Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

Bild:
<< vorherige Seite
Aufruf für Hamburg!



Das Brandunglück, wodurch ein großer Theil der ersten Handels¬
stadt Deutschlands in Asche gelegt ist, hat in allen Ländern, wohin die
Kunde davon gedrungen, das tiefste Mitgefühl erweckt. Während der
Tage, wo das zerstörende Element Straße auf Straße verschlang, zit¬
terte Jeder für das Schicksal jener Stadt, als gehörte er selbst zu ihren
Bewohnern.

Den Umfang des Verlustes und der Leiden, die ganze Größe des
Unglücks zu schildern, wodurch zahllose Einzelne und Familien aller Habe
beraubt, wodurch blühende Gesellschaften in ihrer Thätigkeit gehemmt,
andere völlig zu Grunde gerichtet sind, wodurch, wenn nicht das Beste¬
hen, doch die Wohlfahrt einer ganzen Stadt auf's Spiel gesetzt ward,
dies zu beschreiben, reichen keine Worte ans. Und doch ist Alles, wovon
bis jetzt die Nachricht zu uns gekommen, nur der Anfang des Verder¬
bens; der erste Schlag' ist geschehen, wer aber berechnet die unheilbrin¬
genden Folgen, die sich jeden Augenblick über die Getroffenen häufen?

Wir, die wir vom Schauplatze des Brandes entfernt leben, die
wir nicht mit Hand anlegen konnten, um der augenblicklichen Gefahr
Einhalt zu thun und der ersten Noth zu steuern, sind jetzt um so drin¬
gender zu schleuniger Hülfleistung aufgefordert.

Wir glauben in Brüssel, wie in Belgien überhaupt, unter einem
so reich gesegneten, eines wachsenden Wohlstandes sich erfreuenden Volke,
auf schnelle und zahlreiche Unterstützung rechnen zu dürfen. Belgien ist


Aufruf für Hamburg!



Das Brandunglück, wodurch ein großer Theil der ersten Handels¬
stadt Deutschlands in Asche gelegt ist, hat in allen Ländern, wohin die
Kunde davon gedrungen, das tiefste Mitgefühl erweckt. Während der
Tage, wo das zerstörende Element Straße auf Straße verschlang, zit¬
terte Jeder für das Schicksal jener Stadt, als gehörte er selbst zu ihren
Bewohnern.

Den Umfang des Verlustes und der Leiden, die ganze Größe des
Unglücks zu schildern, wodurch zahllose Einzelne und Familien aller Habe
beraubt, wodurch blühende Gesellschaften in ihrer Thätigkeit gehemmt,
andere völlig zu Grunde gerichtet sind, wodurch, wenn nicht das Beste¬
hen, doch die Wohlfahrt einer ganzen Stadt auf's Spiel gesetzt ward,
dies zu beschreiben, reichen keine Worte ans. Und doch ist Alles, wovon
bis jetzt die Nachricht zu uns gekommen, nur der Anfang des Verder¬
bens; der erste Schlag' ist geschehen, wer aber berechnet die unheilbrin¬
genden Folgen, die sich jeden Augenblick über die Getroffenen häufen?

Wir, die wir vom Schauplatze des Brandes entfernt leben, die
wir nicht mit Hand anlegen konnten, um der augenblicklichen Gefahr
Einhalt zu thun und der ersten Noth zu steuern, sind jetzt um so drin¬
gender zu schleuniger Hülfleistung aufgefordert.

Wir glauben in Brüssel, wie in Belgien überhaupt, unter einem
so reich gesegneten, eines wachsenden Wohlstandes sich erfreuenden Volke,
auf schnelle und zahlreiche Unterstützung rechnen zu dürfen. Belgien ist


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0489" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/267702"/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> Aufruf für Hamburg!</head><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <p xml:id="ID_1709"> Das Brandunglück, wodurch ein großer Theil der ersten Handels¬<lb/>
stadt Deutschlands in Asche gelegt ist, hat in allen Ländern, wohin die<lb/>
Kunde davon gedrungen, das tiefste Mitgefühl erweckt. Während der<lb/>
Tage, wo das zerstörende Element Straße auf Straße verschlang, zit¬<lb/>
terte Jeder für das Schicksal jener Stadt, als gehörte er selbst zu ihren<lb/>
Bewohnern.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1710"> Den Umfang des Verlustes und der Leiden, die ganze Größe des<lb/>
Unglücks zu schildern, wodurch zahllose Einzelne und Familien aller Habe<lb/>
beraubt, wodurch blühende Gesellschaften in ihrer Thätigkeit gehemmt,<lb/>
andere völlig zu Grunde gerichtet sind, wodurch, wenn nicht das Beste¬<lb/>
hen, doch die Wohlfahrt einer ganzen Stadt auf's Spiel gesetzt ward,<lb/>
dies zu beschreiben, reichen keine Worte ans. Und doch ist Alles, wovon<lb/>
bis jetzt die Nachricht zu uns gekommen, nur der Anfang des Verder¬<lb/>
bens; der erste Schlag' ist geschehen, wer aber berechnet die unheilbrin¬<lb/>
genden Folgen, die sich jeden Augenblick über die Getroffenen häufen?</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1711"> Wir, die wir vom Schauplatze des Brandes entfernt leben, die<lb/>
wir nicht mit Hand anlegen konnten, um der augenblicklichen Gefahr<lb/>
Einhalt zu thun und der ersten Noth zu steuern, sind jetzt um so drin¬<lb/>
gender zu schleuniger Hülfleistung aufgefordert.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_1712" next="#ID_1713"> Wir glauben in Brüssel, wie in Belgien überhaupt, unter einem<lb/>
so reich gesegneten, eines wachsenden Wohlstandes sich erfreuenden Volke,<lb/>
auf schnelle und zahlreiche Unterstützung rechnen zu dürfen. Belgien ist</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0489] Aufruf für Hamburg! Das Brandunglück, wodurch ein großer Theil der ersten Handels¬ stadt Deutschlands in Asche gelegt ist, hat in allen Ländern, wohin die Kunde davon gedrungen, das tiefste Mitgefühl erweckt. Während der Tage, wo das zerstörende Element Straße auf Straße verschlang, zit¬ terte Jeder für das Schicksal jener Stadt, als gehörte er selbst zu ihren Bewohnern. Den Umfang des Verlustes und der Leiden, die ganze Größe des Unglücks zu schildern, wodurch zahllose Einzelne und Familien aller Habe beraubt, wodurch blühende Gesellschaften in ihrer Thätigkeit gehemmt, andere völlig zu Grunde gerichtet sind, wodurch, wenn nicht das Beste¬ hen, doch die Wohlfahrt einer ganzen Stadt auf's Spiel gesetzt ward, dies zu beschreiben, reichen keine Worte ans. Und doch ist Alles, wovon bis jetzt die Nachricht zu uns gekommen, nur der Anfang des Verder¬ bens; der erste Schlag' ist geschehen, wer aber berechnet die unheilbrin¬ genden Folgen, die sich jeden Augenblick über die Getroffenen häufen? Wir, die wir vom Schauplatze des Brandes entfernt leben, die wir nicht mit Hand anlegen konnten, um der augenblicklichen Gefahr Einhalt zu thun und der ersten Noth zu steuern, sind jetzt um so drin¬ gender zu schleuniger Hülfleistung aufgefordert. Wir glauben in Brüssel, wie in Belgien überhaupt, unter einem so reich gesegneten, eines wachsenden Wohlstandes sich erfreuenden Volke, auf schnelle und zahlreiche Unterstützung rechnen zu dürfen. Belgien ist

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/489
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/489>, abgerufen am 22.12.2024.