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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Kaufleute. Nur die Vergangenheit lobt man; nur gegen sie ist man gerecht.
Was sage ich? Die alte Zeit war immer die gute. Jetzt waren es die
holländischen Zeiten; damals waren es die französischen, und wie oft sehnte
man sich unter den französischen nach den egyptischen Fleischtöpfen aus der
schönen Zeit Maria Theresia's.

"Abgesehen vom Linnenhandel und der Linnenindustrie, welche an einer
besondern von der allgemeinen Lage des Landes ganz unabhängigen Crisis
leiden, abgesehen von der Production des Eisens, als eines Rohstoffes und
der Kohle, steht fest, daß die Production Belgiens seit den holländischen
Zeiten nicht ab-, sondern in den meisten Productionszweigen zugenommen
hat, und daß der Verschleiß sich in gleichem Verhältnisse vermehrt hat.

"Als Zeichen der Wahrheit unserer Behauptung führen wir, ehe wir
zum Beweis durch Ziffern und authentische Zahlen übergehen, folgende no¬
torische Thatsachen an: die Bevölkerung ist allenthalben gewachsen, die Ur¬
barmachung der Wälder und Haiden schreitet voran, und demungeachtet
steigt der Werth des Grundeigenthums in gleichem Verhältnisse. Unter den
arbeitenden Classen herrscht seit fünf Jahren im Allgemeinen Ruhe. Bel¬
gien ist das einzige Land, wo die Korntheuerung im Jahre 1840 keine
Unruhen verursacht hat, und doch haben ähnliche Bewegungen nicht blos
Frankreich, wo sie endemisch geworden sind, sondern auch England und
manche Gegenden von Deutschland (?) beunruhigt. Die öffentlichen Ein¬
künfte haben die Höhe der vorausgemachten Schätzung erreicht."

Der Verfasser wendet sich nunmehr zu dem Beweise seines Themas,
daß das Verhältniß des Verschleißes belgischer Industrie zur Production ein
beruhigendes sei. Daraus ergibt sich, daß während 1831 zur See nur
23,300000 Kilogramme, worunter 22,100000 Kil. inländische Producte
aus 210 belgischen Fahrzeugen mit 17557 Tonnengehalt und 603 aus¬
ländische mit 57078 Tonnengehalt exportirt wurden, so wurden 1833 schon
59,900000 Kil., worunter 52,700000 Kil. belgische Producte aus 419
belgischen Fahrzeugen mit 59680 Tonnengehalt und 750 fremden Fahr¬
zeugen mit 116191 Tonnengehalt exportirt. Die Zahl der belgischen Fahr¬
zeuge hat sich also um das dreifache vermehrt. Die Ausfuhr nach Frank¬
reich hat sich seit 1834 nur um weniges vermehrt, die nach Preußen (dem
deutschen Zollverein) sogar bedeutend vermindert, dagegen mit der Türkei
um's dreifache, mit den vereinigten Staaten und England um das doppelte,
mit den Hansestädten ebenfalls beinahe um das doppelte, mit Brasilien um
das sechsfache und mit Rußland gar um das achtfache vermehrt, und
damals (1834) waren die Häfen noch nicht definitiv geöffnet, es bestand
noch keine Prämie für den Schiffsbau, das Vertrauen war noch nicht
zurückgekehrt, der Friede noch nicht befestigt und es waren noch wenig

Kaufleute. Nur die Vergangenheit lobt man; nur gegen sie ist man gerecht.
Was sage ich? Die alte Zeit war immer die gute. Jetzt waren es die
holländischen Zeiten; damals waren es die französischen, und wie oft sehnte
man sich unter den französischen nach den egyptischen Fleischtöpfen aus der
schönen Zeit Maria Theresia's.

"Abgesehen vom Linnenhandel und der Linnenindustrie, welche an einer
besondern von der allgemeinen Lage des Landes ganz unabhängigen Crisis
leiden, abgesehen von der Production des Eisens, als eines Rohstoffes und
der Kohle, steht fest, daß die Production Belgiens seit den holländischen
Zeiten nicht ab-, sondern in den meisten Productionszweigen zugenommen
hat, und daß der Verschleiß sich in gleichem Verhältnisse vermehrt hat.

"Als Zeichen der Wahrheit unserer Behauptung führen wir, ehe wir
zum Beweis durch Ziffern und authentische Zahlen übergehen, folgende no¬
torische Thatsachen an: die Bevölkerung ist allenthalben gewachsen, die Ur¬
barmachung der Wälder und Haiden schreitet voran, und demungeachtet
steigt der Werth des Grundeigenthums in gleichem Verhältnisse. Unter den
arbeitenden Classen herrscht seit fünf Jahren im Allgemeinen Ruhe. Bel¬
gien ist das einzige Land, wo die Korntheuerung im Jahre 1840 keine
Unruhen verursacht hat, und doch haben ähnliche Bewegungen nicht blos
Frankreich, wo sie endemisch geworden sind, sondern auch England und
manche Gegenden von Deutschland (?) beunruhigt. Die öffentlichen Ein¬
künfte haben die Höhe der vorausgemachten Schätzung erreicht.〟

Der Verfasser wendet sich nunmehr zu dem Beweise seines Themas,
daß das Verhältniß des Verschleißes belgischer Industrie zur Production ein
beruhigendes sei. Daraus ergibt sich, daß während 1831 zur See nur
23,300000 Kilogramme, worunter 22,100000 Kil. inländische Producte
aus 210 belgischen Fahrzeugen mit 17557 Tonnengehalt und 603 aus¬
ländische mit 57078 Tonnengehalt exportirt wurden, so wurden 1833 schon
59,900000 Kil., worunter 52,700000 Kil. belgische Producte aus 419
belgischen Fahrzeugen mit 59680 Tonnengehalt und 750 fremden Fahr¬
zeugen mit 116191 Tonnengehalt exportirt. Die Zahl der belgischen Fahr¬
zeuge hat sich also um das dreifache vermehrt. Die Ausfuhr nach Frank¬
reich hat sich seit 1834 nur um weniges vermehrt, die nach Preußen (dem
deutschen Zollverein) sogar bedeutend vermindert, dagegen mit der Türkei
um's dreifache, mit den vereinigten Staaten und England um das doppelte,
mit den Hansestädten ebenfalls beinahe um das doppelte, mit Brasilien um
das sechsfache und mit Rußland gar um das achtfache vermehrt, und
damals (1834) waren die Häfen noch nicht definitiv geöffnet, es bestand
noch keine Prämie für den Schiffsbau, das Vertrauen war noch nicht
zurückgekehrt, der Friede noch nicht befestigt und es waren noch wenig

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[266/0274] Kaufleute. Nur die Vergangenheit lobt man; nur gegen sie ist man gerecht. Was sage ich? Die alte Zeit war immer die gute. Jetzt waren es die holländischen Zeiten; damals waren es die französischen, und wie oft sehnte man sich unter den französischen nach den egyptischen Fleischtöpfen aus der schönen Zeit Maria Theresia's. "Abgesehen vom Linnenhandel und der Linnenindustrie, welche an einer besondern von der allgemeinen Lage des Landes ganz unabhängigen Crisis leiden, abgesehen von der Production des Eisens, als eines Rohstoffes und der Kohle, steht fest, daß die Production Belgiens seit den holländischen Zeiten nicht ab-, sondern in den meisten Productionszweigen zugenommen hat, und daß der Verschleiß sich in gleichem Verhältnisse vermehrt hat. "Als Zeichen der Wahrheit unserer Behauptung führen wir, ehe wir zum Beweis durch Ziffern und authentische Zahlen übergehen, folgende no¬ torische Thatsachen an: die Bevölkerung ist allenthalben gewachsen, die Ur¬ barmachung der Wälder und Haiden schreitet voran, und demungeachtet steigt der Werth des Grundeigenthums in gleichem Verhältnisse. Unter den arbeitenden Classen herrscht seit fünf Jahren im Allgemeinen Ruhe. Bel¬ gien ist das einzige Land, wo die Korntheuerung im Jahre 1840 keine Unruhen verursacht hat, und doch haben ähnliche Bewegungen nicht blos Frankreich, wo sie endemisch geworden sind, sondern auch England und manche Gegenden von Deutschland (?) beunruhigt. Die öffentlichen Ein¬ künfte haben die Höhe der vorausgemachten Schätzung erreicht.〟 Der Verfasser wendet sich nunmehr zu dem Beweise seines Themas, daß das Verhältniß des Verschleißes belgischer Industrie zur Production ein beruhigendes sei. Daraus ergibt sich, daß während 1831 zur See nur 23,300000 Kilogramme, worunter 22,100000 Kil. inländische Producte aus 210 belgischen Fahrzeugen mit 17557 Tonnengehalt und 603 aus¬ ländische mit 57078 Tonnengehalt exportirt wurden, so wurden 1833 schon 59,900000 Kil., worunter 52,700000 Kil. belgische Producte aus 419 belgischen Fahrzeugen mit 59680 Tonnengehalt und 750 fremden Fahr¬ zeugen mit 116191 Tonnengehalt exportirt. Die Zahl der belgischen Fahr¬ zeuge hat sich also um das dreifache vermehrt. Die Ausfuhr nach Frank¬ reich hat sich seit 1834 nur um weniges vermehrt, die nach Preußen (dem deutschen Zollverein) sogar bedeutend vermindert, dagegen mit der Türkei um's dreifache, mit den vereinigten Staaten und England um das doppelte, mit den Hansestädten ebenfalls beinahe um das doppelte, mit Brasilien um das sechsfache und mit Rußland gar um das achtfache vermehrt, und damals (1834) waren die Häfen noch nicht definitiv geöffnet, es bestand noch keine Prämie für den Schiffsbau, das Vertrauen war noch nicht zurückgekehrt, der Friede noch nicht befestigt und es waren noch wenig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/274>, abgerufen am 25.11.2024.