließ er sich durch den bisherigen ungün¬
stigen Erfolg nicht abschrecken. Er beharrte immer auf seinem Sin¬
ne, ihren Stolz zu beugen, sowohl aus Liebe gegen sie, als aus eig¬
nem Selbstgefühl. Jeden Tag gaukelte seine Einbildung ihm eine
neue Hoffnung vor, aber auch jeden Tag ward sie vereitelt und zer¬
stört.

-- Der wird an ihr Zeit und Mühe verlieren! murmelte der
Hauptmann von Baume leise für sich.

Unterdessen bemühte sich der junge Herr von Marnir vergeblich,,
durch die ausgesuchtesten Reden einen holden Blick von der schönen
Amalie von Baude zu erlangen, eine Gunst, die sie bisher noch Al¬
len, die ihr von Liebe zu reden gewagt, verweigert hatte. In seiner
Stimme lag soviel Beredsamkeit, in seinem Auge soviel gewinnende
Hingebung; aber alle diese verführerischen Waffen zerbrachen an dem
unerweichbaren Fclsenherzen dieses räthselhaften Mädchens. Auf Al¬
les, was der edle Cavalier ihr sagte, schien sie nicht im mindesten
zu achten, sie fuhr nur immer fort, wie zum Hohne, mit ihrem Fä¬
cher zu spielen, den sie mit bezaubernder Anmuth und Fertigkeit zwi¬
schen ihren seinen, zarten Fingern schweben ließ.

-- Mit Verlust zurückgeschlagen! flüsterte der Hauptmann Bau¬
me seinem Nachbar in'ö Ohr, indem ex die interessante Scene beob¬
achtete"

Laurop athmete wieder auf, sein Gesicht erheiterte sich.

-- Die Sache ist unbegreiflich, sagte er. Zweifelsohne liegt
der Dame irgend eine andere Liebe im Herzen, wohl eine heinilichc,
schwärmerische Liebe.

-- Das hat man lange Zeit gedacht, entgegnete der Haupt¬
mann. Man hat sogar vermuthet, daß sie für einen der Pagen des
Edeln von Se. Alvegondc eine Neigung habe, erräthst Du, für
wen? . . . für Herrmann von Rossen!

-- Wie? sollte sie zu Pagen herabsteigen? rief Laurop aus.
El, beim Himmel, sollte das Fräulein nicht wissen, was ein Mann,
was ein Ritter bedeutet?


wenn er sie durch, seine Aufmerksamkeit hatte auszeichnen wollen. Aber
er hatte nur Augen für Amalie von Baude, wie er auch einzig nur
an sie dachte, nur für sie empfand. Allein er war nicht glücklicher,
als alle Anderen, die vor ihm versucht hatten, das eherne Herz dieser
Dame zu erweichen. Doch ließ er sich durch den bisherigen ungün¬
stigen Erfolg nicht abschrecken. Er beharrte immer auf seinem Sin¬
ne, ihren Stolz zu beugen, sowohl aus Liebe gegen sie, als aus eig¬
nem Selbstgefühl. Jeden Tag gaukelte seine Einbildung ihm eine
neue Hoffnung vor, aber auch jeden Tag ward sie vereitelt und zer¬
stört.

— Der wird an ihr Zeit und Mühe verlieren! murmelte der
Hauptmann von Baume leise für sich.

Unterdessen bemühte sich der junge Herr von Marnir vergeblich,,
durch die ausgesuchtesten Reden einen holden Blick von der schönen
Amalie von Baude zu erlangen, eine Gunst, die sie bisher noch Al¬
len, die ihr von Liebe zu reden gewagt, verweigert hatte. In seiner
Stimme lag soviel Beredsamkeit, in seinem Auge soviel gewinnende
Hingebung; aber alle diese verführerischen Waffen zerbrachen an dem
unerweichbaren Fclsenherzen dieses räthselhaften Mädchens. Auf Al¬
les, was der edle Cavalier ihr sagte, schien sie nicht im mindesten
zu achten, sie fuhr nur immer fort, wie zum Hohne, mit ihrem Fä¬
cher zu spielen, den sie mit bezaubernder Anmuth und Fertigkeit zwi¬
schen ihren seinen, zarten Fingern schweben ließ.

— Mit Verlust zurückgeschlagen! flüsterte der Hauptmann Bau¬
me seinem Nachbar in'ö Ohr, indem ex die interessante Scene beob¬
achtete»

Laurop athmete wieder auf, sein Gesicht erheiterte sich.

— Die Sache ist unbegreiflich, sagte er. Zweifelsohne liegt
der Dame irgend eine andere Liebe im Herzen, wohl eine heinilichc,
schwärmerische Liebe.

— Das hat man lange Zeit gedacht, entgegnete der Haupt¬
mann. Man hat sogar vermuthet, daß sie für einen der Pagen des
Edeln von Se. Alvegondc eine Neigung habe, erräthst Du, für
wen? . . . für Herrmann von Rossen!

— Wie? sollte sie zu Pagen herabsteigen? rief Laurop aus.
El, beim Himmel, sollte das Fräulein nicht wissen, was ein Mann,
was ein Ritter bedeutet?


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/648>, abgerufen am 23.07.2024.