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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Beute bereicherte. So klopfte man auch eines Morgens im Jahr 1794
an die Thüren des Localö, wo, sich die Burgundische Bibliothek befand,
die provisorisch der Bewachung eines Thürhüters anvertmrt war. Die¬
ser öffnete und eine.der an der Thüre stehenden Personen ließ sich in
folgendes Gespräch mit ihm ein:

Bürger, in diesem Hause giebt es Bücher auf Pergament
und Bücher auf Papier.

^- Hier ist die/königliche Bibliothek, aber der Eintritt ist nicht er¬
laubt.

Meinst Du? Gieb uns nur erst die Schlüssel; wir werden
uns hernach verständigen.

Aber! ...

, -- Es giebt kein Aber! ich bin ein Volks-Repräsentant und heiße
Laurent; und wenn es Dir nicht gerade unangenehm ist, den Kopf auf
den Schultern zu behalten, so rathe ich Dir, keine weiteren Einwendun-
gen, zu machen., ,

Der Repräsentant Hatte, wie man sieht, Gründe, auf die man nichts
erwidern kann; 'er besuchte also -die Säle der Bibliothek und ließ sofort
Arbeiter kommen, denen er den Befehl gab, eine Auswahl von Werken,
die er,in Eile zusammengestellt hatte, einzupacken und einige Tage her¬
nach fuhren sieben Wagen mit Büchern, die unersetzlich waren, aus
Brüssel zum.Anderlechter Thor hinaus. Sechs Monate später kamen
wiederum 4 Personen ein's Local der Bibliothek. ' ' ' ' -

> Bürger Thürhüter, erkennst Du mich? fragte eine derselben im
Augenblicke ihres Eintritts. , , > ' ' - ' '

--. Mir scheint es in der That, daß Sie früher schon ein Mal da
gewesen sind, um . . ; ^

-- Ganz richtig. Ich habe damals einige Kleinigkeiten vergessen,
die ich jetzt will abholen lassen. ' , ,

-- Aber .... -

> - -- Ich habe Dir ja schon gesagt, daß Du Dir Deine unnützen
Aber ersparen kannst; die Bürger hier werden dafür sorgen, daß Alles
nach Paris ervedirt werde, und wenn Du es wünschest, so wird man
Dir eine Quittung geben. Lebe wohl, ich hoffe, daß Du keine Ursache
zur Klage geben wirst. Du verstehst mich doch?

So wurde denn, was noch von seltenen Werken übrig geblieben
war,, eingepackt und auf demselben Wege wie die ersten 7 Wagen ver¬
sandt.


Beute bereicherte. So klopfte man auch eines Morgens im Jahr 1794
an die Thüren des Localö, wo, sich die Burgundische Bibliothek befand,
die provisorisch der Bewachung eines Thürhüters anvertmrt war. Die¬
ser öffnete und eine.der an der Thüre stehenden Personen ließ sich in
folgendes Gespräch mit ihm ein:

Bürger, in diesem Hause giebt es Bücher auf Pergament
und Bücher auf Papier.

^- Hier ist die/königliche Bibliothek, aber der Eintritt ist nicht er¬
laubt.

Meinst Du? Gieb uns nur erst die Schlüssel; wir werden
uns hernach verständigen.

Aber! ...

, — Es giebt kein Aber! ich bin ein Volks-Repräsentant und heiße
Laurent; und wenn es Dir nicht gerade unangenehm ist, den Kopf auf
den Schultern zu behalten, so rathe ich Dir, keine weiteren Einwendun-
gen, zu machen., ,

Der Repräsentant Hatte, wie man sieht, Gründe, auf die man nichts
erwidern kann; 'er besuchte also -die Säle der Bibliothek und ließ sofort
Arbeiter kommen, denen er den Befehl gab, eine Auswahl von Werken,
die er,in Eile zusammengestellt hatte, einzupacken und einige Tage her¬
nach fuhren sieben Wagen mit Büchern, die unersetzlich waren, aus
Brüssel zum.Anderlechter Thor hinaus. Sechs Monate später kamen
wiederum 4 Personen ein's Local der Bibliothek. ' ' ' ' -

> Bürger Thürhüter, erkennst Du mich? fragte eine derselben im
Augenblicke ihres Eintritts. , , > ' ' - ' '

—. Mir scheint es in der That, daß Sie früher schon ein Mal da
gewesen sind, um . . ; ^

— Ganz richtig. Ich habe damals einige Kleinigkeiten vergessen,
die ich jetzt will abholen lassen. ' , ,

— Aber .... -

> - — Ich habe Dir ja schon gesagt, daß Du Dir Deine unnützen
Aber ersparen kannst; die Bürger hier werden dafür sorgen, daß Alles
nach Paris ervedirt werde, und wenn Du es wünschest, so wird man
Dir eine Quittung geben. Lebe wohl, ich hoffe, daß Du keine Ursache
zur Klage geben wirst. Du verstehst mich doch?

So wurde denn, was noch von seltenen Werken übrig geblieben
war,, eingepackt und auf demselben Wege wie die ersten 7 Wagen ver¬
sandt.


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[0248] Beute bereicherte. So klopfte man auch eines Morgens im Jahr 1794 an die Thüren des Localö, wo, sich die Burgundische Bibliothek befand, die provisorisch der Bewachung eines Thürhüters anvertmrt war. Die¬ ser öffnete und eine.der an der Thüre stehenden Personen ließ sich in folgendes Gespräch mit ihm ein: Bürger, in diesem Hause giebt es Bücher auf Pergament und Bücher auf Papier. ^- Hier ist die/königliche Bibliothek, aber der Eintritt ist nicht er¬ laubt. Meinst Du? Gieb uns nur erst die Schlüssel; wir werden uns hernach verständigen. Aber! ... , — Es giebt kein Aber! ich bin ein Volks-Repräsentant und heiße Laurent; und wenn es Dir nicht gerade unangenehm ist, den Kopf auf den Schultern zu behalten, so rathe ich Dir, keine weiteren Einwendun- gen, zu machen., , Der Repräsentant Hatte, wie man sieht, Gründe, auf die man nichts erwidern kann; 'er besuchte also -die Säle der Bibliothek und ließ sofort Arbeiter kommen, denen er den Befehl gab, eine Auswahl von Werken, die er,in Eile zusammengestellt hatte, einzupacken und einige Tage her¬ nach fuhren sieben Wagen mit Büchern, die unersetzlich waren, aus Brüssel zum.Anderlechter Thor hinaus. Sechs Monate später kamen wiederum 4 Personen ein's Local der Bibliothek. ' ' ' ' - > Bürger Thürhüter, erkennst Du mich? fragte eine derselben im Augenblicke ihres Eintritts. , , > ' ' - ' ' —. Mir scheint es in der That, daß Sie früher schon ein Mal da gewesen sind, um . . ; ^ — Ganz richtig. Ich habe damals einige Kleinigkeiten vergessen, die ich jetzt will abholen lassen. ' , , — Aber .... - > - — Ich habe Dir ja schon gesagt, daß Du Dir Deine unnützen Aber ersparen kannst; die Bürger hier werden dafür sorgen, daß Alles nach Paris ervedirt werde, und wenn Du es wünschest, so wird man Dir eine Quittung geben. Lebe wohl, ich hoffe, daß Du keine Ursache zur Klage geben wirst. Du verstehst mich doch? So wurde denn, was noch von seltenen Werken übrig geblieben war,, eingepackt und auf demselben Wege wie die ersten 7 Wagen ver¬ sandt.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/248>, abgerufen am 04.07.2024.