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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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ihre Ketten'an die Avr den . Pfeilern herabhängenden angehakt, und
ihre Körper an die Latten, aus denen'sie ausrüsten angeschmiedet
waren, --untersuchte man zum' zweiten Male die Kleider, die Stroh¬
bündel und die zerrissenen und zerlumpten Decken, mit denen diese
Unglücklichen sich vergebens gegen die Kälte zu schützen suchten. > -

Ein Kettenwächter mit narbigem Gesicht näherte sich Richard und
zog unter seinem Stroh ein Papier hervor, in welchem 4 Fünffran¬
kenthaler eingewickelt waren.'

, -- Es ist mehr Geld, als nach dem Reglement zu haben, er¬
laubt ist. Du weißt, daß man hier nicht mehr.als 10 Franken be¬
sitzen darf, hier sind ihrer Zwanzig. Du verdientest eben so viele
Stockschläge; und wenn ich sie Dir nicht geben lasse, so geschieht das
bloß, weil'Du ein braver Bursche bist, und ein tapferer Soldat ge¬
wesen bist, gleich mir. . ' .

-- Dieses Geld gehört meinem Kameraden, und mir zusammen,
einem Jeden die Hälfte, entgegnete Richard mit düsterer Stimme.

Und indem er' sich zu seinem.Kettengenossen wandte:

-- Nicht wahr, Oliver? Hast Du mir nicht Dein Geld auf¬
zuheben gegeben?'-- ....'.,',',,.,",

Oliver nickte bejahend mit dem Kopf,, gleichsam als hätte er es
unter seiner Würde, gehalten, demjenigen zu antworten, der.seinem
Gefährten gedroht hatte, und er drückte Richard mit einer Herzlich¬
keit die Hand, worüber teri Kettenwächter lächelte. -.' -"

. Ich weiß, sagte der Benarbte mit leiser Stimme, .daß Ihr Euch
wie Brüder liebt. ^ Ihr . seid die unzertrennlichen Freunde des Bagnvi
Daher wM ich auch^ etwas für i Euch thun, nämlich Euch sagen, daß
Ihr Euch vor den Angebern in Acht nehmen sollt, die Euch umge¬
ben, 'vor den Spionen Euch hüten, -die Euch belauern, vor Baptist
dem Klumpfuß; denn Baptist ist eilt Angeber und Spion. , ,

Als der'Kettenwächter mit immer leiserer,, Stimme diese Worte
ausgesprochen/entfernte'er sich. .'.'".'.. u ,'

Die Worte des Kettenwächters fielen Oliver - aufs Herz' wie ge¬
schmolzenes'Blei..> . ''.'' ^

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MM' MwÄlm,-'H'er"juttgen und unerfahrenen/Gemüthern,, die sich.ge-
zett Ms Böse"cap'oren/ so'eigen ist. '-'?-", - .-
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ihre Ketten'an die Avr den . Pfeilern herabhängenden angehakt, und
ihre Körper an die Latten, aus denen'sie ausrüsten angeschmiedet
waren, —untersuchte man zum' zweiten Male die Kleider, die Stroh¬
bündel und die zerrissenen und zerlumpten Decken, mit denen diese
Unglücklichen sich vergebens gegen die Kälte zu schützen suchten. > -

Ein Kettenwächter mit narbigem Gesicht näherte sich Richard und
zog unter seinem Stroh ein Papier hervor, in welchem 4 Fünffran¬
kenthaler eingewickelt waren.'

, — Es ist mehr Geld, als nach dem Reglement zu haben, er¬
laubt ist. Du weißt, daß man hier nicht mehr.als 10 Franken be¬
sitzen darf, hier sind ihrer Zwanzig. Du verdientest eben so viele
Stockschläge; und wenn ich sie Dir nicht geben lasse, so geschieht das
bloß, weil'Du ein braver Bursche bist, und ein tapferer Soldat ge¬
wesen bist, gleich mir. . ' .

— Dieses Geld gehört meinem Kameraden, und mir zusammen,
einem Jeden die Hälfte, entgegnete Richard mit düsterer Stimme.

Und indem er' sich zu seinem.Kettengenossen wandte:

— Nicht wahr, Oliver? Hast Du mir nicht Dein Geld auf¬
zuheben gegeben?'— ....'.,',',,.,„,

Oliver nickte bejahend mit dem Kopf,, gleichsam als hätte er es
unter seiner Würde, gehalten, demjenigen zu antworten, der.seinem
Gefährten gedroht hatte, und er drückte Richard mit einer Herzlich¬
keit die Hand, worüber teri Kettenwächter lächelte. -.' -„

. Ich weiß, sagte der Benarbte mit leiser Stimme, .daß Ihr Euch
wie Brüder liebt. ^ Ihr . seid die unzertrennlichen Freunde des Bagnvi
Daher wM ich auch^ etwas für i Euch thun, nämlich Euch sagen, daß
Ihr Euch vor den Angebern in Acht nehmen sollt, die Euch umge¬
ben, 'vor den Spionen Euch hüten, -die Euch belauern, vor Baptist
dem Klumpfuß; denn Baptist ist eilt Angeber und Spion. , ,

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[0537] ihre Ketten'an die Avr den . Pfeilern herabhängenden angehakt, und ihre Körper an die Latten, aus denen'sie ausrüsten angeschmiedet waren, —untersuchte man zum' zweiten Male die Kleider, die Stroh¬ bündel und die zerrissenen und zerlumpten Decken, mit denen diese Unglücklichen sich vergebens gegen die Kälte zu schützen suchten. > - Ein Kettenwächter mit narbigem Gesicht näherte sich Richard und zog unter seinem Stroh ein Papier hervor, in welchem 4 Fünffran¬ kenthaler eingewickelt waren.' , — Es ist mehr Geld, als nach dem Reglement zu haben, er¬ laubt ist. Du weißt, daß man hier nicht mehr.als 10 Franken be¬ sitzen darf, hier sind ihrer Zwanzig. Du verdientest eben so viele Stockschläge; und wenn ich sie Dir nicht geben lasse, so geschieht das bloß, weil'Du ein braver Bursche bist, und ein tapferer Soldat ge¬ wesen bist, gleich mir. . ' . — Dieses Geld gehört meinem Kameraden, und mir zusammen, einem Jeden die Hälfte, entgegnete Richard mit düsterer Stimme. Und indem er' sich zu seinem.Kettengenossen wandte: — Nicht wahr, Oliver? Hast Du mir nicht Dein Geld auf¬ zuheben gegeben?'— ....'.,',',,.,„, Oliver nickte bejahend mit dem Kopf,, gleichsam als hätte er es unter seiner Würde, gehalten, demjenigen zu antworten, der.seinem Gefährten gedroht hatte, und er drückte Richard mit einer Herzlich¬ keit die Hand, worüber teri Kettenwächter lächelte. -.' -„ . Ich weiß, sagte der Benarbte mit leiser Stimme, .daß Ihr Euch wie Brüder liebt. ^ Ihr . seid die unzertrennlichen Freunde des Bagnvi Daher wM ich auch^ etwas für i Euch thun, nämlich Euch sagen, daß Ihr Euch vor den Angebern in Acht nehmen sollt, die Euch umge¬ ben, 'vor den Spionen Euch hüten, -die Euch belauern, vor Baptist dem Klumpfuß; denn Baptist ist eilt Angeber und Spion. , , Als der'Kettenwächter mit immer leiserer,, Stimme diese Worte ausgesprochen/entfernte'er sich. .'.'".'.. u ,' Die Worte des Kettenwächters fielen Oliver - aufs Herz' wie ge¬ schmolzenes'Blei..> . ''.'' ^ '—^Wer.'ist/denn dieser Bapttst? frug--er seinen Geführtenimit MM' MwÄlm,-'H'er"juttgen und unerfahrenen/Gemüthern,, die sich.ge- zett Ms Böse"cap'oren/ so'eigen ist. '-'?-", - .- ''' ->—'-MM?"- entgchüete .Äichärd.;-^das ' ist dieses..-zweideutige

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/537>, abgerufen am 23.07.2024.