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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Bald ward des Klosters Strenge mir Gewohnheit,
Die heil'ge Ruh Bedürfniß. Meine Seele
Fand sich erquickt in diesen Bogengängen,
In deren hochgewölbten Nahmen sich
Das Bild des co'gen Friedens zeigt. Wohl dacht'
Ich meines hohen Vaters, meines Hauses
Erhcib'ne Ahnenreihe schwebte vor mir,
Ich dachte ihrer Siege, ihrer Thaten
Und ihres Ruhms. Doch ruhig blieb, die Brust;
Der Ehrsucht Geister schliefen; keine Sehnsucht
Hob sich nach jener Herrlichkeit. Nicht in,'
Der Herrschaft Macht und stolzer Ueberragung
Sucht' ich des Lebens Glück. Wo Herrschsucht blitzt,
Entbrennet Kampf; des Einen Sieg bedingt '
Des Andern Fall! Das Leben aber sei
Kein Schlachtgefild'; kein Naubthier sei der Mensch,
Das auf des Andern Nacken gierig springt.
Im stillen Bund der Klosterbrüder fand
Mein inn'rer Blick das Ideal der Welt;
Wo keiner herrscht und alle doch sich fügen,
Nur da erbaut der Friede sich sein Zelt.

Margarethe-. O.Preis den: Himmel, daß aus dieser Schlaffheit
Du bist erwacht; es war die höchste Zeit.
Wie böser Zauber, aus der Gruft beschworen,
Den nig'nen Meister zu bewält'gen droht,
So drohte dieses- Richards Tücke,'mir;
Ich stand an einem Abgrund, den ich selbst
Gegraben. ' ' , , ...

Pilger. Wie? Ihr wußtet um., den Trug,
Und habt mit Eurer Macht ihn unterstützt?
Wie soll ich dieß erklären? , >

Margaretha. , Kannst Du fragen?
Sitzt auf dem Throne Deines Vaters nicht
, Der Erbfeind unsres Hauses? Sollte ich,
Ich, feine Schwester, ruhig dazu schauen,
Daß auf des Löwen königlichem Lager
Die-Schlange bettet ihre gist'ge Brut? ,
Die Geister a'le jener Heldenzahl,


42*

Bald ward des Klosters Strenge mir Gewohnheit,
Die heil'ge Ruh Bedürfniß. Meine Seele
Fand sich erquickt in diesen Bogengängen,
In deren hochgewölbten Nahmen sich
Das Bild des co'gen Friedens zeigt. Wohl dacht'
Ich meines hohen Vaters, meines Hauses
Erhcib'ne Ahnenreihe schwebte vor mir,
Ich dachte ihrer Siege, ihrer Thaten
Und ihres Ruhms. Doch ruhig blieb, die Brust;
Der Ehrsucht Geister schliefen; keine Sehnsucht
Hob sich nach jener Herrlichkeit. Nicht in,'
Der Herrschaft Macht und stolzer Ueberragung
Sucht' ich des Lebens Glück. Wo Herrschsucht blitzt,
Entbrennet Kampf; des Einen Sieg bedingt '
Des Andern Fall! Das Leben aber sei
Kein Schlachtgefild'; kein Naubthier sei der Mensch,
Das auf des Andern Nacken gierig springt.
Im stillen Bund der Klosterbrüder fand
Mein inn'rer Blick das Ideal der Welt;
Wo keiner herrscht und alle doch sich fügen,
Nur da erbaut der Friede sich sein Zelt.

Margarethe-. O.Preis den: Himmel, daß aus dieser Schlaffheit
Du bist erwacht; es war die höchste Zeit.
Wie böser Zauber, aus der Gruft beschworen,
Den nig'nen Meister zu bewält'gen droht,
So drohte dieses- Richards Tücke,'mir;
Ich stand an einem Abgrund, den ich selbst
Gegraben. ' ' , , ...

Pilger. Wie? Ihr wußtet um., den Trug,
Und habt mit Eurer Macht ihn unterstützt?
Wie soll ich dieß erklären? , >

Margaretha. , Kannst Du fragen?
Sitzt auf dem Throne Deines Vaters nicht
, Der Erbfeind unsres Hauses? Sollte ich,
Ich, feine Schwester, ruhig dazu schauen,
Daß auf des Löwen königlichem Lager
Die-Schlange bettet ihre gist'ge Brut? ,
Die Geister a'le jener Heldenzahl,


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[0311] Bald ward des Klosters Strenge mir Gewohnheit, Die heil'ge Ruh Bedürfniß. Meine Seele Fand sich erquickt in diesen Bogengängen, In deren hochgewölbten Nahmen sich Das Bild des co'gen Friedens zeigt. Wohl dacht' Ich meines hohen Vaters, meines Hauses Erhcib'ne Ahnenreihe schwebte vor mir, Ich dachte ihrer Siege, ihrer Thaten Und ihres Ruhms. Doch ruhig blieb, die Brust; Der Ehrsucht Geister schliefen; keine Sehnsucht Hob sich nach jener Herrlichkeit. Nicht in,' Der Herrschaft Macht und stolzer Ueberragung Sucht' ich des Lebens Glück. Wo Herrschsucht blitzt, Entbrennet Kampf; des Einen Sieg bedingt ' Des Andern Fall! Das Leben aber sei Kein Schlachtgefild'; kein Naubthier sei der Mensch, Das auf des Andern Nacken gierig springt. Im stillen Bund der Klosterbrüder fand Mein inn'rer Blick das Ideal der Welt; Wo keiner herrscht und alle doch sich fügen, Nur da erbaut der Friede sich sein Zelt. Margarethe-. O.Preis den: Himmel, daß aus dieser Schlaffheit Du bist erwacht; es war die höchste Zeit. Wie böser Zauber, aus der Gruft beschworen, Den nig'nen Meister zu bewält'gen droht, So drohte dieses- Richards Tücke,'mir; Ich stand an einem Abgrund, den ich selbst Gegraben. ' ' , , ... Pilger. Wie? Ihr wußtet um., den Trug, Und habt mit Eurer Macht ihn unterstützt? Wie soll ich dieß erklären? , > Margaretha. , Kannst Du fragen? Sitzt auf dem Throne Deines Vaters nicht , Der Erbfeind unsres Hauses? Sollte ich, Ich, feine Schwester, ruhig dazu schauen, Daß auf des Löwen königlichem Lager Die-Schlange bettet ihre gist'ge Brut? , Die Geister a'le jener Heldenzahl, 42*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/311>, abgerufen am 22.12.2024.