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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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aus ihrem innersten Grund und.Boden, sondern bloß 'vermöge einzel¬
ner, abgeleiteter Lehren und Grundsätze ans Handeln schreitet/ 'Man
bringt dagegen häufig den Einwand'vor,, daß die , obersten .Probleme
nur -den Philosophen von Fach zugänglich seien. Allein, die Wahrhei¬
ten,-welchevdie Grundlagen -der Philosophie ausmachen, sind das Nächste
und Innerste des > menschlichen Geistes, und sie müssen, in einfachem
Ausdrucke-,'grade- wie die Wahrheiten der Religion, Allen einleuchtend
und gewiß werden. Wie die Schönheit, an Kunstwerken, wie die Würde
sittlicher' Gesinnung das Gemüth', so sprechen auch die Grundlehren'der
Philosophie den -Verstand, unmittelbar an, und'sie mögen deßhalb auch
zum bestimmten Bewußtsein gebracht werden. Nur dadurch unterschei¬
det sich die freiere Bildung von der Vorstellungs- und Gefühlsweise'
des Volkes, daß sie im Stande ist, sich, über ihre Gedankenwelt Rechen¬
schaft zu , geben, und den historischen Zusammenhang zu verstehen, in
welchem das Bewußtsein der Gegenwart mit dem der vorhergehenden
Zeitalter steht. -- Eine genaue Beleuchtung der Principien, auf denen
die'neuern Systeme erbaut sind, muß daher sowohl für die Denjenigen, der
über die Hauptfragen der Philosophie noch schwankt, als auch für Den,
welcher, bereits im, Besitze eines Systems-ist, ein erwünschtes Unterneh¬
men.sein> -Jeder-Begründer oder 'Fortsetzer, eines Systems, desgleichen
der",Geschichtsforscher^ und ,Wer/dem ^philosophischen Leben mit-Theil¬
nahme-! folgt,, fühlt sich veranlaßt, mit dem Höhenmesser der Kritik die
Reihenfolge der Schulen zu durchwandern; ja nur dann erst gestaltet
sich die Philosophie als ein stetiges Gesammtleben des Volkes und der
Zeit,, sie schützt sich vor Zersplitterung, vor Rückschritten und vor dem
Abfall von der Höhe wahrer Speculcrtion> womit beschränkte realistische
Tendenzen die Wissenschaften bedrohen, wenn sie als bewußte Weiter¬
führung aller bisher errungenen Resultate sich , fortbaut, wenn sie, mit
festem Hinblick auf die schon betretenen Standpunkte und die Gesichts¬
kreise, die ein jeder beherrscht,, sich fortwährend in der Kraft des Gan¬
zen, in der Gefammtbewcgung des forschenden Geistes erhält. -- ,, -

- Die Schrift, auf welche wir hier die Aufmerksamkeit der -Freunde
neuer und, vornehmlich deutscher Philosophie lenken wollen, liefert einen
bedeutenden Beitrag zur Würdigung sämmtlicher Systeme der letzten
Jahrhunderte und, damit zur tiefern Einsicht in die wichtigsten noch fer¬
ner zu- bearbeitenden Aufgaben der Philosophie. Herr Fichte (der Sohn
des berühmtem Gründers derWissenschaftslehre) hat sich darin das Ziel
gesteckt, >/,deu ganzen gegenwärtigen Zustand deutscher Philosophie im


aus ihrem innersten Grund und.Boden, sondern bloß 'vermöge einzel¬
ner, abgeleiteter Lehren und Grundsätze ans Handeln schreitet/ 'Man
bringt dagegen häufig den Einwand'vor,, daß die , obersten .Probleme
nur -den Philosophen von Fach zugänglich seien. Allein, die Wahrhei¬
ten,-welchevdie Grundlagen -der Philosophie ausmachen, sind das Nächste
und Innerste des > menschlichen Geistes, und sie müssen, in einfachem
Ausdrucke-,'grade- wie die Wahrheiten der Religion, Allen einleuchtend
und gewiß werden. Wie die Schönheit, an Kunstwerken, wie die Würde
sittlicher' Gesinnung das Gemüth', so sprechen auch die Grundlehren'der
Philosophie den -Verstand, unmittelbar an, und'sie mögen deßhalb auch
zum bestimmten Bewußtsein gebracht werden. Nur dadurch unterschei¬
det sich die freiere Bildung von der Vorstellungs- und Gefühlsweise'
des Volkes, daß sie im Stande ist, sich, über ihre Gedankenwelt Rechen¬
schaft zu , geben, und den historischen Zusammenhang zu verstehen, in
welchem das Bewußtsein der Gegenwart mit dem der vorhergehenden
Zeitalter steht. — Eine genaue Beleuchtung der Principien, auf denen
die'neuern Systeme erbaut sind, muß daher sowohl für die Denjenigen, der
über die Hauptfragen der Philosophie noch schwankt, als auch für Den,
welcher, bereits im, Besitze eines Systems-ist, ein erwünschtes Unterneh¬
men.sein> -Jeder-Begründer oder 'Fortsetzer, eines Systems, desgleichen
der",Geschichtsforscher^ und ,Wer/dem ^philosophischen Leben mit-Theil¬
nahme-! folgt,, fühlt sich veranlaßt, mit dem Höhenmesser der Kritik die
Reihenfolge der Schulen zu durchwandern; ja nur dann erst gestaltet
sich die Philosophie als ein stetiges Gesammtleben des Volkes und der
Zeit,, sie schützt sich vor Zersplitterung, vor Rückschritten und vor dem
Abfall von der Höhe wahrer Speculcrtion> womit beschränkte realistische
Tendenzen die Wissenschaften bedrohen, wenn sie als bewußte Weiter¬
führung aller bisher errungenen Resultate sich , fortbaut, wenn sie, mit
festem Hinblick auf die schon betretenen Standpunkte und die Gesichts¬
kreise, die ein jeder beherrscht,, sich fortwährend in der Kraft des Gan¬
zen, in der Gefammtbewcgung des forschenden Geistes erhält. — ,, -

- Die Schrift, auf welche wir hier die Aufmerksamkeit der -Freunde
neuer und, vornehmlich deutscher Philosophie lenken wollen, liefert einen
bedeutenden Beitrag zur Würdigung sämmtlicher Systeme der letzten
Jahrhunderte und, damit zur tiefern Einsicht in die wichtigsten noch fer¬
ner zu- bearbeitenden Aufgaben der Philosophie. Herr Fichte (der Sohn
des berühmtem Gründers derWissenschaftslehre) hat sich darin das Ziel
gesteckt, >/,deu ganzen gegenwärtigen Zustand deutscher Philosophie im


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[0380] aus ihrem innersten Grund und.Boden, sondern bloß 'vermöge einzel¬ ner, abgeleiteter Lehren und Grundsätze ans Handeln schreitet/ 'Man bringt dagegen häufig den Einwand'vor,, daß die , obersten .Probleme nur -den Philosophen von Fach zugänglich seien. Allein, die Wahrhei¬ ten,-welchevdie Grundlagen -der Philosophie ausmachen, sind das Nächste und Innerste des > menschlichen Geistes, und sie müssen, in einfachem Ausdrucke-,'grade- wie die Wahrheiten der Religion, Allen einleuchtend und gewiß werden. Wie die Schönheit, an Kunstwerken, wie die Würde sittlicher' Gesinnung das Gemüth', so sprechen auch die Grundlehren'der Philosophie den -Verstand, unmittelbar an, und'sie mögen deßhalb auch zum bestimmten Bewußtsein gebracht werden. Nur dadurch unterschei¬ det sich die freiere Bildung von der Vorstellungs- und Gefühlsweise' des Volkes, daß sie im Stande ist, sich, über ihre Gedankenwelt Rechen¬ schaft zu , geben, und den historischen Zusammenhang zu verstehen, in welchem das Bewußtsein der Gegenwart mit dem der vorhergehenden Zeitalter steht. — Eine genaue Beleuchtung der Principien, auf denen die'neuern Systeme erbaut sind, muß daher sowohl für die Denjenigen, der über die Hauptfragen der Philosophie noch schwankt, als auch für Den, welcher, bereits im, Besitze eines Systems-ist, ein erwünschtes Unterneh¬ men.sein> -Jeder-Begründer oder 'Fortsetzer, eines Systems, desgleichen der",Geschichtsforscher^ und ,Wer/dem ^philosophischen Leben mit-Theil¬ nahme-! folgt,, fühlt sich veranlaßt, mit dem Höhenmesser der Kritik die Reihenfolge der Schulen zu durchwandern; ja nur dann erst gestaltet sich die Philosophie als ein stetiges Gesammtleben des Volkes und der Zeit,, sie schützt sich vor Zersplitterung, vor Rückschritten und vor dem Abfall von der Höhe wahrer Speculcrtion> womit beschränkte realistische Tendenzen die Wissenschaften bedrohen, wenn sie als bewußte Weiter¬ führung aller bisher errungenen Resultate sich , fortbaut, wenn sie, mit festem Hinblick auf die schon betretenen Standpunkte und die Gesichts¬ kreise, die ein jeder beherrscht,, sich fortwährend in der Kraft des Gan¬ zen, in der Gefammtbewcgung des forschenden Geistes erhält. — ,, - - Die Schrift, auf welche wir hier die Aufmerksamkeit der -Freunde neuer und, vornehmlich deutscher Philosophie lenken wollen, liefert einen bedeutenden Beitrag zur Würdigung sämmtlicher Systeme der letzten Jahrhunderte und, damit zur tiefern Einsicht in die wichtigsten noch fer¬ ner zu- bearbeitenden Aufgaben der Philosophie. Herr Fichte (der Sohn des berühmtem Gründers derWissenschaftslehre) hat sich darin das Ziel gesteckt, >/,deu ganzen gegenwärtigen Zustand deutscher Philosophie im

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/380>, abgerufen am 22.12.2024.