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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Der Gesammtwerth der erwähnten 123 Millionen Kilogramme
rohen Flachses wird auf 12,300,000 Franken geschätzt, und dies bildet
die Produktmasse von etwa 36 bis 40 Tausend Hectaren Land. Wäre
es wohl irgend einem andern Lande der Welt möglich, eine mit diesem
Resultat nur einigermaßen zu vergleichende Productivität aufzuweisen?
Durch's Brechen, Rösten und Trocknen wird das Gewicht des rohen
Flachses auf die Hälfte, also auf 64 Millionen Kilogramme, reduzirt,
hingegen der Gesammtwerth auf 16 Millionen Franken erhöht. Durch's
Hecheln und Schwingen geht das Gewicht abermals auf 13 Millionen
Kilogramme herunter, und ebenso steigt der Werth auf 26,200,000
Franken, dergestalt daß so weit die vorbereitenden Bearbeitungen des
Flachses nun gediehen sind, dessen Werth dadurch verdoppelt worden.

Der ganze Gewinn dieses Zuwachses fällt ohne Ausnahme den;
Handwerker anheim, und wird unter eine zahllose Menge Arbeiter auf
dem Lande vertheilt. In diesem Zustande wird uun der Flachs in's
Ausland geführt, und man sieht also leicht ein, daß die Zubereitung an
sich selbst schon einen höchst ergiebigen und bedeutenden Gewerbszweig
bildet, indem der innere Werth des Erzeugnisses dadurch aufs doppelte
seines Nohwerthes gebracht worden. Bei den meisten andern Zweigen
dagegen ist selbst das Verhältniß der Werthe des vollkommen verarbei¬
teten Gegenstandes und des Urstoffeö kein so günstiges.

Bon den 13 Millionen Kilogrammen gebrochenen Flachses werden
nach einer durchschnittlichen Annahme jährlich 6 Millionen Kilogramme
ausgeführt, und wenn der Export in neuerer Zeit gewachsen zu sein
scheint, so steht dies mit der oben erwähnten Zunahme, der belgischen
Gesamtproduktion in Zusammenhang, ohne das eben angegebene Ver¬
hältniß zu ändern, denn im Ganzen betrachtet scheint die Verarbeitung
im Lande selbst nicht abgenommen zu haben.

Hiernach wird der Werth der im Lande zurückbleibenden 13 Mil¬
lionen durch's Hecheln von 13,200,000 auf 21,879,000 Franken ge¬
bracht, alsdann bleiben nur noch 11^2 Million Kilogramme an ge¬
hecheltem Flachse und Werge übrig, um in Garn verwandelt zu werden.
Nimmt man den Mittclpreis von 1 Franken per Kilogramm Spinn¬
lohn , an, so giebt dies eine abermalige Werths-Vermehrung von
13,300,000 Franken. Vermittelst der Supplementarbeit der Umände¬
rung von 1,600,000 Kilogramme in Nähgarn, von anderer 10 Mil¬
lionen 'Kilogramme in Leinwand, und durch das Bleichen der Hälfte


Der Gesammtwerth der erwähnten 123 Millionen Kilogramme
rohen Flachses wird auf 12,300,000 Franken geschätzt, und dies bildet
die Produktmasse von etwa 36 bis 40 Tausend Hectaren Land. Wäre
es wohl irgend einem andern Lande der Welt möglich, eine mit diesem
Resultat nur einigermaßen zu vergleichende Productivität aufzuweisen?
Durch's Brechen, Rösten und Trocknen wird das Gewicht des rohen
Flachses auf die Hälfte, also auf 64 Millionen Kilogramme, reduzirt,
hingegen der Gesammtwerth auf 16 Millionen Franken erhöht. Durch's
Hecheln und Schwingen geht das Gewicht abermals auf 13 Millionen
Kilogramme herunter, und ebenso steigt der Werth auf 26,200,000
Franken, dergestalt daß so weit die vorbereitenden Bearbeitungen des
Flachses nun gediehen sind, dessen Werth dadurch verdoppelt worden.

Der ganze Gewinn dieses Zuwachses fällt ohne Ausnahme den;
Handwerker anheim, und wird unter eine zahllose Menge Arbeiter auf
dem Lande vertheilt. In diesem Zustande wird uun der Flachs in's
Ausland geführt, und man sieht also leicht ein, daß die Zubereitung an
sich selbst schon einen höchst ergiebigen und bedeutenden Gewerbszweig
bildet, indem der innere Werth des Erzeugnisses dadurch aufs doppelte
seines Nohwerthes gebracht worden. Bei den meisten andern Zweigen
dagegen ist selbst das Verhältniß der Werthe des vollkommen verarbei¬
teten Gegenstandes und des Urstoffeö kein so günstiges.

Bon den 13 Millionen Kilogrammen gebrochenen Flachses werden
nach einer durchschnittlichen Annahme jährlich 6 Millionen Kilogramme
ausgeführt, und wenn der Export in neuerer Zeit gewachsen zu sein
scheint, so steht dies mit der oben erwähnten Zunahme, der belgischen
Gesamtproduktion in Zusammenhang, ohne das eben angegebene Ver¬
hältniß zu ändern, denn im Ganzen betrachtet scheint die Verarbeitung
im Lande selbst nicht abgenommen zu haben.

Hiernach wird der Werth der im Lande zurückbleibenden 13 Mil¬
lionen durch's Hecheln von 13,200,000 auf 21,879,000 Franken ge¬
bracht, alsdann bleiben nur noch 11^2 Million Kilogramme an ge¬
hecheltem Flachse und Werge übrig, um in Garn verwandelt zu werden.
Nimmt man den Mittclpreis von 1 Franken per Kilogramm Spinn¬
lohn , an, so giebt dies eine abermalige Werths-Vermehrung von
13,300,000 Franken. Vermittelst der Supplementarbeit der Umände¬
rung von 1,600,000 Kilogramme in Nähgarn, von anderer 10 Mil¬
lionen 'Kilogramme in Leinwand, und durch das Bleichen der Hälfte


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[0162] Der Gesammtwerth der erwähnten 123 Millionen Kilogramme rohen Flachses wird auf 12,300,000 Franken geschätzt, und dies bildet die Produktmasse von etwa 36 bis 40 Tausend Hectaren Land. Wäre es wohl irgend einem andern Lande der Welt möglich, eine mit diesem Resultat nur einigermaßen zu vergleichende Productivität aufzuweisen? Durch's Brechen, Rösten und Trocknen wird das Gewicht des rohen Flachses auf die Hälfte, also auf 64 Millionen Kilogramme, reduzirt, hingegen der Gesammtwerth auf 16 Millionen Franken erhöht. Durch's Hecheln und Schwingen geht das Gewicht abermals auf 13 Millionen Kilogramme herunter, und ebenso steigt der Werth auf 26,200,000 Franken, dergestalt daß so weit die vorbereitenden Bearbeitungen des Flachses nun gediehen sind, dessen Werth dadurch verdoppelt worden. Der ganze Gewinn dieses Zuwachses fällt ohne Ausnahme den; Handwerker anheim, und wird unter eine zahllose Menge Arbeiter auf dem Lande vertheilt. In diesem Zustande wird uun der Flachs in's Ausland geführt, und man sieht also leicht ein, daß die Zubereitung an sich selbst schon einen höchst ergiebigen und bedeutenden Gewerbszweig bildet, indem der innere Werth des Erzeugnisses dadurch aufs doppelte seines Nohwerthes gebracht worden. Bei den meisten andern Zweigen dagegen ist selbst das Verhältniß der Werthe des vollkommen verarbei¬ teten Gegenstandes und des Urstoffeö kein so günstiges. Bon den 13 Millionen Kilogrammen gebrochenen Flachses werden nach einer durchschnittlichen Annahme jährlich 6 Millionen Kilogramme ausgeführt, und wenn der Export in neuerer Zeit gewachsen zu sein scheint, so steht dies mit der oben erwähnten Zunahme, der belgischen Gesamtproduktion in Zusammenhang, ohne das eben angegebene Ver¬ hältniß zu ändern, denn im Ganzen betrachtet scheint die Verarbeitung im Lande selbst nicht abgenommen zu haben. Hiernach wird der Werth der im Lande zurückbleibenden 13 Mil¬ lionen durch's Hecheln von 13,200,000 auf 21,879,000 Franken ge¬ bracht, alsdann bleiben nur noch 11^2 Million Kilogramme an ge¬ hecheltem Flachse und Werge übrig, um in Garn verwandelt zu werden. Nimmt man den Mittclpreis von 1 Franken per Kilogramm Spinn¬ lohn , an, so giebt dies eine abermalige Werths-Vermehrung von 13,300,000 Franken. Vermittelst der Supplementarbeit der Umände¬ rung von 1,600,000 Kilogramme in Nähgarn, von anderer 10 Mil¬ lionen 'Kilogramme in Leinwand, und durch das Bleichen der Hälfte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/162>, abgerufen am 25.08.2024.