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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester.

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Widerwärtigkeiten, welchen der belgische Gewerbfleiß' insbesondere aus¬
gesetzt war, zu solchen riesenartigen Fortschritten gelangen konnte, wie
wir sie hier vor Augen gehabt, eine bessere, glanzreiche Zukunft bevor¬
zustehen scheint.

Wir wollen überdieß besonders bemerkt wissen, daß die Rede
vorzüglich seyn soll von denjenigen Fortschritten, die Gegenstände des
täglichen Gebrauchs betreffen, und daß grade mit Rückblick auf diese
behauptet werden darf, die Ausstellung von 1341 sei ihrer Vorgän¬
gerin von 183S um gar vieles über den Kopf gewachsen.

So zählte man 1836 in allem nur 631 Aussteller, während deren
Zahl im letzten Jahr auf 975, also um mehr als die Hälfte ange¬
wachsen ist. Sämmtliche vor 6 Jahre aus allen Ortschaften des König¬
reichs dem Industrie-Paläste zugesandte Gegenstände, fanden in den neuen
Hauptsälen deS Gebäudes Raum, während man dießmal sich nach neuem
Lokale außer den früheren umsehen, und zu dem Ende nicht nur der
Gemälde-Gallerie einen Theil des ihrigen Morgen, sondern im Hof¬
raume vor dem Eingange deö Palastes noch eine ganz eigene lange
Gallerie für die zum Landbau gehörigen Werkzeuge einrichten mußte."

Indem wir nun dem Verfasser in die einzelnen Details seines Be¬
richtes folgen, müssen wir uns enthalten, auf alle Zweige einzugehen,
die er mit Genauigkeit in ihrer Qualität und Quantität beschreibt.
Nur über einige Hauptproduktionen der belgischen Industrie: Leinen,
Tuche, und Eisenwerke wollen wir einige seiner wichtigen Be¬
merkungen ercerpiren.

,/Herr N. Briavoine -- und einen bessern Führer könnten wir
nicht wählen -- giebt, in seinem Werke über den Gewerbfleiß in Bel¬
gien, den Gesammtbetrag der Flachserndte in günstigen Jahren für ganz-
Belgien auf 123 Millionen Kilogramme an. Davonkommen Dreivier¬
tel aus die beiden Flandern; Hennegnu und Brabant theilen mit den
Provinzen Antwerpen, Lüttich und Namür zusammen das übrige Viertel.
Jedoch darf man annehmen, daß in diesem Verhältnisse der einzelnen
Provinzen gewisse Modifikationen eintreten, nicht zwar als ob der Flachs¬
bau aus einem Orte in den andern übergehe, oder als ob jetzt in den
Flandern in dieser Kultur eine Verminderung Statt gefunden habe, son¬
dern weil dieser Zweig des Landbaues sich in den andern Provinzen,
zumal in denen von Antwerpen, Brabant und Hennegau, stets mehr und
mehr.ausbreitet. , - > '


Widerwärtigkeiten, welchen der belgische Gewerbfleiß' insbesondere aus¬
gesetzt war, zu solchen riesenartigen Fortschritten gelangen konnte, wie
wir sie hier vor Augen gehabt, eine bessere, glanzreiche Zukunft bevor¬
zustehen scheint.

Wir wollen überdieß besonders bemerkt wissen, daß die Rede
vorzüglich seyn soll von denjenigen Fortschritten, die Gegenstände des
täglichen Gebrauchs betreffen, und daß grade mit Rückblick auf diese
behauptet werden darf, die Ausstellung von 1341 sei ihrer Vorgän¬
gerin von 183S um gar vieles über den Kopf gewachsen.

So zählte man 1836 in allem nur 631 Aussteller, während deren
Zahl im letzten Jahr auf 975, also um mehr als die Hälfte ange¬
wachsen ist. Sämmtliche vor 6 Jahre aus allen Ortschaften des König¬
reichs dem Industrie-Paläste zugesandte Gegenstände, fanden in den neuen
Hauptsälen deS Gebäudes Raum, während man dießmal sich nach neuem
Lokale außer den früheren umsehen, und zu dem Ende nicht nur der
Gemälde-Gallerie einen Theil des ihrigen Morgen, sondern im Hof¬
raume vor dem Eingange deö Palastes noch eine ganz eigene lange
Gallerie für die zum Landbau gehörigen Werkzeuge einrichten mußte."

Indem wir nun dem Verfasser in die einzelnen Details seines Be¬
richtes folgen, müssen wir uns enthalten, auf alle Zweige einzugehen,
die er mit Genauigkeit in ihrer Qualität und Quantität beschreibt.
Nur über einige Hauptproduktionen der belgischen Industrie: Leinen,
Tuche, und Eisenwerke wollen wir einige seiner wichtigen Be¬
merkungen ercerpiren.

,/Herr N. Briavoine — und einen bessern Führer könnten wir
nicht wählen — giebt, in seinem Werke über den Gewerbfleiß in Bel¬
gien, den Gesammtbetrag der Flachserndte in günstigen Jahren für ganz-
Belgien auf 123 Millionen Kilogramme an. Davonkommen Dreivier¬
tel aus die beiden Flandern; Hennegnu und Brabant theilen mit den
Provinzen Antwerpen, Lüttich und Namür zusammen das übrige Viertel.
Jedoch darf man annehmen, daß in diesem Verhältnisse der einzelnen
Provinzen gewisse Modifikationen eintreten, nicht zwar als ob der Flachs¬
bau aus einem Orte in den andern übergehe, oder als ob jetzt in den
Flandern in dieser Kultur eine Verminderung Statt gefunden habe, son¬
dern weil dieser Zweig des Landbaues sich in den andern Provinzen,
zumal in denen von Antwerpen, Brabant und Hennegau, stets mehr und
mehr.ausbreitet. , - > '


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[0161] Widerwärtigkeiten, welchen der belgische Gewerbfleiß' insbesondere aus¬ gesetzt war, zu solchen riesenartigen Fortschritten gelangen konnte, wie wir sie hier vor Augen gehabt, eine bessere, glanzreiche Zukunft bevor¬ zustehen scheint. Wir wollen überdieß besonders bemerkt wissen, daß die Rede vorzüglich seyn soll von denjenigen Fortschritten, die Gegenstände des täglichen Gebrauchs betreffen, und daß grade mit Rückblick auf diese behauptet werden darf, die Ausstellung von 1341 sei ihrer Vorgän¬ gerin von 183S um gar vieles über den Kopf gewachsen. So zählte man 1836 in allem nur 631 Aussteller, während deren Zahl im letzten Jahr auf 975, also um mehr als die Hälfte ange¬ wachsen ist. Sämmtliche vor 6 Jahre aus allen Ortschaften des König¬ reichs dem Industrie-Paläste zugesandte Gegenstände, fanden in den neuen Hauptsälen deS Gebäudes Raum, während man dießmal sich nach neuem Lokale außer den früheren umsehen, und zu dem Ende nicht nur der Gemälde-Gallerie einen Theil des ihrigen Morgen, sondern im Hof¬ raume vor dem Eingange deö Palastes noch eine ganz eigene lange Gallerie für die zum Landbau gehörigen Werkzeuge einrichten mußte." Indem wir nun dem Verfasser in die einzelnen Details seines Be¬ richtes folgen, müssen wir uns enthalten, auf alle Zweige einzugehen, die er mit Genauigkeit in ihrer Qualität und Quantität beschreibt. Nur über einige Hauptproduktionen der belgischen Industrie: Leinen, Tuche, und Eisenwerke wollen wir einige seiner wichtigen Be¬ merkungen ercerpiren. ,/Herr N. Briavoine — und einen bessern Führer könnten wir nicht wählen — giebt, in seinem Werke über den Gewerbfleiß in Bel¬ gien, den Gesammtbetrag der Flachserndte in günstigen Jahren für ganz- Belgien auf 123 Millionen Kilogramme an. Davonkommen Dreivier¬ tel aus die beiden Flandern; Hennegnu und Brabant theilen mit den Provinzen Antwerpen, Lüttich und Namür zusammen das übrige Viertel. Jedoch darf man annehmen, daß in diesem Verhältnisse der einzelnen Provinzen gewisse Modifikationen eintreten, nicht zwar als ob der Flachs¬ bau aus einem Orte in den andern übergehe, oder als ob jetzt in den Flandern in dieser Kultur eine Verminderung Statt gefunden habe, son¬ dern weil dieser Zweig des Landbaues sich in den andern Provinzen, zumal in denen von Antwerpen, Brabant und Hennegau, stets mehr und mehr.ausbreitet. , - > '

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Erstes Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_267214/161>, abgerufen am 25.08.2024.