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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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so mehr, auf dieses verdienstvolle Landschaftsstück hinzuweisen, weil es
der Schweizer Schule angehört,' die wenig bekannt ist, obgleich sie jetzt
gute Fortschritte macht.-

Wir könnten noch andere Landschaften anführen, z. > B. die von
Bol sseler; wir haben jedoch nur das Bedeutendste auszeichnen wollen.
Wir wiederholen es, es ist sehr zu beklagen, daß Cabat nichts aus¬
gestellt hat. Er ist einer der tiefsinnigsten Meister in diesem Fache. Er
malt nicht für's Auge allein; Niemand versteht wie er die Natur, wie
Dichter sie innerlich bilden, die Landschaften der Seele. Man behaup¬
tet, daß dieser Künstler, überwältigt von der mystischen Richtung seines
Geistes, sich seit Kurzem,der Religion in die Arme geworfen hat, mW
daß man dieser Ursache die Art von Verdunkelung zuschreiben muß,
die sein Gemüth zu umhüllen scheint.

Zwei beachtungswerthe Portraits ziehen ferner unsere Blicke auf
sich. Das eine, von Amaurv-Duval, stellt ein junges Mädchen
dar. Die Färbung ist hier vielleicht ein wenig zu streng für den Ge-,
gcnstcmd, aber die Zeichnung ist vorzüglich und das Licht sehr geschickt
vertheilt. DaS andere, von Winterhalter, ist in ganzer Größe ge¬
nommen; es ist das Bildniß der Königin der Franzosen, in blauem,
mit kostbaren Spitzen überladenen Anzüge, der nicht übel an das Co-
stüm der Prinzessinnen und Hofdamen-unter der Regierung Ludwigs XZV.
erinnert. Winierhalter hat dieses - Jahr im - Portrait ,den Preis davon
getragen, denn das Bild der Gräfin Duchatel hat gleich bei Eröffnung
des Saales den allgemeinen Beifall.der Menge gewonnen. In der That
ist dies eins der anziehendsten Stücke, die man sehen kann. - Gräfin
Duchatel.ist eine sehr schöne Dame, ausgenommen vielleicht, daß ihr
Körperbau etwas zu stark ist. Dieser Fehler, der jedoch in der Ma¬
lerei nicht auffällt, ist von Herrn Wintcrhalter sehr geschickt durch das
weite dunkelrothe Sammetkleid verdeckt, und dies' beweist wieder, mit
welchem Vortheil er die heutige Tracht der Frauen, die weit malerischer
als die unsrige ist, zu behandeln versteht. Der reizende Kopf der Ma¬
dame Duchatel steht in vollem Lichte; und wenn Mnterhalters Pinsel
nicht ganz von jener konventioneller Eleganz frei ist, die -den Damen
so sehr gefällt, deren Geheimnisse man aber nur zum Schaden der Kunst
erlernt, so zeigt er doch nichts von jener unleidlichen Ziererei, welche
so viele Maler, die gegen ihre empfindlichen Clientinnen zu nachgiebig
sich bezeigten, zu Grunde gerichtet. - - , ,,


so mehr, auf dieses verdienstvolle Landschaftsstück hinzuweisen, weil es
der Schweizer Schule angehört,' die wenig bekannt ist, obgleich sie jetzt
gute Fortschritte macht.-

Wir könnten noch andere Landschaften anführen, z. > B. die von
Bol sseler; wir haben jedoch nur das Bedeutendste auszeichnen wollen.
Wir wiederholen es, es ist sehr zu beklagen, daß Cabat nichts aus¬
gestellt hat. Er ist einer der tiefsinnigsten Meister in diesem Fache. Er
malt nicht für's Auge allein; Niemand versteht wie er die Natur, wie
Dichter sie innerlich bilden, die Landschaften der Seele. Man behaup¬
tet, daß dieser Künstler, überwältigt von der mystischen Richtung seines
Geistes, sich seit Kurzem,der Religion in die Arme geworfen hat, mW
daß man dieser Ursache die Art von Verdunkelung zuschreiben muß,
die sein Gemüth zu umhüllen scheint.

Zwei beachtungswerthe Portraits ziehen ferner unsere Blicke auf
sich. Das eine, von Amaurv-Duval, stellt ein junges Mädchen
dar. Die Färbung ist hier vielleicht ein wenig zu streng für den Ge-,
gcnstcmd, aber die Zeichnung ist vorzüglich und das Licht sehr geschickt
vertheilt. DaS andere, von Winterhalter, ist in ganzer Größe ge¬
nommen; es ist das Bildniß der Königin der Franzosen, in blauem,
mit kostbaren Spitzen überladenen Anzüge, der nicht übel an das Co-
stüm der Prinzessinnen und Hofdamen-unter der Regierung Ludwigs XZV.
erinnert. Winierhalter hat dieses - Jahr im - Portrait ,den Preis davon
getragen, denn das Bild der Gräfin Duchatel hat gleich bei Eröffnung
des Saales den allgemeinen Beifall.der Menge gewonnen. In der That
ist dies eins der anziehendsten Stücke, die man sehen kann. - Gräfin
Duchatel.ist eine sehr schöne Dame, ausgenommen vielleicht, daß ihr
Körperbau etwas zu stark ist. Dieser Fehler, der jedoch in der Ma¬
lerei nicht auffällt, ist von Herrn Wintcrhalter sehr geschickt durch das
weite dunkelrothe Sammetkleid verdeckt, und dies' beweist wieder, mit
welchem Vortheil er die heutige Tracht der Frauen, die weit malerischer
als die unsrige ist, zu behandeln versteht. Der reizende Kopf der Ma¬
dame Duchatel steht in vollem Lichte; und wenn Mnterhalters Pinsel
nicht ganz von jener konventioneller Eleganz frei ist, die -den Damen
so sehr gefällt, deren Geheimnisse man aber nur zum Schaden der Kunst
erlernt, so zeigt er doch nichts von jener unleidlichen Ziererei, welche
so viele Maler, die gegen ihre empfindlichen Clientinnen zu nachgiebig
sich bezeigten, zu Grunde gerichtet. - - , ,,


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[0413] so mehr, auf dieses verdienstvolle Landschaftsstück hinzuweisen, weil es der Schweizer Schule angehört,' die wenig bekannt ist, obgleich sie jetzt gute Fortschritte macht.- Wir könnten noch andere Landschaften anführen, z. > B. die von Bol sseler; wir haben jedoch nur das Bedeutendste auszeichnen wollen. Wir wiederholen es, es ist sehr zu beklagen, daß Cabat nichts aus¬ gestellt hat. Er ist einer der tiefsinnigsten Meister in diesem Fache. Er malt nicht für's Auge allein; Niemand versteht wie er die Natur, wie Dichter sie innerlich bilden, die Landschaften der Seele. Man behaup¬ tet, daß dieser Künstler, überwältigt von der mystischen Richtung seines Geistes, sich seit Kurzem,der Religion in die Arme geworfen hat, mW daß man dieser Ursache die Art von Verdunkelung zuschreiben muß, die sein Gemüth zu umhüllen scheint. Zwei beachtungswerthe Portraits ziehen ferner unsere Blicke auf sich. Das eine, von Amaurv-Duval, stellt ein junges Mädchen dar. Die Färbung ist hier vielleicht ein wenig zu streng für den Ge-, gcnstcmd, aber die Zeichnung ist vorzüglich und das Licht sehr geschickt vertheilt. DaS andere, von Winterhalter, ist in ganzer Größe ge¬ nommen; es ist das Bildniß der Königin der Franzosen, in blauem, mit kostbaren Spitzen überladenen Anzüge, der nicht übel an das Co- stüm der Prinzessinnen und Hofdamen-unter der Regierung Ludwigs XZV. erinnert. Winierhalter hat dieses - Jahr im - Portrait ,den Preis davon getragen, denn das Bild der Gräfin Duchatel hat gleich bei Eröffnung des Saales den allgemeinen Beifall.der Menge gewonnen. In der That ist dies eins der anziehendsten Stücke, die man sehen kann. - Gräfin Duchatel.ist eine sehr schöne Dame, ausgenommen vielleicht, daß ihr Körperbau etwas zu stark ist. Dieser Fehler, der jedoch in der Ma¬ lerei nicht auffällt, ist von Herrn Wintcrhalter sehr geschickt durch das weite dunkelrothe Sammetkleid verdeckt, und dies' beweist wieder, mit welchem Vortheil er die heutige Tracht der Frauen, die weit malerischer als die unsrige ist, zu behandeln versteht. Der reizende Kopf der Ma¬ dame Duchatel steht in vollem Lichte; und wenn Mnterhalters Pinsel nicht ganz von jener konventioneller Eleganz frei ist, die -den Damen so sehr gefällt, deren Geheimnisse man aber nur zum Schaden der Kunst erlernt, so zeigt er doch nichts von jener unleidlichen Ziererei, welche so viele Maler, die gegen ihre empfindlichen Clientinnen zu nachgiebig sich bezeigten, zu Grunde gerichtet. - - , ,,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/413>, abgerufen am 22.12.2024.