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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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bis fünfzehn hundert Personen, etwas mehr, als die doppelte Bevölkerung
von Kniphausen, dessen Grundherrn die deutsche Bundesversammlung als
souveränen deutschen Fürsten anerkannt hat. Drei Ladungen wie diese, und
man könnte ganz Gap, Digne, Foix, oder Mont de Martan, bis zum letz¬
ten Kind an der Mutterbrust, fortführen, französische Städtchen, die sich auf
ihre Eigenschaft, als Sitz einer Präfectur, nicht wenig zu Gute thun. End¬
lich fuhren wir unter Kanonendonner ab; es führte mich dieß auf den Ge¬
danken, daß es, was man auch sagen möge, etwas Neues unter der Sonne
gibt: einen Achtundvierzigpfünder nämlich, der aus den Eingeweiden eines
mit voller Kraft fliegenden Dampfwagens herausspräche. Möchte es den
Künstlern des europäischen Gleichgewichtes gefallen, daß wir dieses Schau¬
spiel nie erleben! Die Kanone macht bei einer industriellen Feierlichkeit
einen sonderbaren Eindruck. Es ist, als ob die Landplage die alle Wun¬
den heilende Erlösung begrüße. Denn es flüstert mir etwas zu, daß das
Pulver durch den Dampf verdrängt werden wird, "eins macht dem an¬
dern den Garaus." Komm, edles, deutsches Volk, komm, das Zeichen ist
gegeben, und eile, dich deinen Brüdern zu nähern! Wohin gehst du, schö¬
ner Wagenzug? sprach ein Vorübergehender voll Staunen zu dem vorbei¬
fliegenden Sturmwind. Ich gehe nach dem Ocean, um die Flaggen von
allen Enden des Erdballs herbeikommen zu sehen. Eine Welterneuerung,
eine zweite Schöpfung steht uns bevor. Die Menschheit baut sich Woh¬
nungen, die ihrer Herrschaft auf Erden würdig sind, und diese, durch den
Eigensinn der Mächtigen, und durch die Feindseligkeit der einzelnen Stämme
abgeschlossenen Grenzen, öffnen sich aller Orten unter den Streichen des
Spatens, der Berge durchsticht, und Thäler ausfüllt, und nie werden sie
sich, so wenig, als die zuckenden Gliedmaaßen des zertretnen Wurmes, wie¬
der schließen!

Um sich von der Beschaffenheit dieser Eisenbahn, ohne eigene Anschauung,
einen Begriff machen zu können, muß man vor allem die Lage des Landes
zwischen der Maas und dem Rheine, oder zwischen Lüttich und Cöln, in
Betracht ziehen. Es dachen sich nämlich die Höhen des im Süden durch
die Mosel und den Ardennenwald begrenzten Gebirgslandes nach dieser Rich¬
tung hin allmälig ab, um sich dann in dem ungeheuren Flachlande, das der
Rhein vom Siebengebirge bis zu seiner Mündung durchströmt, zuletzt ganz
zu verlieren. In dem, nach der Maas zu liegenden Landstriche, gehen die
Felsen weiter nach Norden hinauf, und daher kommt es, daß die Anlegung
der Bahn in dieser Gegend viel größeren Schwierigkeiten unterliegt, als in
der Richtung nach Cöln zu. Besonders scheint das Weze-Thal, auf den
ersten Anblick, unübersteigliche Hindernisse darzubieten, und erst jenseits Aachens
werden die Ungleichheiten des Bodens seltener, um zuletzt in der von den

bis fünfzehn hundert Personen, etwas mehr, als die doppelte Bevölkerung
von Kniphausen, dessen Grundherrn die deutsche Bundesversammlung als
souveränen deutschen Fürsten anerkannt hat. Drei Ladungen wie diese, und
man könnte ganz Gap, Digne, Foix, oder Mont de Martan, bis zum letz¬
ten Kind an der Mutterbrust, fortführen, französische Städtchen, die sich auf
ihre Eigenschaft, als Sitz einer Präfectur, nicht wenig zu Gute thun. End¬
lich fuhren wir unter Kanonendonner ab; es führte mich dieß auf den Ge¬
danken, daß es, was man auch sagen möge, etwas Neues unter der Sonne
gibt: einen Achtundvierzigpfünder nämlich, der aus den Eingeweiden eines
mit voller Kraft fliegenden Dampfwagens herausspräche. Möchte es den
Künstlern des europäischen Gleichgewichtes gefallen, daß wir dieses Schau¬
spiel nie erleben! Die Kanone macht bei einer industriellen Feierlichkeit
einen sonderbaren Eindruck. Es ist, als ob die Landplage die alle Wun¬
den heilende Erlösung begrüße. Denn es flüstert mir etwas zu, daß das
Pulver durch den Dampf verdrängt werden wird, „eins macht dem an¬
dern den Garaus.“ Komm, edles, deutsches Volk, komm, das Zeichen ist
gegeben, und eile, dich deinen Brüdern zu nähern! Wohin gehst du, schö¬
ner Wagenzug? sprach ein Vorübergehender voll Staunen zu dem vorbei¬
fliegenden Sturmwind. Ich gehe nach dem Ocean, um die Flaggen von
allen Enden des Erdballs herbeikommen zu sehen. Eine Welterneuerung,
eine zweite Schöpfung steht uns bevor. Die Menschheit baut sich Woh¬
nungen, die ihrer Herrschaft auf Erden würdig sind, und diese, durch den
Eigensinn der Mächtigen, und durch die Feindseligkeit der einzelnen Stämme
abgeschlossenen Grenzen, öffnen sich aller Orten unter den Streichen des
Spatens, der Berge durchsticht, und Thäler ausfüllt, und nie werden sie
sich, so wenig, als die zuckenden Gliedmaaßen des zertretnen Wurmes, wie¬
der schließen!

Um sich von der Beschaffenheit dieser Eisenbahn, ohne eigene Anschauung,
einen Begriff machen zu können, muß man vor allem die Lage des Landes
zwischen der Maas und dem Rheine, oder zwischen Lüttich und Cöln, in
Betracht ziehen. Es dachen sich nämlich die Höhen des im Süden durch
die Mosel und den Ardennenwald begrenzten Gebirgslandes nach dieser Rich¬
tung hin allmälig ab, um sich dann in dem ungeheuren Flachlande, das der
Rhein vom Siebengebirge bis zu seiner Mündung durchströmt, zuletzt ganz
zu verlieren. In dem, nach der Maas zu liegenden Landstriche, gehen die
Felsen weiter nach Norden hinauf, und daher kommt es, daß die Anlegung
der Bahn in dieser Gegend viel größeren Schwierigkeiten unterliegt, als in
der Richtung nach Cöln zu. Besonders scheint das Weze-Thal, auf den
ersten Anblick, unübersteigliche Hindernisse darzubieten, und erst jenseits Aachens
werden die Ungleichheiten des Bodens seltener, um zuletzt in der von den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/80>, abgerufen am 22.11.2024.