Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite

bas EM--schmierig. Der Geist unsrer Zeit'gehört-- den positiven'Wii'-
gen an. Die //Procente^ haben' den ruinirenden Thorheiten der großen
Vermögen ein rasches Ende gemacht. Wer heute Millionen'in -Stein
und Marmor und Gärten verwandeln wollte, damit die Kunst "nach
Beliebeis sie mit ihren' unnützen Phantasieen verziere,' würde-die tit'elge-
krönte Philanthropie zu lauten Aeußerungen ihres Abscheus- aufreizen,
und es könnte ihm fast gerathen, -in Bann gethan zu werden./."Seit¬
dem man daher den Edelleuten ein Verbrechen aus -jenen hohen G'co'ohn-
heilen der Pracht und Größe gewacht, 'in Folge deren sie sich mit Wun¬
derwerken zu umgeben-liebten, seitdem will auch die kleine Zahl voU ih¬
nen, welche der Hauch der Revolution nicht getroffen, keines MaWatsvcr-br'c-
adens gegen die Menschheit arg das zu -thun, was.
sich alle Tage die Generalpächter erlauben;'" sie -sind jetzt ordnungslie¬
bend; -sie sind -gewerbtreibmd- und gemeinnützig geworden. Das 'Ge--
schlecht der Mommorency erlischt, es ist wahr> aber zum Ersatz g'eÄih--
im ti-e-' Nohätt-Kavtoffeln und-die' Liancourt'sehen Schminkböhlim". ' Wir-
wollen -hiev-nicht -uns über' unvermeidliche Umwandlung'en'beklagen-; -aber
es sei-uns erlaubt/als-Dichter -jene Zeiten -der - fürstlichen -Verschwen-
dungen'-zu bedauern, - welche stets zum Nutzen der -Kunst hinausliefen^
Die'-Philosophen schrieen -laut Ms; aber die Baumeister, Maler--und.
Bildhauer,- ein ganzes Volk von 'armen Teufeln, " die ganz-naiv Mei-
-sterwerke -schufen',' um -die-'-ÄMgen in'ihren -Mußestunden -zu'--ergötzen>
-fanden. es- nicht so > tadelnswerth. Ich wär- -stets gegen'- die - Meinung der-
Oekönomisten, die ich übrigens sehr "hochachte, der Ansicht/daß -Lud'-
wig X!V.,- der den Ruhm der französischen Waffen überallhin ver¬
breitete, der Bossuet hörte, Moliere beschützte, Racine eine Pension gab,,
-am Ende, nach Allem auch das Recht hatte, sich Versailles zu geben.
Man behauptet, daß die Künstler damals Sklaven der Fürsten Und
Könige waren, während sie hcUte frei sind. In der That eine unwür¬
dige Sklaverei, die ihnen Schätze und Paläste zu Gebote stellte! Welch-
edle Freiheit, die. sich vor dem auf der Straße gefundenen Kunden de-
-muthige, und die,' obg'leich Zähne knirschend, vor dem vorübergehenden
-Journalisten-ehrfurchtsvoll den Hut zieht! ' -'

, Warum hat aber auch der so entzückende Ort, nach dem ich
-jetzt -meine Schritte hinlenke, mir diese Betrachtungen-eingeflößt, die im
Grunde ernsthafter sind, als man vielleicht glauben mag? Es war
wahrlich ein großer Herr, dieser Graf Borromeö, Vicekönig'von Nea¬
pel, Großmeister der Artillerie'," Grand von Castilien, Mitglied des ge-


bas EM--schmierig. Der Geist unsrer Zeit'gehört-- den positiven'Wii'-
gen an. Die //Procente^ haben' den ruinirenden Thorheiten der großen
Vermögen ein rasches Ende gemacht. Wer heute Millionen'in -Stein
und Marmor und Gärten verwandeln wollte, damit die Kunst "nach
Beliebeis sie mit ihren' unnützen Phantasieen verziere,' würde-die tit'elge-
krönte Philanthropie zu lauten Aeußerungen ihres Abscheus- aufreizen,
und es könnte ihm fast gerathen, -in Bann gethan zu werden./."Seit¬
dem man daher den Edelleuten ein Verbrechen aus -jenen hohen G'co'ohn-
heilen der Pracht und Größe gewacht, 'in Folge deren sie sich mit Wun¬
derwerken zu umgeben-liebten, seitdem will auch die kleine Zahl voU ih¬
nen, welche der Hauch der Revolution nicht getroffen, keines MaWatsvcr-br'c-
adens gegen die Menschheit arg das zu -thun, was.
sich alle Tage die Generalpächter erlauben;'" sie -sind jetzt ordnungslie¬
bend; -sie sind -gewerbtreibmd- und gemeinnützig geworden. Das 'Ge--
schlecht der Mommorency erlischt, es ist wahr> aber zum Ersatz g'eÄih--
im ti-e-' Nohätt-Kavtoffeln und-die' Liancourt'sehen Schminkböhlim". ' Wir-
wollen -hiev-nicht -uns über' unvermeidliche Umwandlung'en'beklagen-; -aber
es sei-uns erlaubt/als-Dichter -jene Zeiten -der - fürstlichen -Verschwen-
dungen'-zu bedauern, - welche stets zum Nutzen der -Kunst hinausliefen^
Die'-Philosophen schrieen -laut Ms; aber die Baumeister, Maler--und.
Bildhauer,- ein ganzes Volk von 'armen Teufeln, " die ganz-naiv Mei-
-sterwerke -schufen',' um -die-'-ÄMgen in'ihren -Mußestunden -zu'--ergötzen>
-fanden. es- nicht so > tadelnswerth. Ich wär- -stets gegen'- die - Meinung der-
Oekönomisten, die ich übrigens sehr "hochachte, der Ansicht/daß -Lud'-
wig X!V.,- der den Ruhm der französischen Waffen überallhin ver¬
breitete, der Bossuet hörte, Moliere beschützte, Racine eine Pension gab,,
-am Ende, nach Allem auch das Recht hatte, sich Versailles zu geben.
Man behauptet, daß die Künstler damals Sklaven der Fürsten Und
Könige waren, während sie hcUte frei sind. In der That eine unwür¬
dige Sklaverei, die ihnen Schätze und Paläste zu Gebote stellte! Welch-
edle Freiheit, die. sich vor dem auf der Straße gefundenen Kunden de-
-muthige, und die,' obg'leich Zähne knirschend, vor dem vorübergehenden
-Journalisten-ehrfurchtsvoll den Hut zieht! ' -'

, Warum hat aber auch der so entzückende Ort, nach dem ich
-jetzt -meine Schritte hinlenke, mir diese Betrachtungen-eingeflößt, die im
Grunde ernsthafter sind, als man vielleicht glauben mag? Es war
wahrlich ein großer Herr, dieser Graf Borromeö, Vicekönig'von Nea¬
pel, Großmeister der Artillerie'," Grand von Castilien, Mitglied des ge-


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0571" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267784"/>
          <p xml:id="ID_1997" prev="#ID_1996"> bas EM--schmierig. Der Geist unsrer Zeit'gehört-- den positiven'Wii'-<lb/>
gen an. Die //Procente^ haben' den ruinirenden Thorheiten der großen<lb/>
Vermögen ein rasches Ende gemacht. Wer heute Millionen'in -Stein<lb/>
und Marmor und Gärten verwandeln wollte, damit die Kunst "nach<lb/>
Beliebeis sie mit ihren' unnützen Phantasieen verziere,' würde-die tit'elge-<lb/>
krönte Philanthropie zu lauten Aeußerungen ihres Abscheus- aufreizen,<lb/>
und es könnte ihm fast gerathen, -in Bann gethan zu werden./."Seit¬<lb/>
dem man daher den Edelleuten ein Verbrechen aus -jenen hohen G'co'ohn-<lb/>
heilen der Pracht und Größe gewacht, 'in Folge deren sie sich mit Wun¬<lb/>
derwerken zu umgeben-liebten, seitdem will auch die kleine Zahl voU ih¬<lb/>
nen, welche der Hauch der Revolution nicht getroffen, keines MaWatsvcr-br'c-<lb/>
adens gegen die Menschheit arg das zu -thun, was.<lb/>
sich alle Tage die Generalpächter erlauben;'" sie -sind jetzt ordnungslie¬<lb/>
bend; -sie sind -gewerbtreibmd- und gemeinnützig geworden. Das 'Ge--<lb/>
schlecht der Mommorency erlischt, es ist wahr&gt; aber zum Ersatz g'eÄih--<lb/>
im ti-e-' Nohätt-Kavtoffeln und-die' Liancourt'sehen Schminkböhlim". ' Wir-<lb/>
wollen -hiev-nicht -uns über' unvermeidliche Umwandlung'en'beklagen-; -aber<lb/>
es sei-uns erlaubt/als-Dichter -jene Zeiten -der - fürstlichen -Verschwen-<lb/>
dungen'-zu bedauern, - welche stets zum Nutzen der -Kunst hinausliefen^<lb/>
Die'-Philosophen schrieen -laut Ms; aber die Baumeister, Maler--und.<lb/>
Bildhauer,- ein ganzes Volk von 'armen Teufeln, " die ganz-naiv Mei-<lb/>
-sterwerke -schufen',' um -die-'-ÄMgen in'ihren -Mußestunden -zu'--ergötzen&gt;<lb/>
-fanden. es- nicht so &gt; tadelnswerth. Ich wär- -stets gegen'- die - Meinung der-<lb/>
Oekönomisten, die ich übrigens sehr "hochachte, der Ansicht/daß -Lud'-<lb/>
wig X!V.,- der den Ruhm der französischen Waffen überallhin ver¬<lb/>
breitete, der Bossuet hörte, Moliere beschützte, Racine eine Pension gab,,<lb/>
-am Ende, nach Allem auch das Recht hatte, sich Versailles zu geben.<lb/>
Man behauptet, daß die Künstler damals Sklaven der Fürsten Und<lb/>
Könige waren, während sie hcUte frei sind. In der That eine unwür¬<lb/>
dige Sklaverei, die ihnen Schätze und Paläste zu Gebote stellte! Welch-<lb/>
edle Freiheit, die. sich vor dem auf der Straße gefundenen Kunden de-<lb/>
-muthige, und die,' obg'leich Zähne knirschend, vor dem vorübergehenden<lb/>
-Journalisten-ehrfurchtsvoll den Hut zieht! ' -'</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1998" next="#ID_1999"> , Warum hat aber auch der so entzückende Ort, nach dem ich<lb/>
-jetzt -meine Schritte hinlenke, mir diese Betrachtungen-eingeflößt, die im<lb/>
Grunde ernsthafter sind, als man vielleicht glauben mag? Es war<lb/>
wahrlich ein großer Herr, dieser Graf Borromeö, Vicekönig'von Nea¬<lb/>
pel, Großmeister der Artillerie'," Grand von Castilien, Mitglied des ge-</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"/><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0571] bas EM--schmierig. Der Geist unsrer Zeit'gehört-- den positiven'Wii'- gen an. Die //Procente^ haben' den ruinirenden Thorheiten der großen Vermögen ein rasches Ende gemacht. Wer heute Millionen'in -Stein und Marmor und Gärten verwandeln wollte, damit die Kunst "nach Beliebeis sie mit ihren' unnützen Phantasieen verziere,' würde-die tit'elge- krönte Philanthropie zu lauten Aeußerungen ihres Abscheus- aufreizen, und es könnte ihm fast gerathen, -in Bann gethan zu werden./."Seit¬ dem man daher den Edelleuten ein Verbrechen aus -jenen hohen G'co'ohn- heilen der Pracht und Größe gewacht, 'in Folge deren sie sich mit Wun¬ derwerken zu umgeben-liebten, seitdem will auch die kleine Zahl voU ih¬ nen, welche der Hauch der Revolution nicht getroffen, keines MaWatsvcr-br'c- adens gegen die Menschheit arg das zu -thun, was. sich alle Tage die Generalpächter erlauben;'" sie -sind jetzt ordnungslie¬ bend; -sie sind -gewerbtreibmd- und gemeinnützig geworden. Das 'Ge-- schlecht der Mommorency erlischt, es ist wahr> aber zum Ersatz g'eÄih-- im ti-e-' Nohätt-Kavtoffeln und-die' Liancourt'sehen Schminkböhlim". ' Wir- wollen -hiev-nicht -uns über' unvermeidliche Umwandlung'en'beklagen-; -aber es sei-uns erlaubt/als-Dichter -jene Zeiten -der - fürstlichen -Verschwen- dungen'-zu bedauern, - welche stets zum Nutzen der -Kunst hinausliefen^ Die'-Philosophen schrieen -laut Ms; aber die Baumeister, Maler--und. Bildhauer,- ein ganzes Volk von 'armen Teufeln, " die ganz-naiv Mei- -sterwerke -schufen',' um -die-'-ÄMgen in'ihren -Mußestunden -zu'--ergötzen> -fanden. es- nicht so > tadelnswerth. Ich wär- -stets gegen'- die - Meinung der- Oekönomisten, die ich übrigens sehr "hochachte, der Ansicht/daß -Lud'- wig X!V.,- der den Ruhm der französischen Waffen überallhin ver¬ breitete, der Bossuet hörte, Moliere beschützte, Racine eine Pension gab,, -am Ende, nach Allem auch das Recht hatte, sich Versailles zu geben. Man behauptet, daß die Künstler damals Sklaven der Fürsten Und Könige waren, während sie hcUte frei sind. In der That eine unwür¬ dige Sklaverei, die ihnen Schätze und Paläste zu Gebote stellte! Welch- edle Freiheit, die. sich vor dem auf der Straße gefundenen Kunden de- -muthige, und die,' obg'leich Zähne knirschend, vor dem vorübergehenden -Journalisten-ehrfurchtsvoll den Hut zieht! ' -' , Warum hat aber auch der so entzückende Ort, nach dem ich -jetzt -meine Schritte hinlenke, mir diese Betrachtungen-eingeflößt, die im Grunde ernsthafter sind, als man vielleicht glauben mag? Es war wahrlich ein großer Herr, dieser Graf Borromeö, Vicekönig'von Nea¬ pel, Großmeister der Artillerie'," Grand von Castilien, Mitglied des ge-

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/571
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/571>, abgerufen am 22.12.2024.