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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Wie dM "Andern/"die i>le Freude ihres Herzens durch lautes Rufen kund
geben.' Ich sang in'solchen Stunden' gewöhnlich deutsche Lieder, wie
auch heute Abend"

Die Beduinen drängten sich näher an uns, als ich ihnen das be¬
kannte Lied:


An des Rheines kühlem,,Strande -
Steh'ii viel Burgen,' hoch und Wr ze., -

mit lauter Stimme vorsang, und die Klänge des heimathlichen Volks¬
liedes schienen ihnen zu gefallen; denn sie verließen uns erst, nachdem
sie eine weite Strecke mit uns geritten waren, und schickten uns noch
manches "Maschallah" und "Allah it Allah," mit welchen Worten,sie
ihre Freude bezeugen, nach.

Vor uns lag der Hundefluß mit seiner romantischen- Schlucht, die
bei der eingebrochenen Dämmerung noch schauerlicher aussah / als heute
Morgen in: I)ellen Sonnenlichte. Unser Janißair, um, den Umweg über
die steinerne Brücke, die weiter oben liegt, zu vermeiden, gab uns zu
verstehen, man könne sehr gut mit den Pferden durch den Fluß reiten.
Er trieb sein Pferd in's Wasser hinein, das demselben bis an den Bauch
reichte, und der Baron, dem etwas dergleichen Spaß machte, folgte
ihm. , Ich war eine kleine Strecke zurück, und als ich mit meinem
Pferde das Ufer hinabritt, waren beide schon einige zwanzig Schritte
weit in den Fluß hinein. Doch hatten die Wellen sie etwas abwärts
getrieben, wodurch ich die Richtung der Furth verlor, und mit meinem
Pferd, als ich es nöthigte, in'ö Wasser zu gehen, gleich bis an den
Sattel hineinfiel. Doch folgte es den andern, verlor aber schon
bei den ersten Schritten den Boden, und fing an zu schwimmen, was
mir, wie sich Jeder leicht denken kann, höchst unangenehm war; denn
der Fluß war sehr reißend, vom Schnee und Regen angeschwellt, und
keine hundert Schritte neben mir hatte ich das offene Meer. Doch der
Baron, der, als er sich zufällig umblickte, mich eine gute Strecke wei¬
ter abwärts schwimmen sah, wandte, ohne sich zu bedenken, wie er be¬
standig that, wenn es galt, Jemand zu helfen, sein Pferd, und war
in kurzer Zeit bei mir, worauf meins, alle seine Kräfte zusammenneh¬
mend, und durch das des Barons ermuthigt, das Wasser durchschnitt,
und glücklich das Ufer erreichte.

Ohne Unfall erstiegen wir die Felstreppe, und ritten über die ge-


Wie dM "Andern/"die i>le Freude ihres Herzens durch lautes Rufen kund
geben.' Ich sang in'solchen Stunden' gewöhnlich deutsche Lieder, wie
auch heute Abend»

Die Beduinen drängten sich näher an uns, als ich ihnen das be¬
kannte Lied:


An des Rheines kühlem,,Strande -
Steh'ii viel Burgen,' hoch und Wr ze., -

mit lauter Stimme vorsang, und die Klänge des heimathlichen Volks¬
liedes schienen ihnen zu gefallen; denn sie verließen uns erst, nachdem
sie eine weite Strecke mit uns geritten waren, und schickten uns noch
manches "Maschallah" und „Allah it Allah," mit welchen Worten,sie
ihre Freude bezeugen, nach.

Vor uns lag der Hundefluß mit seiner romantischen- Schlucht, die
bei der eingebrochenen Dämmerung noch schauerlicher aussah / als heute
Morgen in: I)ellen Sonnenlichte. Unser Janißair, um, den Umweg über
die steinerne Brücke, die weiter oben liegt, zu vermeiden, gab uns zu
verstehen, man könne sehr gut mit den Pferden durch den Fluß reiten.
Er trieb sein Pferd in's Wasser hinein, das demselben bis an den Bauch
reichte, und der Baron, dem etwas dergleichen Spaß machte, folgte
ihm. , Ich war eine kleine Strecke zurück, und als ich mit meinem
Pferde das Ufer hinabritt, waren beide schon einige zwanzig Schritte
weit in den Fluß hinein. Doch hatten die Wellen sie etwas abwärts
getrieben, wodurch ich die Richtung der Furth verlor, und mit meinem
Pferd, als ich es nöthigte, in'ö Wasser zu gehen, gleich bis an den
Sattel hineinfiel. Doch folgte es den andern, verlor aber schon
bei den ersten Schritten den Boden, und fing an zu schwimmen, was
mir, wie sich Jeder leicht denken kann, höchst unangenehm war; denn
der Fluß war sehr reißend, vom Schnee und Regen angeschwellt, und
keine hundert Schritte neben mir hatte ich das offene Meer. Doch der
Baron, der, als er sich zufällig umblickte, mich eine gute Strecke wei¬
ter abwärts schwimmen sah, wandte, ohne sich zu bedenken, wie er be¬
standig that, wenn es galt, Jemand zu helfen, sein Pferd, und war
in kurzer Zeit bei mir, worauf meins, alle seine Kräfte zusammenneh¬
mend, und durch das des Barons ermuthigt, das Wasser durchschnitt,
und glücklich das Ufer erreichte.

Ohne Unfall erstiegen wir die Felstreppe, und ritten über die ge-


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[0405] Wie dM "Andern/"die i>le Freude ihres Herzens durch lautes Rufen kund geben.' Ich sang in'solchen Stunden' gewöhnlich deutsche Lieder, wie auch heute Abend» Die Beduinen drängten sich näher an uns, als ich ihnen das be¬ kannte Lied: An des Rheines kühlem,,Strande - Steh'ii viel Burgen,' hoch und Wr ze., - mit lauter Stimme vorsang, und die Klänge des heimathlichen Volks¬ liedes schienen ihnen zu gefallen; denn sie verließen uns erst, nachdem sie eine weite Strecke mit uns geritten waren, und schickten uns noch manches "Maschallah" und „Allah it Allah," mit welchen Worten,sie ihre Freude bezeugen, nach. Vor uns lag der Hundefluß mit seiner romantischen- Schlucht, die bei der eingebrochenen Dämmerung noch schauerlicher aussah / als heute Morgen in: I)ellen Sonnenlichte. Unser Janißair, um, den Umweg über die steinerne Brücke, die weiter oben liegt, zu vermeiden, gab uns zu verstehen, man könne sehr gut mit den Pferden durch den Fluß reiten. Er trieb sein Pferd in's Wasser hinein, das demselben bis an den Bauch reichte, und der Baron, dem etwas dergleichen Spaß machte, folgte ihm. , Ich war eine kleine Strecke zurück, und als ich mit meinem Pferde das Ufer hinabritt, waren beide schon einige zwanzig Schritte weit in den Fluß hinein. Doch hatten die Wellen sie etwas abwärts getrieben, wodurch ich die Richtung der Furth verlor, und mit meinem Pferd, als ich es nöthigte, in'ö Wasser zu gehen, gleich bis an den Sattel hineinfiel. Doch folgte es den andern, verlor aber schon bei den ersten Schritten den Boden, und fing an zu schwimmen, was mir, wie sich Jeder leicht denken kann, höchst unangenehm war; denn der Fluß war sehr reißend, vom Schnee und Regen angeschwellt, und keine hundert Schritte neben mir hatte ich das offene Meer. Doch der Baron, der, als er sich zufällig umblickte, mich eine gute Strecke wei¬ ter abwärts schwimmen sah, wandte, ohne sich zu bedenken, wie er be¬ standig that, wenn es galt, Jemand zu helfen, sein Pferd, und war in kurzer Zeit bei mir, worauf meins, alle seine Kräfte zusammenneh¬ mend, und durch das des Barons ermuthigt, das Wasser durchschnitt, und glücklich das Ufer erreichte. Ohne Unfall erstiegen wir die Felstreppe, und ritten über die ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/405>, abgerufen am 22.12.2024.