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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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LuttbiUich- '.an'wirbelt, und den der geringste Regenguß, in widerwärtigen
Schmutz verdünnt.','MFberdies, sind auf den Seiten ,der Feldwege und
überhaupt,^neben den Zugängen unseres Avernus die Bäume nur dünn
M ^ Blättern besetzt, die Gewächse stehen vereinzelt umher, schmächtig,
' geschwärzt, versengt; das Grün des Rasens.wird fast'gänzlich' vermißt.
Je,'Wer man, dem Ort kommt, wo die Kohlen zu Tage gefördert
werden, desto, düsterer wird der Anblick. Die meisten Gestalten,, deren
man. ansichtig wird,, sind hager, schwarz gefärbt von dem unterirdischen
Gewerbe, scheinen sie einer besonderen Abart des menschlichen Geschlechts
Und-einer anderen Welt anzugehören. / Wenn man sie/anschaut, 'empfin¬
det man, ich weiß nicht welche traurige Regung, und man fühlt sich
schmerzlich ergriffen,, sobald man an die Grube selber tritt.

Da ist denn auch nichts, um unseren Gedanken - eine andere Rich¬
tung zu geben. Alles ist wie'in Trauer ,gekleidet. Man sieht dort große
Schichten "von Kohlen in einem Hofe , auf einander gethürmt, , wie die
Kugeln in einen? Arsenal;' umher schwarze Gebäude, ,die niemals neu
gewesen zu sein scheinen/ ob sie gleich erst am Abend vorher aufgerichtet
sM mögen, so schnell giebt ihnen der'Staub,' der-sie sofort überzieht,
das, Ansehen, des Alters. Auf diesen Räumen bewegen' sich welkende
Menschengestalten, verkümmerte Kinder, welche ihr'Leben hinbringen wer"
dM, ^ohne. das,,Sonnenlicht zu kennen. Auch ist es nicht thörlich, außen
GBävde anzulegen, welche dem Auge' sowie dem GM- eine-Abwechslung
hereitM könnten; denn die Kosten im Innern des Bodens sind so groß,
daß man haushälterisch, ja geizig sein muß in. Allem,, was auf der
Oberfläche nöthig ist. Ein kleines Haus/ von einem Wächter bewohnt,
sin, geräumiger/,Schoppen, wo man Alles aufbewahrt, was, bei der Gru¬
benarbeit erforderlich ist, das ist es ungefähr, was eine solche Minenan-
lqge'dusmacht.- ,! "'"',-',,,,,' ' ' ' ,' ,

Beim Eintritt ist, das Erste, oder vielmehr das Einzige, was,man
sucht, der, Schacht. Man eilt nach der Mündung hin,, und, mit beiden
Händen sich, gegen die Einschlußmauer stützend, den Kopf über den'Ab¬
grund streckend, wirft man einen begierigen Blick hinein; man Möchte
die Tiefe desselben messen, aber die Finsterniß,, die darin herrscht, ist so,
dicht, daß man? um mich deS Ausdrucks eines Dichters zu bedienen,
Nichts.,,fleht als Nacht, Nichts als stetige, endlose, Nacht. Man
weicht^ von Schauder ergriffen,/vor dieser schwindelnden Aussicht zurück,
ab> ,erst nach Verlauf einiger Minuten, fängt man-um,-den Ort'ge-
NWer'im/Einzelnen'zu betrachten/ " ' / '-/,-'


LuttbiUich- '.an'wirbelt, und den der geringste Regenguß, in widerwärtigen
Schmutz verdünnt.','MFberdies, sind auf den Seiten ,der Feldwege und
überhaupt,^neben den Zugängen unseres Avernus die Bäume nur dünn
M ^ Blättern besetzt, die Gewächse stehen vereinzelt umher, schmächtig,
' geschwärzt, versengt; das Grün des Rasens.wird fast'gänzlich' vermißt.
Je,'Wer man, dem Ort kommt, wo die Kohlen zu Tage gefördert
werden, desto, düsterer wird der Anblick. Die meisten Gestalten,, deren
man. ansichtig wird,, sind hager, schwarz gefärbt von dem unterirdischen
Gewerbe, scheinen sie einer besonderen Abart des menschlichen Geschlechts
Und-einer anderen Welt anzugehören. / Wenn man sie/anschaut, 'empfin¬
det man, ich weiß nicht welche traurige Regung, und man fühlt sich
schmerzlich ergriffen,, sobald man an die Grube selber tritt.

Da ist denn auch nichts, um unseren Gedanken - eine andere Rich¬
tung zu geben. Alles ist wie'in Trauer ,gekleidet. Man sieht dort große
Schichten "von Kohlen in einem Hofe , auf einander gethürmt, , wie die
Kugeln in einen? Arsenal;' umher schwarze Gebäude, ,die niemals neu
gewesen zu sein scheinen/ ob sie gleich erst am Abend vorher aufgerichtet
sM mögen, so schnell giebt ihnen der'Staub,' der-sie sofort überzieht,
das, Ansehen, des Alters. Auf diesen Räumen bewegen' sich welkende
Menschengestalten, verkümmerte Kinder, welche ihr'Leben hinbringen wer«
dM, ^ohne. das,,Sonnenlicht zu kennen. Auch ist es nicht thörlich, außen
GBävde anzulegen, welche dem Auge' sowie dem GM- eine-Abwechslung
hereitM könnten; denn die Kosten im Innern des Bodens sind so groß,
daß man haushälterisch, ja geizig sein muß in. Allem,, was auf der
Oberfläche nöthig ist. Ein kleines Haus/ von einem Wächter bewohnt,
sin, geräumiger/,Schoppen, wo man Alles aufbewahrt, was, bei der Gru¬
benarbeit erforderlich ist, das ist es ungefähr, was eine solche Minenan-
lqge'dusmacht.- ,! "'"',-',,,,,' ' ' ' ,' ,

Beim Eintritt ist, das Erste, oder vielmehr das Einzige, was,man
sucht, der, Schacht. Man eilt nach der Mündung hin,, und, mit beiden
Händen sich, gegen die Einschlußmauer stützend, den Kopf über den'Ab¬
grund streckend, wirft man einen begierigen Blick hinein; man Möchte
die Tiefe desselben messen, aber die Finsterniß,, die darin herrscht, ist so,
dicht, daß man? um mich deS Ausdrucks eines Dichters zu bedienen,
Nichts.,,fleht als Nacht, Nichts als stetige, endlose, Nacht. Man
weicht^ von Schauder ergriffen,/vor dieser schwindelnden Aussicht zurück,
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/183>, abgerufen am 23.07.2024.