Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.
Allein, mit dir! -- So sei es! Alles ist Um mich gestorben, ringsum heiße Wogen! Und schaden sie? Es trifft ihr Zorn mein Ohr, Sie nagen nur den Boden, nicht das Herz, Ohnmächtig überwinden sie das Todte. Rothard. Ist dir entfallen schon, zu welchem Zweck Dich das Gericht der Fürsten herberief? Welf (das Scepter greifend.) Such' einen andern Stab für deine Jahre Und gieb den goldnen an den rechten Herrn. Rothard (nach der Krone fassend.) Mainz setzt die Krone auf des Königs Haupt Und hebt sie ab, wo sie der Rechtsspruch tilgt. Legat (den Purpurmantel ergreifend.) Bau eine Zelle, Heinrich, webe dir Ein hären Kleid bei Bußgebet und Fasten, Und mindre länger nicht den reinen Glanz Der Königszier durch den versagten Griff Der unversöhnten, nicht geweihten Hand. (Der Kaiser hat sich der Dreie erwehrt.) Heinrich. Erfüllet, Vater, euer Wort! Der Tag, Der hier versammelt ist, hat so zum zweiten, Zum drittenmal bestätigt und beschlossen. Kaiser. Rührt nicht an diese Spitzen; denn sie sind Mit der Vernichtung Kraft begabt; es ruht Der Funke meines Lebens drin, der Spruch Von Deutschland hat sie mit geheimer Wirkung Gestählt, und des Betastens frechem Reiz Antworten sie mit tödtender Magie! Nur wer vertraut mit ihrem Geist, nur wem Sie durch Vermählung Unterthan geworden, Der mag sie furchtlos fassen und verleihn. Steht fern!
Allein, mit dir! — So sei es! Alles ist Um mich gestorben, ringsum heiße Wogen! Und schaden sie? Es trifft ihr Zorn mein Ohr, Sie nagen nur den Boden, nicht das Herz, Ohnmächtig überwinden sie das Todte. Rothard. Ist dir entfallen schon, zu welchem Zweck Dich das Gericht der Fürsten herberief? Welf (das Scepter greifend.) Such' einen andern Stab für deine Jahre Und gieb den goldnen an den rechten Herrn. Rothard (nach der Krone fassend.) Mainz setzt die Krone auf des Königs Haupt Und hebt sie ab, wo sie der Rechtsspruch tilgt. Legat (den Purpurmantel ergreifend.) Bau eine Zelle, Heinrich, webe dir Ein hären Kleid bei Bußgebet und Fasten, Und mindre länger nicht den reinen Glanz Der Königszier durch den versagten Griff Der unversöhnten, nicht geweihten Hand. (Der Kaiser hat sich der Dreie erwehrt.) Heinrich. Erfüllet, Vater, euer Wort! Der Tag, Der hier versammelt ist, hat so zum zweiten, Zum drittenmal bestätigt und beschlossen. Kaiser. Rührt nicht an diese Spitzen; denn sie sind Mit der Vernichtung Kraft begabt; es ruht Der Funke meines Lebens drin, der Spruch Von Deutschland hat sie mit geheimer Wirkung Gestählt, und des Betastens frechem Reiz Antworten sie mit tödtender Magie! Nur wer vertraut mit ihrem Geist, nur wem Sie durch Vermählung Unterthan geworden, Der mag sie furchtlos fassen und verleihn. Steht fern! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp> <p><pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179570" facs="#f0187" n="179"/> Allein, mit dir! — So sei es! Alles ist<lb/> Um mich gestorben, ringsum heiße Wogen!<lb/> Und schaden sie? Es trifft ihr Zorn mein Ohr,<lb/> Sie nagen nur den Boden, nicht das Herz,<lb/> Ohnmächtig überwinden sie das Todte.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Rothard.</hi> </speaker><lb/> <p>Ist dir entfallen schon, zu welchem Zweck<lb/> Dich das Gericht der Fürsten herberief?</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Welf</hi> </speaker> <stage> (das Scepter greifend.)</stage><lb/> <p>Such' einen andern Stab für deine Jahre<lb/> Und gieb den goldnen an den rechten Herrn.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Rothard</hi> </speaker> <stage> (nach der Krone fassend.)</stage><lb/> <p>Mainz setzt die Krone auf des Königs Haupt<lb/> Und hebt sie ab, wo sie der Rechtsspruch tilgt.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Legat</hi> </speaker> <stage> (den Purpurmantel ergreifend.)</stage><lb/> <p>Bau eine Zelle, Heinrich, webe dir<lb/> Ein hären Kleid bei Bußgebet und Fasten,<lb/> Und mindre länger nicht den reinen Glanz<lb/> Der Königszier durch den versagten Griff<lb/> Der unversöhnten, nicht geweihten Hand.</p><lb/> <stage>(Der <hi rendition="#g">Kaiser</hi> hat sich der Dreie erwehrt.)</stage> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Heinrich.</hi> </speaker><lb/> <p>Erfüllet, Vater, euer Wort! Der Tag,<lb/> Der hier versammelt ist, hat so zum zweiten,<lb/> Zum drittenmal bestätigt und beschlossen.</p> </sp><lb/> <sp> <speaker> <hi rendition="#c #g">Kaiser.</hi> </speaker><lb/> <p>Rührt nicht an diese Spitzen; denn sie sind<lb/> Mit der Vernichtung Kraft begabt; es ruht<lb/> Der Funke meines Lebens drin, der Spruch<lb/> Von Deutschland hat sie mit geheimer Wirkung<lb/> Gestählt, und des Betastens frechem Reiz<lb/> Antworten sie mit tödtender Magie!<lb/> Nur wer vertraut mit ihrem Geist, nur wem<lb/> Sie durch Vermählung Unterthan geworden,<lb/> Der mag sie furchtlos fassen und verleihn.<lb/> Steht fern!<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0187]
Allein, mit dir! — So sei es! Alles ist
Um mich gestorben, ringsum heiße Wogen!
Und schaden sie? Es trifft ihr Zorn mein Ohr,
Sie nagen nur den Boden, nicht das Herz,
Ohnmächtig überwinden sie das Todte.
Rothard.
Ist dir entfallen schon, zu welchem Zweck
Dich das Gericht der Fürsten herberief?
Welf (das Scepter greifend.)
Such' einen andern Stab für deine Jahre
Und gieb den goldnen an den rechten Herrn.
Rothard (nach der Krone fassend.)
Mainz setzt die Krone auf des Königs Haupt
Und hebt sie ab, wo sie der Rechtsspruch tilgt.
Legat (den Purpurmantel ergreifend.)
Bau eine Zelle, Heinrich, webe dir
Ein hären Kleid bei Bußgebet und Fasten,
Und mindre länger nicht den reinen Glanz
Der Königszier durch den versagten Griff
Der unversöhnten, nicht geweihten Hand.
(Der Kaiser hat sich der Dreie erwehrt.)
Heinrich.
Erfüllet, Vater, euer Wort! Der Tag,
Der hier versammelt ist, hat so zum zweiten,
Zum drittenmal bestätigt und beschlossen.
Kaiser.
Rührt nicht an diese Spitzen; denn sie sind
Mit der Vernichtung Kraft begabt; es ruht
Der Funke meines Lebens drin, der Spruch
Von Deutschland hat sie mit geheimer Wirkung
Gestählt, und des Betastens frechem Reiz
Antworten sie mit tödtender Magie!
Nur wer vertraut mit ihrem Geist, nur wem
Sie durch Vermählung Unterthan geworden,
Der mag sie furchtlos fassen und verleihn.
Steht fern!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T17:23:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1).
(2013-11-19T17:23:38Z)
Weitere Informationen:Art der Texterfassung: OCR.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |