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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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heit und des Rechtes, von Herrn Maurer ganz nur in diesem Sinne dar¬
gestellt.-- Herr Moritz war Monaldeschi; kein Zoll an ihm minder poe¬
tisch, minder energisch, minder thatkräftig, als das Wort und der Geist
des Dichters. Wir sehen ihn mit der eisernen Kraft des Nordländers und
mit den lodernden, unauslöschlichen Flammen des Südens mit dem Ge¬
schicke um einen Platz kämpfen, der erhaben genug, groß genug wäre,
um dem in ihm lebenden Gotte den Ausstrom der Macht zu gönnen, denen
er sich bewußt ist, und finden die Ueberzeugung, daß er zur höchsten Stufe
befähigt gewesen, durch des Künstlers alle Schwierigkeiten niederringende
Darstellung. Wie schön wußte Herr Moritz bei diesen riesigen Bestrebung
gen seine Uebergänge der Liebe zu Sylva zu bilden, wie den Ton in jene
Zärtlichkeit aufzulösen, für die es keine Welt der Entwürfe, hochfahrender
Pläne gibt -- und wie sodann zurückzukehren zu dem Grundstoffe seines
Charakters. Wir können uns keine schärfere Feuerprobe des dramatischen
Berufes denken. -- Dem Santinelli ist nicht die Aufgabe gestellt, die ein
bedeutendes Kunsttalent, wie Herrn Döring, hinreichend in Anspruch
nehmen könnte. Zum Schlusse: vermöchten die Männer, die das Talent
zur dramatischen Poesie in sich tragen, und jetzt noch schweigen, wiederholt
solchen Vorstellungen beizuwohnen, wir glauben, man hätte den Mangel an
neuen, tüchtigen Werken bald nicht mehr zu beklagen.,,



Tagebuch.


Bedingter Patriotismus.

Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern!


Da das Gute oft so fern liegt, so ist im Ganzen dagegen nichts einzuwenden und
wir gönnen von Herzen allen deutschen Patrioten ihre Flasche Chateau-Margaut und
Champagner, so oft sich ihnen die Gelegenheit darbietet, solchen zu trinken. Wir hal¬
ten diese Genüsse jedoch nicht für unentbehrlich, und darum ist es betrübend, daß die
Großherzogthümer Mecklenburg die Herabsetzung des Eingangszolles auf französische
Weine, wie es heißt, zur Bedingung ihres Anschlusses an den deutschen Zollverein ma¬
chen. Man müßte schweigen, wenn es sich von einem unabweisbaren Bedürfnisse der
Existenz und bescheidener Lebsucht handelte, da man nun einmal selten außerordentliche
Opfer für eine Idee erwarten darf, wäre sie auch so große und herrlich, wie die Idee
deutscher Einheit und Macht. Aber in beiden Mecklenburg ist Wein ein Luxusartikel und
blos dem Reichen einigermaßen zum Bedürfniß geworden, der ganze Zweck der Herab¬
setzung des Eingangszolls auf französische Weine kann blos der sein, dem oder jenem
strelitzischen Krautjunker das Gelage wohlfeiler zu machen, das er ein oder das andre¬
mal seinen Kumpanen giebt. Ueberdieß verdient die deutsche Weinproduktion eines
wirksamen Schutzes, wegen ihrer Vortrefflichkeit, wegen des sorgsamen Fleißes, den

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heit und des Rechtes, von Herrn Maurer ganz nur in diesem Sinne dar¬
gestellt.— Herr Moritz war Monaldeschi; kein Zoll an ihm minder poe¬
tisch, minder energisch, minder thatkräftig, als das Wort und der Geist
des Dichters. Wir sehen ihn mit der eisernen Kraft des Nordländers und
mit den lodernden, unauslöschlichen Flammen des Südens mit dem Ge¬
schicke um einen Platz kämpfen, der erhaben genug, groß genug wäre,
um dem in ihm lebenden Gotte den Ausstrom der Macht zu gönnen, denen
er sich bewußt ist, und finden die Ueberzeugung, daß er zur höchsten Stufe
befähigt gewesen, durch des Künstlers alle Schwierigkeiten niederringende
Darstellung. Wie schön wußte Herr Moritz bei diesen riesigen Bestrebung
gen seine Uebergänge der Liebe zu Sylva zu bilden, wie den Ton in jene
Zärtlichkeit aufzulösen, für die es keine Welt der Entwürfe, hochfahrender
Pläne gibt — und wie sodann zurückzukehren zu dem Grundstoffe seines
Charakters. Wir können uns keine schärfere Feuerprobe des dramatischen
Berufes denken. — Dem Santinelli ist nicht die Aufgabe gestellt, die ein
bedeutendes Kunsttalent, wie Herrn Döring, hinreichend in Anspruch
nehmen könnte. Zum Schlusse: vermöchten die Männer, die das Talent
zur dramatischen Poesie in sich tragen, und jetzt noch schweigen, wiederholt
solchen Vorstellungen beizuwohnen, wir glauben, man hätte den Mangel an
neuen, tüchtigen Werken bald nicht mehr zu beklagen.,,



Tagebuch.


Bedingter Patriotismus.

Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden,
Doch ihre Weine trinkt er gern!


Da das Gute oft so fern liegt, so ist im Ganzen dagegen nichts einzuwenden und
wir gönnen von Herzen allen deutschen Patrioten ihre Flasche Chateau-Margaut und
Champagner, so oft sich ihnen die Gelegenheit darbietet, solchen zu trinken. Wir hal¬
ten diese Genüsse jedoch nicht für unentbehrlich, und darum ist es betrübend, daß die
Großherzogthümer Mecklenburg die Herabsetzung des Eingangszolles auf französische
Weine, wie es heißt, zur Bedingung ihres Anschlusses an den deutschen Zollverein ma¬
chen. Man müßte schweigen, wenn es sich von einem unabweisbaren Bedürfnisse der
Existenz und bescheidener Lebsucht handelte, da man nun einmal selten außerordentliche
Opfer für eine Idee erwarten darf, wäre sie auch so große und herrlich, wie die Idee
deutscher Einheit und Macht. Aber in beiden Mecklenburg ist Wein ein Luxusartikel und
blos dem Reichen einigermaßen zum Bedürfniß geworden, der ganze Zweck der Herab¬
setzung des Eingangszolls auf französische Weine kann blos der sein, dem oder jenem
strelitzischen Krautjunker das Gelage wohlfeiler zu machen, das er ein oder das andre¬
mal seinen Kumpanen giebt. Ueberdieß verdient die deutsche Weinproduktion eines
wirksamen Schutzes, wegen ihrer Vortrefflichkeit, wegen des sorgsamen Fleißes, den

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[251/0259] heit und des Rechtes, von Herrn Maurer ganz nur in diesem Sinne dar¬ gestellt.— Herr Moritz war Monaldeschi; kein Zoll an ihm minder poe¬ tisch, minder energisch, minder thatkräftig, als das Wort und der Geist des Dichters. Wir sehen ihn mit der eisernen Kraft des Nordländers und mit den lodernden, unauslöschlichen Flammen des Südens mit dem Ge¬ schicke um einen Platz kämpfen, der erhaben genug, groß genug wäre, um dem in ihm lebenden Gotte den Ausstrom der Macht zu gönnen, denen er sich bewußt ist, und finden die Ueberzeugung, daß er zur höchsten Stufe befähigt gewesen, durch des Künstlers alle Schwierigkeiten niederringende Darstellung. Wie schön wußte Herr Moritz bei diesen riesigen Bestrebung gen seine Uebergänge der Liebe zu Sylva zu bilden, wie den Ton in jene Zärtlichkeit aufzulösen, für die es keine Welt der Entwürfe, hochfahrender Pläne gibt — und wie sodann zurückzukehren zu dem Grundstoffe seines Charakters. Wir können uns keine schärfere Feuerprobe des dramatischen Berufes denken. — Dem Santinelli ist nicht die Aufgabe gestellt, die ein bedeutendes Kunsttalent, wie Herrn Döring, hinreichend in Anspruch nehmen könnte. Zum Schlusse: vermöchten die Männer, die das Talent zur dramatischen Poesie in sich tragen, und jetzt noch schweigen, wiederholt solchen Vorstellungen beizuwohnen, wir glauben, man hätte den Mangel an neuen, tüchtigen Werken bald nicht mehr zu beklagen.,, Tagebuch. Bedingter Patriotismus. Ein deutscher Mann mag keinen Franzen leiden, Doch ihre Weine trinkt er gern! Da das Gute oft so fern liegt, so ist im Ganzen dagegen nichts einzuwenden und wir gönnen von Herzen allen deutschen Patrioten ihre Flasche Chateau-Margaut und Champagner, so oft sich ihnen die Gelegenheit darbietet, solchen zu trinken. Wir hal¬ ten diese Genüsse jedoch nicht für unentbehrlich, und darum ist es betrübend, daß die Großherzogthümer Mecklenburg die Herabsetzung des Eingangszolles auf französische Weine, wie es heißt, zur Bedingung ihres Anschlusses an den deutschen Zollverein ma¬ chen. Man müßte schweigen, wenn es sich von einem unabweisbaren Bedürfnisse der Existenz und bescheidener Lebsucht handelte, da man nun einmal selten außerordentliche Opfer für eine Idee erwarten darf, wäre sie auch so große und herrlich, wie die Idee deutscher Einheit und Macht. Aber in beiden Mecklenburg ist Wein ein Luxusartikel und blos dem Reichen einigermaßen zum Bedürfniß geworden, der ganze Zweck der Herab¬ setzung des Eingangszolls auf französische Weine kann blos der sein, dem oder jenem strelitzischen Krautjunker das Gelage wohlfeiler zu machen, das er ein oder das andre¬ mal seinen Kumpanen giebt. Ueberdieß verdient die deutsche Weinproduktion eines wirksamen Schutzes, wegen ihrer Vortrefflichkeit, wegen des sorgsamen Fleißes, den 33

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Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1). (2013-11-19T17:23:38Z)

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Art der Texterfassung: OCR.




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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/259>, abgerufen am 22.11.2024.