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Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester.

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Falle muß man sorgfältig prüfen, ob die Materie, die aus ihren
Nasenlöchern herausfließt, von Drüsen oder sonst einer andern an¬
steckenden Krankheit herrührt; denn die Thiere leiden oft schon, wenn
man sie kauft, inwendig an diesen Gebrechen, die äußerlich durchaus
nicht hervortreten, daher auch von Niemandem bemerkt werden kön¬
nen, die aber, wenn sie sich dann erklären, darum sehr gefährlich sind,
weil sie sich leicht den sämmtlichen Pferden des Zuges mittheilen,
ja sogar zuweilen über die Landstrecken, durch die das Convoi seine"
Weg nimmt, ihre gefährliche Ansteckung verbreiten.

Ein trauriges Beispiel dieser Art von Thatsachen hat sich erst
vor wenigen Jahren ereignet. Der Offizier, der mit der Leitung des
Convois beauftragt gewesen, erschoß sich aus Verzweiflung, um den
schweren Folgen, die seine Nachlässigkeit ihm zuziehen konnte, zu ent¬
gehen; ich habe Nachlässigkeit gesagt, und dies ist das rechte Wort.
Denn es ist leicht, die Pferde während der Reise zu überwachen, sie
einzeln zu prüfen, ihre Bewegungen, ihren Gang zu beobachten, zu
sehen, ob sie lahm gehen, ob sie traurig scheinen, ob sie nicht fressen
"vollen, kurz die verschiedenen Symptome des Uebels zu constatiren.
Die Gegenwart eines Kur- und Hufschmiedes, der sich unter den
Mitgliedern der Begleitung befindet, ist für solche Fälle eine sehr
schätzenswerthe Hülfe. Jedes Pferd, das zu leiden scheint, muß an¬
gebunden werden; wenn es lahm geht, weil sein Huf zu Schade!"
gekommen ist während des Marsches, so muß man es beschlagen.
Fließt ihm irgend eine verdächtige Materie aus den Nasenlöcher",
so verordnet die Klugheit, es sofort von den übrigen Pferden zu
trennen und es in Quarantaine zu halten.

Man hält es nicht immer für nothwendig, sich eines Arkar
(Seil mit einer Schlinge) zu bedienen, wenn man Pferde > denen
man nicht traut, ergreifen und anbinden will, sondern die Husaren
und selbst die Offiziere der Bedeckung ergreifen sie zuweilen mit den
Händen. Diesen Gebrauch muß man aber durchaus fernhalten;
denn einerseits seht man dabei unnützerweise ein Menschenleben auf'S
Spiel und anderseits werden die Pferde obendrein dadurch noch
wilder und mißtrauischer.

Folgende Vorsichtsmaßregeln, vorzüglich für den Offizier, welcher
die Leitung eines Convoi bekommen hat, sind nicht genug zu em-


Falle muß man sorgfältig prüfen, ob die Materie, die aus ihren
Nasenlöchern herausfließt, von Drüsen oder sonst einer andern an¬
steckenden Krankheit herrührt; denn die Thiere leiden oft schon, wenn
man sie kauft, inwendig an diesen Gebrechen, die äußerlich durchaus
nicht hervortreten, daher auch von Niemandem bemerkt werden kön¬
nen, die aber, wenn sie sich dann erklären, darum sehr gefährlich sind,
weil sie sich leicht den sämmtlichen Pferden des Zuges mittheilen,
ja sogar zuweilen über die Landstrecken, durch die das Convoi seine»
Weg nimmt, ihre gefährliche Ansteckung verbreiten.

Ein trauriges Beispiel dieser Art von Thatsachen hat sich erst
vor wenigen Jahren ereignet. Der Offizier, der mit der Leitung des
Convois beauftragt gewesen, erschoß sich aus Verzweiflung, um den
schweren Folgen, die seine Nachlässigkeit ihm zuziehen konnte, zu ent¬
gehen; ich habe Nachlässigkeit gesagt, und dies ist das rechte Wort.
Denn es ist leicht, die Pferde während der Reise zu überwachen, sie
einzeln zu prüfen, ihre Bewegungen, ihren Gang zu beobachten, zu
sehen, ob sie lahm gehen, ob sie traurig scheinen, ob sie nicht fressen
»vollen, kurz die verschiedenen Symptome des Uebels zu constatiren.
Die Gegenwart eines Kur- und Hufschmiedes, der sich unter den
Mitgliedern der Begleitung befindet, ist für solche Fälle eine sehr
schätzenswerthe Hülfe. Jedes Pferd, das zu leiden scheint, muß an¬
gebunden werden; wenn es lahm geht, weil sein Huf zu Schade!»
gekommen ist während des Marsches, so muß man es beschlagen.
Fließt ihm irgend eine verdächtige Materie aus den Nasenlöcher»,
so verordnet die Klugheit, es sofort von den übrigen Pferden zu
trennen und es in Quarantaine zu halten.

Man hält es nicht immer für nothwendig, sich eines Arkar
(Seil mit einer Schlinge) zu bedienen, wenn man Pferde > denen
man nicht traut, ergreifen und anbinden will, sondern die Husaren
und selbst die Offiziere der Bedeckung ergreifen sie zuweilen mit den
Händen. Diesen Gebrauch muß man aber durchaus fernhalten;
denn einerseits seht man dabei unnützerweise ein Menschenleben auf'S
Spiel und anderseits werden die Pferde obendrein dadurch noch
wilder und mißtrauischer.

Folgende Vorsichtsmaßregeln, vorzüglich für den Offizier, welcher
die Leitung eines Convoi bekommen hat, sind nicht genug zu em-


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[0290] Falle muß man sorgfältig prüfen, ob die Materie, die aus ihren Nasenlöchern herausfließt, von Drüsen oder sonst einer andern an¬ steckenden Krankheit herrührt; denn die Thiere leiden oft schon, wenn man sie kauft, inwendig an diesen Gebrechen, die äußerlich durchaus nicht hervortreten, daher auch von Niemandem bemerkt werden kön¬ nen, die aber, wenn sie sich dann erklären, darum sehr gefährlich sind, weil sie sich leicht den sämmtlichen Pferden des Zuges mittheilen, ja sogar zuweilen über die Landstrecken, durch die das Convoi seine» Weg nimmt, ihre gefährliche Ansteckung verbreiten. Ein trauriges Beispiel dieser Art von Thatsachen hat sich erst vor wenigen Jahren ereignet. Der Offizier, der mit der Leitung des Convois beauftragt gewesen, erschoß sich aus Verzweiflung, um den schweren Folgen, die seine Nachlässigkeit ihm zuziehen konnte, zu ent¬ gehen; ich habe Nachlässigkeit gesagt, und dies ist das rechte Wort. Denn es ist leicht, die Pferde während der Reise zu überwachen, sie einzeln zu prüfen, ihre Bewegungen, ihren Gang zu beobachten, zu sehen, ob sie lahm gehen, ob sie traurig scheinen, ob sie nicht fressen »vollen, kurz die verschiedenen Symptome des Uebels zu constatiren. Die Gegenwart eines Kur- und Hufschmiedes, der sich unter den Mitgliedern der Begleitung befindet, ist für solche Fälle eine sehr schätzenswerthe Hülfe. Jedes Pferd, das zu leiden scheint, muß an¬ gebunden werden; wenn es lahm geht, weil sein Huf zu Schade!» gekommen ist während des Marsches, so muß man es beschlagen. Fließt ihm irgend eine verdächtige Materie aus den Nasenlöcher», so verordnet die Klugheit, es sofort von den übrigen Pferden zu trennen und es in Quarantaine zu halten. Man hält es nicht immer für nothwendig, sich eines Arkar (Seil mit einer Schlinge) zu bedienen, wenn man Pferde > denen man nicht traut, ergreifen und anbinden will, sondern die Husaren und selbst die Offiziere der Bedeckung ergreifen sie zuweilen mit den Händen. Diesen Gebrauch muß man aber durchaus fernhalten; denn einerseits seht man dabei unnützerweise ein Menschenleben auf'S Spiel und anderseits werden die Pferde obendrein dadurch noch wilder und mißtrauischer. Folgende Vorsichtsmaßregeln, vorzüglich für den Offizier, welcher die Leitung eines Convoi bekommen hat, sind nicht genug zu em-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 2, 1842, Zweites Semester, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_282160_266616/290>, abgerufen am 26.08.2024.