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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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seinem Glücke verlangt eine Rednerin das Wort und lenkt dadurch die Auf¬
merksamkeit des Publikums von den Ketzereien des unseligen Dissenters al>.
Die neue Nednerinn ist Mrs. Maria Anna Walker, eine junge, in der That
nicht uninteressante Figur, die in der heutigen Sitzung ihre muidou spsecl,
hält. Diese ist aber von solcher Bedeutung, daß die Mrs. die Heldin der
Tagcsfltzung wird, und daß ich nicht umhin kann, die hervorragendsten Stellen
daraus mitzutheilen. "Ich bin erstaunt," begann sie, "über die Frage des
Master Cohen, so wie überhaupt über die ungeziemenden Bemerkungen dieses
Herrn (Bravo!) "Ich weise mit dem tiefsten Unwillen die Idee zurück, daß,
"wenn Frauen im Parliament wären, irgend ein Mann, sei er nun ihr Ge¬
liebter oder ihr Gatte, erbärmlich genug sein könnte, auch nur eine einzige
"von ihrer Pflicht und Ueberzeugung abzubringen." (Verdoppeltes Bravo¬
rufen von Seiten der Männer.) "Ich würde einen Mann, der durch solche
"Mittel Einfluß auf das Votum einer Frau zu gewinnen suchte, mit aller,
"einer Frau möglichen Geringschätzung, wie einen verächtlichen Schurken (-"
"vordem^ditto sevun<1ick) behandeln." (Neue Bravos.) "Die Ereignisse, die
"jetzt im Norden des Königreiches vorgehen, wo man unsre Brüder und schwe¬
rem in modcrvcrpestctc Kerker wirft, sind wohl geeignet, auch uns Frauen
"aus unsern stillern Wirkungskreisen ins öffentliche Leben zu rufen." (Ein
wahrer Donner von Beifallsbezeugungen: der Saal droht mit dem Ruf "Bravo,
Mrs. Walker!" einzustürzen.) "Was Lord Abingcr <der Präsident des special-
"Gerichtshofes) betrifft, so ist er des Namens eines Mannes unwürdig (Zischen
"und Pfeifen!), ist unwürdig, so Männer wie Frauen zu repräsentiren.
"Seine Herrlichkeit hat gesagt, die Chartisten wollten zur Macht kommen,
"um Allen Gesetze vorzuschreiben. Nun! Ich aber weise diese freche Lüge mit
"aller ihr gebührenden Verachtung zurück." (Beifallsklatschen von den Män-
ncrbänken, die Damen schwenken ihre Taschentücher.) Am Schlüsse ihrer, mit
vielem Feuer und lebhafter Gesticulation vorgetragenen Rede, sagt die Dame:
"Ihr, die Ihr nun mit Neugier sicher gekommen seid, seht nun ihr jungen
Männer, daß auch wir Frauen zu reden verstehen!" Sie setzt sich unter all¬
gemeinen Beifallsbezeugungen nieder und erhebt sich nur aus, um eine vom
Meeting ihr votirte Danksagung eine kleine Gegenrede zu halten, in welcher
sie die gegenwärtigen Damen auffordert, sich auf die Liste der Association auf¬
schreiben zu lassen.




seinem Glücke verlangt eine Rednerin das Wort und lenkt dadurch die Auf¬
merksamkeit des Publikums von den Ketzereien des unseligen Dissenters al>.
Die neue Nednerinn ist Mrs. Maria Anna Walker, eine junge, in der That
nicht uninteressante Figur, die in der heutigen Sitzung ihre muidou spsecl,
hält. Diese ist aber von solcher Bedeutung, daß die Mrs. die Heldin der
Tagcsfltzung wird, und daß ich nicht umhin kann, die hervorragendsten Stellen
daraus mitzutheilen. „Ich bin erstaunt," begann sie, „über die Frage des
Master Cohen, so wie überhaupt über die ungeziemenden Bemerkungen dieses
Herrn (Bravo!) „Ich weise mit dem tiefsten Unwillen die Idee zurück, daß,
„wenn Frauen im Parliament wären, irgend ein Mann, sei er nun ihr Ge¬
liebter oder ihr Gatte, erbärmlich genug sein könnte, auch nur eine einzige
„von ihrer Pflicht und Ueberzeugung abzubringen." (Verdoppeltes Bravo¬
rufen von Seiten der Männer.) „Ich würde einen Mann, der durch solche
„Mittel Einfluß auf das Votum einer Frau zu gewinnen suchte, mit aller,
„einer Frau möglichen Geringschätzung, wie einen verächtlichen Schurken (-»
„vordem^ditto sevun<1ick) behandeln." (Neue Bravos.) „Die Ereignisse, die
„jetzt im Norden des Königreiches vorgehen, wo man unsre Brüder und schwe¬
rem in modcrvcrpestctc Kerker wirft, sind wohl geeignet, auch uns Frauen
„aus unsern stillern Wirkungskreisen ins öffentliche Leben zu rufen." (Ein
wahrer Donner von Beifallsbezeugungen: der Saal droht mit dem Ruf „Bravo,
Mrs. Walker!" einzustürzen.) „Was Lord Abingcr <der Präsident des special-
„Gerichtshofes) betrifft, so ist er des Namens eines Mannes unwürdig (Zischen
„und Pfeifen!), ist unwürdig, so Männer wie Frauen zu repräsentiren.
„Seine Herrlichkeit hat gesagt, die Chartisten wollten zur Macht kommen,
„um Allen Gesetze vorzuschreiben. Nun! Ich aber weise diese freche Lüge mit
„aller ihr gebührenden Verachtung zurück." (Beifallsklatschen von den Män-
ncrbänken, die Damen schwenken ihre Taschentücher.) Am Schlüsse ihrer, mit
vielem Feuer und lebhafter Gesticulation vorgetragenen Rede, sagt die Dame:
„Ihr, die Ihr nun mit Neugier sicher gekommen seid, seht nun ihr jungen
Männer, daß auch wir Frauen zu reden verstehen!" Sie setzt sich unter all¬
gemeinen Beifallsbezeugungen nieder und erhebt sich nur aus, um eine vom
Meeting ihr votirte Danksagung eine kleine Gegenrede zu halten, in welcher
sie die gegenwärtigen Damen auffordert, sich auf die Liste der Association auf¬
schreiben zu lassen.




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[0447] seinem Glücke verlangt eine Rednerin das Wort und lenkt dadurch die Auf¬ merksamkeit des Publikums von den Ketzereien des unseligen Dissenters al>. Die neue Nednerinn ist Mrs. Maria Anna Walker, eine junge, in der That nicht uninteressante Figur, die in der heutigen Sitzung ihre muidou spsecl, hält. Diese ist aber von solcher Bedeutung, daß die Mrs. die Heldin der Tagcsfltzung wird, und daß ich nicht umhin kann, die hervorragendsten Stellen daraus mitzutheilen. „Ich bin erstaunt," begann sie, „über die Frage des Master Cohen, so wie überhaupt über die ungeziemenden Bemerkungen dieses Herrn (Bravo!) „Ich weise mit dem tiefsten Unwillen die Idee zurück, daß, „wenn Frauen im Parliament wären, irgend ein Mann, sei er nun ihr Ge¬ liebter oder ihr Gatte, erbärmlich genug sein könnte, auch nur eine einzige „von ihrer Pflicht und Ueberzeugung abzubringen." (Verdoppeltes Bravo¬ rufen von Seiten der Männer.) „Ich würde einen Mann, der durch solche „Mittel Einfluß auf das Votum einer Frau zu gewinnen suchte, mit aller, „einer Frau möglichen Geringschätzung, wie einen verächtlichen Schurken (-» „vordem^ditto sevun<1ick) behandeln." (Neue Bravos.) „Die Ereignisse, die „jetzt im Norden des Königreiches vorgehen, wo man unsre Brüder und schwe¬ rem in modcrvcrpestctc Kerker wirft, sind wohl geeignet, auch uns Frauen „aus unsern stillern Wirkungskreisen ins öffentliche Leben zu rufen." (Ein wahrer Donner von Beifallsbezeugungen: der Saal droht mit dem Ruf „Bravo, Mrs. Walker!" einzustürzen.) „Was Lord Abingcr <der Präsident des special- „Gerichtshofes) betrifft, so ist er des Namens eines Mannes unwürdig (Zischen „und Pfeifen!), ist unwürdig, so Männer wie Frauen zu repräsentiren. „Seine Herrlichkeit hat gesagt, die Chartisten wollten zur Macht kommen, „um Allen Gesetze vorzuschreiben. Nun! Ich aber weise diese freche Lüge mit „aller ihr gebührenden Verachtung zurück." (Beifallsklatschen von den Män- ncrbänken, die Damen schwenken ihre Taschentücher.) Am Schlüsse ihrer, mit vielem Feuer und lebhafter Gesticulation vorgetragenen Rede, sagt die Dame: „Ihr, die Ihr nun mit Neugier sicher gekommen seid, seht nun ihr jungen Männer, daß auch wir Frauen zu reden verstehen!" Sie setzt sich unter all¬ gemeinen Beifallsbezeugungen nieder und erhebt sich nur aus, um eine vom Meeting ihr votirte Danksagung eine kleine Gegenrede zu halten, in welcher sie die gegenwärtigen Damen auffordert, sich auf die Liste der Association auf¬ schreiben zu lassen.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/447>, abgerufen am 29.09.2024.