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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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-- Es ist Frieden, Frieden!

Jedoch war es nicht bloß das gemeine Volk, das diese Botschaft
mit Jubel aufnahm; auch in den Wohnungen'der Reichen und in den
PcWsten der Großen erklang der nämliche Freudenruf. Feste, Ban¬
kette, Lustbarkeiten folgten ohne Ende aufeinander; Feste, wie es keine
mehr giebt, Bankette, die man jetzt für fabelhaft halten möchte, Lust¬
barkeiten, ber denen die Hälfte einer Provinz verthan wurde.
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, Eines Abends, um die Mitte des Monats August 162Z, war
der Pallast Nassau glänzend erleuchtet. Eine Menge Bürgersleute/
die vor'dem Thore ihren Stand genommen hatten, beschauten die
prachtvollen Sänften, die von allen Seiten herkamen, und auf der
Schwelle die Damen niedersetzten, welche ganz von Seide und Gold
strahlten. Sie bewunderten die Schönheit und Anmuth der Frauen,
den Reichthum ihres Schmucks und ihrer Gewänder, und horchten
auf die Musik der Trompeten lind Hoboen, welche drinnen im Hause
alle die lustigen Tänze spielten, die uns die Fürstin Margaretha- sehr
sorgfältig in ihrem Album aufbewahrt hat, das jetzt im Besitze der
Burgundischcn Bibliothek ist.- Alle jene Damen hatten gewissermaßen
M"'dM' neugier'igch' BMen der Bürger die Musterung aushalten,-
und sobald sie vor dem Thore Ausstiegen, däs FreüdengeschrÄ- des'
M'les Ah Tribut annehmen müssen" Wer im höchsten Grade stür¬
misch und betäubend- ward dieser Ausbruch der Huldigung-, als -man
die Leute-schreien hörtei - Platz, Platz für die Dame" vo'n BaM'-j
und wieder-: DMmng-! zurück-! das ist das edle WuM KW Bau¬
me ! -- Da kömmt die Präsidentin von Brabant!

Um acht Uhr Abends waren alle Gäste in den Sälen des Pal-
lastes Nassau versammelt. Es war, ein herrliches Schauspiel, an
dem das Auge sich mit Staunen weidete. Denn Alles was die Haupt¬
stadt Edles und Vornehmes ausweisen konnte, 'hatte sich dort einge-
funden. Da sah man Männer, deren Schwerter in des Kaisers Krie¬
gen g'egMzy oder deren Weisheit mit ihm das Schicksal de'r Völker
gelenkt hätte. FrcnM-, die auf dem Haupte die GrasenkroW er-ügen,
M-, was -sie noch mehr schmückte-, die Krone - der J-lege'ut Md der
Schönheit. Von der Pracht und MannichM der Kleider 'Der Zeit-
können wi'r>uns jetzt in unserer'heutigen nüchternen Welt schwer einen
Begriff Machen. Unzählige- duftende Kerzen auf vergoldeten Arm¬
leuchtern warfen auf die in den Windungen des Tanzes sich bunt


— Es ist Frieden, Frieden!

Jedoch war es nicht bloß das gemeine Volk, das diese Botschaft
mit Jubel aufnahm; auch in den Wohnungen'der Reichen und in den
PcWsten der Großen erklang der nämliche Freudenruf. Feste, Ban¬
kette, Lustbarkeiten folgten ohne Ende aufeinander; Feste, wie es keine
mehr giebt, Bankette, die man jetzt für fabelhaft halten möchte, Lust¬
barkeiten, ber denen die Hälfte einer Provinz verthan wurde.
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, Eines Abends, um die Mitte des Monats August 162Z, war
der Pallast Nassau glänzend erleuchtet. Eine Menge Bürgersleute/
die vor'dem Thore ihren Stand genommen hatten, beschauten die
prachtvollen Sänften, die von allen Seiten herkamen, und auf der
Schwelle die Damen niedersetzten, welche ganz von Seide und Gold
strahlten. Sie bewunderten die Schönheit und Anmuth der Frauen,
den Reichthum ihres Schmucks und ihrer Gewänder, und horchten
auf die Musik der Trompeten lind Hoboen, welche drinnen im Hause
alle die lustigen Tänze spielten, die uns die Fürstin Margaretha- sehr
sorgfältig in ihrem Album aufbewahrt hat, das jetzt im Besitze der
Burgundischcn Bibliothek ist.- Alle jene Damen hatten gewissermaßen
M"'dM' neugier'igch' BMen der Bürger die Musterung aushalten,-
und sobald sie vor dem Thore Ausstiegen, däs FreüdengeschrÄ- des'
M'les Ah Tribut annehmen müssen» Wer im höchsten Grade stür¬
misch und betäubend- ward dieser Ausbruch der Huldigung-, als -man
die Leute-schreien hörtei - Platz, Platz für die Dame" vo'n BaM'-j
und wieder-: DMmng-! zurück-! das ist das edle WuM KW Bau¬
me ! — Da kömmt die Präsidentin von Brabant!

Um acht Uhr Abends waren alle Gäste in den Sälen des Pal-
lastes Nassau versammelt. Es war, ein herrliches Schauspiel, an
dem das Auge sich mit Staunen weidete. Denn Alles was die Haupt¬
stadt Edles und Vornehmes ausweisen konnte, 'hatte sich dort einge-
funden. Da sah man Männer, deren Schwerter in des Kaisers Krie¬
gen g'egMzy oder deren Weisheit mit ihm das Schicksal de'r Völker
gelenkt hätte. FrcnM-, die auf dem Haupte die GrasenkroW er-ügen,
M-, was -sie noch mehr schmückte-, die Krone - der J-lege'ut Md der
Schönheit. Von der Pracht und MannichM der Kleider 'Der Zeit-
können wi'r>uns jetzt in unserer'heutigen nüchternen Welt schwer einen
Begriff Machen. Unzählige- duftende Kerzen auf vergoldeten Arm¬
leuchtern warfen auf die in den Windungen des Tanzes sich bunt


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[0644] — Es ist Frieden, Frieden! Jedoch war es nicht bloß das gemeine Volk, das diese Botschaft mit Jubel aufnahm; auch in den Wohnungen'der Reichen und in den PcWsten der Großen erklang der nämliche Freudenruf. Feste, Ban¬ kette, Lustbarkeiten folgten ohne Ende aufeinander; Feste, wie es keine mehr giebt, Bankette, die man jetzt für fabelhaft halten möchte, Lust¬ barkeiten, ber denen die Hälfte einer Provinz verthan wurde. '' , Eines Abends, um die Mitte des Monats August 162Z, war der Pallast Nassau glänzend erleuchtet. Eine Menge Bürgersleute/ die vor'dem Thore ihren Stand genommen hatten, beschauten die prachtvollen Sänften, die von allen Seiten herkamen, und auf der Schwelle die Damen niedersetzten, welche ganz von Seide und Gold strahlten. Sie bewunderten die Schönheit und Anmuth der Frauen, den Reichthum ihres Schmucks und ihrer Gewänder, und horchten auf die Musik der Trompeten lind Hoboen, welche drinnen im Hause alle die lustigen Tänze spielten, die uns die Fürstin Margaretha- sehr sorgfältig in ihrem Album aufbewahrt hat, das jetzt im Besitze der Burgundischcn Bibliothek ist.- Alle jene Damen hatten gewissermaßen M"'dM' neugier'igch' BMen der Bürger die Musterung aushalten,- und sobald sie vor dem Thore Ausstiegen, däs FreüdengeschrÄ- des' M'les Ah Tribut annehmen müssen» Wer im höchsten Grade stür¬ misch und betäubend- ward dieser Ausbruch der Huldigung-, als -man die Leute-schreien hörtei - Platz, Platz für die Dame" vo'n BaM'-j und wieder-: DMmng-! zurück-! das ist das edle WuM KW Bau¬ me ! — Da kömmt die Präsidentin von Brabant! Um acht Uhr Abends waren alle Gäste in den Sälen des Pal- lastes Nassau versammelt. Es war, ein herrliches Schauspiel, an dem das Auge sich mit Staunen weidete. Denn Alles was die Haupt¬ stadt Edles und Vornehmes ausweisen konnte, 'hatte sich dort einge- funden. Da sah man Männer, deren Schwerter in des Kaisers Krie¬ gen g'egMzy oder deren Weisheit mit ihm das Schicksal de'r Völker gelenkt hätte. FrcnM-, die auf dem Haupte die GrasenkroW er-ügen, M-, was -sie noch mehr schmückte-, die Krone - der J-lege'ut Md der Schönheit. Von der Pracht und MannichM der Kleider 'Der Zeit- können wi'r>uns jetzt in unserer'heutigen nüchternen Welt schwer einen Begriff Machen. Unzählige- duftende Kerzen auf vergoldeten Arm¬ leuchtern warfen auf die in den Windungen des Tanzes sich bunt

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/644>, abgerufen am 22.12.2024.