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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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nützliche Belehrungen in diesen Aeußerungen eines ausgezeichneten
Landschaftsmalers unserer Zeit enthalten seien, und wie sehr fie,
richtig begriffen, geeignet wären, so manchen Künstler von der fal¬
schen, weitab vom Erfolge führenden Bahn zurückzubringen, die er
zu seinem und der Kunst Nachtheil eingeschlagen.

Jedermann weiß, daß Koekkvek ein naturforschender Landschafts¬
maler ist) hätten uns aber seine Gemälde nicht schon lange Mittel
zu seiner gerechten Beurtheilung an die Hand gegeben, so würde sein
Buch uns hinreichend beweisen, wie fern er jener reichen, aber kalten
Nachahmung steht, der sich so viele ehrsame Mittelmäßigkeiten erge¬
ben haben. Irregeleitet, wie sie sind, glauben dieselben, der höchste
Zweck der Kunst sei eine kleinliche Reproduction; denn man hat
ihnen eingeredet, die Poesie und die Wahrheit seien einander feind¬
selig. Als ob die Natur je aufhören könnte, wahr zu sein, weil
man eine geschmackvolle Auswahl aus dem macht, was sie bietet,
oder weil man ihre erhabenen Schönheiten mit Begeisterung darzu¬
stellen versteht.




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nützliche Belehrungen in diesen Aeußerungen eines ausgezeichneten
Landschaftsmalers unserer Zeit enthalten seien, und wie sehr fie,
richtig begriffen, geeignet wären, so manchen Künstler von der fal¬
schen, weitab vom Erfolge führenden Bahn zurückzubringen, die er
zu seinem und der Kunst Nachtheil eingeschlagen.

Jedermann weiß, daß Koekkvek ein naturforschender Landschafts¬
maler ist) hätten uns aber seine Gemälde nicht schon lange Mittel
zu seiner gerechten Beurtheilung an die Hand gegeben, so würde sein
Buch uns hinreichend beweisen, wie fern er jener reichen, aber kalten
Nachahmung steht, der sich so viele ehrsame Mittelmäßigkeiten erge¬
ben haben. Irregeleitet, wie sie sind, glauben dieselben, der höchste
Zweck der Kunst sei eine kleinliche Reproduction; denn man hat
ihnen eingeredet, die Poesie und die Wahrheit seien einander feind¬
selig. Als ob die Natur je aufhören könnte, wahr zu sein, weil
man eine geschmackvolle Auswahl aus dem macht, was sie bietet,
oder weil man ihre erhabenen Schönheiten mit Begeisterung darzu¬
stellen versteht.




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[0379] nützliche Belehrungen in diesen Aeußerungen eines ausgezeichneten Landschaftsmalers unserer Zeit enthalten seien, und wie sehr fie, richtig begriffen, geeignet wären, so manchen Künstler von der fal¬ schen, weitab vom Erfolge führenden Bahn zurückzubringen, die er zu seinem und der Kunst Nachtheil eingeschlagen. Jedermann weiß, daß Koekkvek ein naturforschender Landschafts¬ maler ist) hätten uns aber seine Gemälde nicht schon lange Mittel zu seiner gerechten Beurtheilung an die Hand gegeben, so würde sein Buch uns hinreichend beweisen, wie fern er jener reichen, aber kalten Nachahmung steht, der sich so viele ehrsame Mittelmäßigkeiten erge¬ ben haben. Irregeleitet, wie sie sind, glauben dieselben, der höchste Zweck der Kunst sei eine kleinliche Reproduction; denn man hat ihnen eingeredet, die Poesie und die Wahrheit seien einander feind¬ selig. Als ob die Natur je aufhören könnte, wahr zu sein, weil man eine geschmackvolle Auswahl aus dem macht, was sie bietet, oder weil man ihre erhabenen Schönheiten mit Begeisterung darzu¬ stellen versteht. 25»

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/379>, abgerufen am 29.09.2024.