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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Allgemeinen zu beurtheilen, und zu untersuchen, ob in der-That in ihm-
der Ruhepunkt einer gemeinsamen Grundansicht erreicht sei." Die End¬
punkte, welche er für seine Untersuchung feststellt, schließen die philoso¬
phische Entwicklung seit Des Cartes und Locke bis auf Hegel ein.,.
Offenbar ist nöt diesem Zeitraum ein vollständiger Kreislauf, ein Le¬
bensalter der Philosophie zu Ende gebracht. In Hegel concentrirt sich,,,
wie es keinem andern Denker, die ganze- Vergangenheit der Philosophie
seit den Griechen; er.hat sich an der Geschichte herausgebildet, hat sie-
vergeistigt und in sein System verschlungen. Hegel steht auf dem Schei¬
depunkte zweier Wissenschaftsperioden, und da es der Grundzug- seiner
Denkweise ist, das Gegebene zu begreifen und in die Idee aufzuheben,,,
so wird man, wohl, gleich weit von Verkennung und Ueberschätzung ,,
ihm sein Recht angedeihen lassen, wenn man in ihm den Abschluß einer
der ftuchtbarsten Perioden des philosophirenden Geistes, eine idealisiren-
de Auffassung des bisher in Geschichte und Wissenschaft Vollbrachten er¬
kennt. Die jetzt zerfallende Hegelsche Schule gewährt uns das lehrrei¬
che, und in dieser Art einzige Schauspiel, wie eine mächtige Lebenskraft/
nachdem sie eine radicale Umwandlung in der geistigen Welt versucht
und großenteils wirklich hervorgerufen hat, an den höheren, nament¬
liche religiösen und praktischen, Forderungen der Zeit scheitert, bald,
dieselben verneint und bekämpft, bald, um ihnen gewachsen zu sein, sich
selber zu überbieten trachtet, und so noch, die letzten Lichtstrahlen auf
einzelne aber schon zerfahrene . Punkte sammelnd, einen blendenden Glanz,
über ein erlöschendes Leben ausgießt. -- ' -' '

Die zweite Ausgabe der Fichteschen Charakteristik welche uns
jetzt vorliegt, ist als ein-völlig neues Werk anzusehen; blos die klei¬
nern Abschnitte zu Anfange sind im Wesentlichen unverändert geblieben;
bei Weitem der größere Theil des Buches läßt die Hand des Meisters
erkennen, die einem Jahre lang durchdachten Stoffe ein neues und fe¬
stes Gepräge aufdrückt. Das kritische Verfahren, welches in dem Werke
durchweg angewandt ist, die Denkungsnrt des Historikers, der sein Ma¬
terial im Interesse der zukünftigen Fortentwicklung der Wissenschaft be¬
arbeitet, beruht vornehmlich auf zwei Hauptpunkten, wahren Trägern
einer philosophischen Behandlung der Geschichte. Wir fragen zuerst in der Ge-,
schichte des menschlichen Geistes nach dem allgemeinen Gesetzeund der individuel-



Die erste Ausgabe U vom Jahr 1629.
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Allgemeinen zu beurtheilen, und zu untersuchen, ob in der-That in ihm-
der Ruhepunkt einer gemeinsamen Grundansicht erreicht sei." Die End¬
punkte, welche er für seine Untersuchung feststellt, schließen die philoso¬
phische Entwicklung seit Des Cartes und Locke bis auf Hegel ein.,.
Offenbar ist nöt diesem Zeitraum ein vollständiger Kreislauf, ein Le¬
bensalter der Philosophie zu Ende gebracht. In Hegel concentrirt sich,,,
wie es keinem andern Denker, die ganze- Vergangenheit der Philosophie
seit den Griechen; er.hat sich an der Geschichte herausgebildet, hat sie-
vergeistigt und in sein System verschlungen. Hegel steht auf dem Schei¬
depunkte zweier Wissenschaftsperioden, und da es der Grundzug- seiner
Denkweise ist, das Gegebene zu begreifen und in die Idee aufzuheben,,,
so wird man, wohl, gleich weit von Verkennung und Ueberschätzung ,,
ihm sein Recht angedeihen lassen, wenn man in ihm den Abschluß einer
der ftuchtbarsten Perioden des philosophirenden Geistes, eine idealisiren-
de Auffassung des bisher in Geschichte und Wissenschaft Vollbrachten er¬
kennt. Die jetzt zerfallende Hegelsche Schule gewährt uns das lehrrei¬
che, und in dieser Art einzige Schauspiel, wie eine mächtige Lebenskraft/
nachdem sie eine radicale Umwandlung in der geistigen Welt versucht
und großenteils wirklich hervorgerufen hat, an den höheren, nament¬
liche religiösen und praktischen, Forderungen der Zeit scheitert, bald,
dieselben verneint und bekämpft, bald, um ihnen gewachsen zu sein, sich
selber zu überbieten trachtet, und so noch, die letzten Lichtstrahlen auf
einzelne aber schon zerfahrene . Punkte sammelnd, einen blendenden Glanz,
über ein erlöschendes Leben ausgießt. — ' -' '

Die zweite Ausgabe der Fichteschen Charakteristik welche uns
jetzt vorliegt, ist als ein-völlig neues Werk anzusehen; blos die klei¬
nern Abschnitte zu Anfange sind im Wesentlichen unverändert geblieben;
bei Weitem der größere Theil des Buches läßt die Hand des Meisters
erkennen, die einem Jahre lang durchdachten Stoffe ein neues und fe¬
stes Gepräge aufdrückt. Das kritische Verfahren, welches in dem Werke
durchweg angewandt ist, die Denkungsnrt des Historikers, der sein Ma¬
terial im Interesse der zukünftigen Fortentwicklung der Wissenschaft be¬
arbeitet, beruht vornehmlich auf zwei Hauptpunkten, wahren Trägern
einer philosophischen Behandlung der Geschichte. Wir fragen zuerst in der Ge-,
schichte des menschlichen Geistes nach dem allgemeinen Gesetzeund der individuel-



Die erste Ausgabe U vom Jahr 1629.
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[0381] Allgemeinen zu beurtheilen, und zu untersuchen, ob in der-That in ihm- der Ruhepunkt einer gemeinsamen Grundansicht erreicht sei." Die End¬ punkte, welche er für seine Untersuchung feststellt, schließen die philoso¬ phische Entwicklung seit Des Cartes und Locke bis auf Hegel ein.,. Offenbar ist nöt diesem Zeitraum ein vollständiger Kreislauf, ein Le¬ bensalter der Philosophie zu Ende gebracht. In Hegel concentrirt sich,,, wie es keinem andern Denker, die ganze- Vergangenheit der Philosophie seit den Griechen; er.hat sich an der Geschichte herausgebildet, hat sie- vergeistigt und in sein System verschlungen. Hegel steht auf dem Schei¬ depunkte zweier Wissenschaftsperioden, und da es der Grundzug- seiner Denkweise ist, das Gegebene zu begreifen und in die Idee aufzuheben,,, so wird man, wohl, gleich weit von Verkennung und Ueberschätzung ,, ihm sein Recht angedeihen lassen, wenn man in ihm den Abschluß einer der ftuchtbarsten Perioden des philosophirenden Geistes, eine idealisiren- de Auffassung des bisher in Geschichte und Wissenschaft Vollbrachten er¬ kennt. Die jetzt zerfallende Hegelsche Schule gewährt uns das lehrrei¬ che, und in dieser Art einzige Schauspiel, wie eine mächtige Lebenskraft/ nachdem sie eine radicale Umwandlung in der geistigen Welt versucht und großenteils wirklich hervorgerufen hat, an den höheren, nament¬ liche religiösen und praktischen, Forderungen der Zeit scheitert, bald, dieselben verneint und bekämpft, bald, um ihnen gewachsen zu sein, sich selber zu überbieten trachtet, und so noch, die letzten Lichtstrahlen auf einzelne aber schon zerfahrene . Punkte sammelnd, einen blendenden Glanz, über ein erlöschendes Leben ausgießt. — ' -' ' Die zweite Ausgabe der Fichteschen Charakteristik welche uns jetzt vorliegt, ist als ein-völlig neues Werk anzusehen; blos die klei¬ nern Abschnitte zu Anfange sind im Wesentlichen unverändert geblieben; bei Weitem der größere Theil des Buches läßt die Hand des Meisters erkennen, die einem Jahre lang durchdachten Stoffe ein neues und fe¬ stes Gepräge aufdrückt. Das kritische Verfahren, welches in dem Werke durchweg angewandt ist, die Denkungsnrt des Historikers, der sein Ma¬ terial im Interesse der zukünftigen Fortentwicklung der Wissenschaft be¬ arbeitet, beruht vornehmlich auf zwei Hauptpunkten, wahren Trägern einer philosophischen Behandlung der Geschichte. Wir fragen zuerst in der Ge-, schichte des menschlichen Geistes nach dem allgemeinen Gesetzeund der individuel- Die erste Ausgabe U vom Jahr 1629. 51"

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/381>, abgerufen am 22.12.2024.