und Dulden dieses Herrschers verwickelt war, schlingen sich in dem Kampfe mit seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Heinrich dem fünften, zusammen. Die fernsten und ältesten Gefahren, die ihm von Rom, von Sachsen, Baiern droheten, der Haß so vieler, gegen ihn verschworner, Reichs- und Kirchen- fürsten, drängen sich, bei diesem Abfall, in das Kaiserliche Haus, in seine allernächste Umgebung. Hier ist der Fürst und der Vater, das Reichshaupt, der Freund der Städte, der Nebenbuhler Roms, der in so vielen Kämpfen verherrlichte Krieger und der früh gealterte Greis ein und dieselbe Per¬ son. Alle frühern Begebnisse, die übermühtigen Scenen um Harzburg, die niederbeugende von Canossa, die winterliche Alpenfahrt, die Züge in Deutsch¬ land und Italien, der Triumph über den geistig unbesiegten Papst, die Gegenkönigschaft von Rudolf, Hermann und dem älteren Sohne Konrad, sind nur die Stufen, um das Leben und Schicksal Heinrichs nach und nach zu der letzten Entscheidung zu spannen, es auf den Grad zu heben, wo die Geschichte der Dichtkunst den Griffel reicht.
Die nachfolgenden Blätter theilen eine Scene aus einem Trauerspiele mit, welches die letzten Lebensjahre des Kaisers, seit dem Aufstande seines Sohnes, des Deutschen Königs Heinrich, bis zu seinem Tode in Lüttich um¬ faßt. -- Auf dem Reichstage zu Fritzlar, wo er ,im Begriffe war, die kaum hergestellte Ruhe des Reiches zu sichern, erhält der Kaiser die Kunde von dem Aufstande seines Sohnes. Verschiedene sächsische Bischöfe, der aus Mainz vertriebene Erzbischof Rothard, Herzog Magnus von Sachsen, der lange Zeit in Kaiserlicher Gefangenschaft gehalten war, Herzog Welf von Baiern, früherer Wohlthaten seines Herrn uneingedenk, treten in kurzer Zeit zu der Partei des jungen Heinrich, der gegen seinen Vater, auf welchem noch immer der päpstliche Bann lastete, bald ein mächtiges Heer zusammen¬ bringt. Nach verschiedenen Feldzügen und Belagerungen, stehen die beiden Heere, in gleicher Stärke, bei Regensburg einander gegenüber. Auf den Rath, und vermittelst der Unterhandlungen des Legaten Gebhard von Constanz zieht der König Heinrich zwei der vornehmsten Anhänger des Kaisers, den Markgrafen Leopold von Oestreich und den Herzog Boriwoi von Böhmen zu seiner Sache herüber. Den ersten gewinnt er durch die Aussicht auf die Vermählung mit der Tochter des Herzogs Friedrich von Schwaben, jenes biedern Waffenfreundes Kaiser Heinrichs; den andern durch Verheißung des Königstitels und neuer Belehnungen. Der Abfall dieser Fürsten und der im Lager laut werdende Unmuth über den häuslichen Krieg, macht den Kaiser einem Betruge zugänglich, wodurch das Glück gänzlich auf des Sohnes Seite gespielt wird. Heinrich, der König, läßt dem zum Mißtrauen geneigten Vater die Botschaft bringen, daß man im Lager selbst gegen ihn Verrath und Mord anspinne; er zeigt ihm heimliche Flucht als einziges
und Dulden dieses Herrschers verwickelt war, schlingen sich in dem Kampfe mit seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Heinrich dem fünften, zusammen. Die fernsten und ältesten Gefahren, die ihm von Rom, von Sachsen, Baiern droheten, der Haß so vieler, gegen ihn verschworner, Reichs- und Kirchen- fürsten, drängen sich, bei diesem Abfall, in das Kaiserliche Haus, in seine allernächste Umgebung. Hier ist der Fürst und der Vater, das Reichshaupt, der Freund der Städte, der Nebenbuhler Roms, der in so vielen Kämpfen verherrlichte Krieger und der früh gealterte Greis ein und dieselbe Per¬ son. Alle frühern Begebnisse, die übermühtigen Scenen um Harzburg, die niederbeugende von Canossa, die winterliche Alpenfahrt, die Züge in Deutsch¬ land und Italien, der Triumph über den geistig unbesiegten Papst, die Gegenkönigschaft von Rudolf, Hermann und dem älteren Sohne Konrad, sind nur die Stufen, um das Leben und Schicksal Heinrichs nach und nach zu der letzten Entscheidung zu spannen, es auf den Grad zu heben, wo die Geschichte der Dichtkunst den Griffel reicht.
Die nachfolgenden Blätter theilen eine Scene aus einem Trauerspiele mit, welches die letzten Lebensjahre des Kaisers, seit dem Aufstande seines Sohnes, des Deutschen Königs Heinrich, bis zu seinem Tode in Lüttich um¬ faßt. — Auf dem Reichstage zu Fritzlar, wo er ,im Begriffe war, die kaum hergestellte Ruhe des Reiches zu sichern, erhält der Kaiser die Kunde von dem Aufstande seines Sohnes. Verschiedene sächsische Bischöfe, der aus Mainz vertriebene Erzbischof Rothard, Herzog Magnus von Sachsen, der lange Zeit in Kaiserlicher Gefangenschaft gehalten war, Herzog Welf von Baiern, früherer Wohlthaten seines Herrn uneingedenk, treten in kurzer Zeit zu der Partei des jungen Heinrich, der gegen seinen Vater, auf welchem noch immer der päpstliche Bann lastete, bald ein mächtiges Heer zusammen¬ bringt. Nach verschiedenen Feldzügen und Belagerungen, stehen die beiden Heere, in gleicher Stärke, bei Regensburg einander gegenüber. Auf den Rath, und vermittelst der Unterhandlungen des Legaten Gebhard von Constanz zieht der König Heinrich zwei der vornehmsten Anhänger des Kaisers, den Markgrafen Leopold von Oestreich und den Herzog Boriwoi von Böhmen zu seiner Sache herüber. Den ersten gewinnt er durch die Aussicht auf die Vermählung mit der Tochter des Herzogs Friedrich von Schwaben, jenes biedern Waffenfreundes Kaiser Heinrichs; den andern durch Verheißung des Königstitels und neuer Belehnungen. Der Abfall dieser Fürsten und der im Lager laut werdende Unmuth über den häuslichen Krieg, macht den Kaiser einem Betruge zugänglich, wodurch das Glück gänzlich auf des Sohnes Seite gespielt wird. Heinrich, der König, läßt dem zum Mißtrauen geneigten Vater die Botschaft bringen, daß man im Lager selbst gegen ihn Verrath und Mord anspinne; er zeigt ihm heimliche Flucht als einziges
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und Dulden dieses Herrschers verwickelt war, schlingen sich in dem Kampfe
mit seinem Sohne, dem nachmaligen Kaiser Heinrich dem fünften, zusammen.
Die fernsten und ältesten Gefahren, die ihm von Rom, von Sachsen, Baiern
droheten, der Haß so vieler, gegen ihn verschworner, Reichs- und Kirchen-
fürsten, drängen sich, bei diesem Abfall, in das Kaiserliche Haus, in seine
allernächste Umgebung. Hier ist der Fürst und der Vater, das Reichshaupt,
der Freund der Städte, der Nebenbuhler Roms, der in so vielen Kämpfen
verherrlichte Krieger und der früh gealterte Greis ein und dieselbe Per¬
son. Alle frühern Begebnisse, die übermühtigen Scenen um Harzburg, die
niederbeugende von Canossa, die winterliche Alpenfahrt, die Züge in Deutsch¬
land und Italien, der Triumph über den geistig unbesiegten Papst, die
Gegenkönigschaft von Rudolf, Hermann und dem älteren Sohne Konrad,
sind nur die Stufen, um das Leben und Schicksal Heinrichs nach und nach
zu der letzten Entscheidung zu spannen, es auf den Grad zu heben, wo
die Geschichte der Dichtkunst den Griffel reicht.
Die nachfolgenden Blätter theilen eine Scene aus einem Trauerspiele
mit, welches die letzten Lebensjahre des Kaisers, seit dem Aufstande seines
Sohnes, des Deutschen Königs Heinrich, bis zu seinem Tode in Lüttich um¬
faßt. — Auf dem Reichstage zu Fritzlar, wo er ,im Begriffe war, die kaum
hergestellte Ruhe des Reiches zu sichern, erhält der Kaiser die Kunde von
dem Aufstande seines Sohnes. Verschiedene sächsische Bischöfe, der aus
Mainz vertriebene Erzbischof Rothard, Herzog Magnus von Sachsen, der
lange Zeit in Kaiserlicher Gefangenschaft gehalten war, Herzog Welf von
Baiern, früherer Wohlthaten seines Herrn uneingedenk, treten in kurzer Zeit
zu der Partei des jungen Heinrich, der gegen seinen Vater, auf welchem
noch immer der päpstliche Bann lastete, bald ein mächtiges Heer zusammen¬
bringt. Nach verschiedenen Feldzügen und Belagerungen, stehen die beiden
Heere, in gleicher Stärke, bei Regensburg einander gegenüber. Auf den
Rath, und vermittelst der Unterhandlungen des Legaten Gebhard von Constanz
zieht der König Heinrich zwei der vornehmsten Anhänger des Kaisers, den
Markgrafen Leopold von Oestreich und den Herzog Boriwoi von Böhmen
zu seiner Sache herüber. Den ersten gewinnt er durch die Aussicht auf die
Vermählung mit der Tochter des Herzogs Friedrich von Schwaben, jenes
biedern Waffenfreundes Kaiser Heinrichs; den andern durch Verheißung des
Königstitels und neuer Belehnungen. Der Abfall dieser Fürsten und der
im Lager laut werdende Unmuth über den häuslichen Krieg, macht den
Kaiser einem Betruge zugänglich, wodurch das Glück gänzlich auf des
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geneigten Vater die Botschaft bringen, daß man im Lager selbst gegen ihn
Verrath und Mord anspinne; er zeigt ihm heimliche Flucht als einziges
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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/178>, abgerufen am 25.11.2024.
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