Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

Bild:
<< vorherige Seite
Carl de Brouckere über die industriellen Wünsche
Belgiens.


"Tausend fleiß'ge Hände regen,
Helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heil'gem Schutz. --"

-- Schiller. --

Die Ausstellung der Erzeugnisse nationaler Industrie, die sich in Belgien
von fünf zu fünf Jahren wiederholt, ist immer ein wichtiger Abschnitt in
der Landesgeschichte. Es wäre gar nicht unnatürlich, wenn einmal ein
belgischer Geschichtschreiber die Zeit nach der Anzahl dieser Ausstellungen
chronologisch berechnete, wie etwa die Griechen nach Olympiaden.

Die dießjährige Industrieausstellung in Brüssel hat ein Interesse erregt,
welches wir ein europäisches nennen möchten, da jede der Großmächte,
England wie Frankreich und Deutschland, eigene Commissäre gesandt, um
das merkwürdige Resultat dieser Nationalbetriebsamkeit in Augenschein zu
nehmen. Die Berichte dieser Commissäre werden unter dem Siegel des
Staatsgeheimnisses ein Eigenthum jener Regierungen bleiben; das große
Publikum würde, wie natürlich, von der Kenntniß derselben ausgeschlossen,
in Unkenntniß über den wahren Stand der so wichtigen Sache bleiben,
wenn nicht Belgien selbst offen und unverholen den Schlüssel zu dem Ge¬
heimnisse der Oeffentlichkeit überlieferte. Dieses geschah auf öffentlicher
Tribüne bei Gelegenheit des Festes, wobei denjenigen Bürgern, die sich
durch ihre industriellen Leistungen am meisten ausgezeichnet haben, die
ihnen von einer desfalls niedergesetzten Jury zugesprochenen Preise über¬
reicht werden.

Dieses merkwürdige Fest fand in der großen Augustinerkirche in Gegen¬
wart des Königs, der Kammern, des Senats und vieler Tausenden von
Menschen statt.

Wir können uns auf die Details dieses interessanten Festes nicht ein¬
lassen, sondern heben als das Wichtigste die Rede Carl de Brouckere's
hervor, der als Berichterstatter der Prüfungsjury Aufschlüsse gab, die in
das innerste Getriebe des Landes einen freien Blick eröffnen.

Carl de Brouckère über die industriellen Wünsche
Belgiens.


„Tausend fleiß'ge Hände regen,
Helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heil'gem Schutz. —“

Schiller. —

Die Ausstellung der Erzeugnisse nationaler Industrie, die sich in Belgien
von fünf zu fünf Jahren wiederholt, ist immer ein wichtiger Abschnitt in
der Landesgeschichte. Es wäre gar nicht unnatürlich, wenn einmal ein
belgischer Geschichtschreiber die Zeit nach der Anzahl dieser Ausstellungen
chronologisch berechnete, wie etwa die Griechen nach Olympiaden.

Die dießjährige Industrieausstellung in Brüssel hat ein Interesse erregt,
welches wir ein europäisches nennen möchten, da jede der Großmächte,
England wie Frankreich und Deutschland, eigene Commissäre gesandt, um
das merkwürdige Resultat dieser Nationalbetriebsamkeit in Augenschein zu
nehmen. Die Berichte dieser Commissäre werden unter dem Siegel des
Staatsgeheimnisses ein Eigenthum jener Regierungen bleiben; das große
Publikum würde, wie natürlich, von der Kenntniß derselben ausgeschlossen,
in Unkenntniß über den wahren Stand der so wichtigen Sache bleiben,
wenn nicht Belgien selbst offen und unverholen den Schlüssel zu dem Ge¬
heimnisse der Oeffentlichkeit überlieferte. Dieses geschah auf öffentlicher
Tribüne bei Gelegenheit des Festes, wobei denjenigen Bürgern, die sich
durch ihre industriellen Leistungen am meisten ausgezeichnet haben, die
ihnen von einer desfalls niedergesetzten Jury zugesprochenen Preise über¬
reicht werden.

Dieses merkwürdige Fest fand in der großen Augustinerkirche in Gegen¬
wart des Königs, der Kammern, des Senats und vieler Tausenden von
Menschen statt.

Wir können uns auf die Details dieses interessanten Festes nicht ein¬
lassen, sondern heben als das Wichtigste die Rede Carl de Brouckère's
hervor, der als Berichterstatter der Prüfungsjury Aufschlüsse gab, die in
das innerste Getriebe des Landes einen freien Blick eröffnen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179544" n="153" facs="#f0161"/>
      <div n="1">
        <head>Carl de Brouckère über die industriellen Wünsche<lb/>
Belgiens.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <cit>
          <quote>
            <lg type="poem">
              <l>&#x201E;Tausend fleiß'ge Hände regen,</l><lb/>
              <l>Helfen sich in munterm Bund,</l><lb/>
              <l>Und in feurigem Bewegen</l><lb/>
              <l>Werden alle Kräfte kund.</l><lb/>
              <l>Meister rührt sich und Geselle</l><lb/>
              <l>In der Freiheit heil'gem Schutz. &#x2014;&#x201C;</l>
            </lg>
          </quote><lb/>
          <bibl>&#x2014; <hi rendition="#g">Schiller</hi>. &#x2014;</bibl>
        </cit><lb/>
        <p>Die Ausstellung der Erzeugnisse nationaler Industrie, die sich in Belgien<lb/>
von fünf zu fünf Jahren wiederholt, ist immer ein wichtiger Abschnitt in<lb/>
der Landesgeschichte. Es wäre gar nicht unnatürlich, wenn einmal ein<lb/>
belgischer Geschichtschreiber die Zeit nach der Anzahl dieser Ausstellungen<lb/>
chronologisch berechnete, wie etwa die Griechen nach Olympiaden.</p><lb/>
        <p>Die dießjährige Industrieausstellung in Brüssel hat ein Interesse erregt,<lb/>
welches wir ein europäisches nennen möchten, da jede der Großmächte,<lb/>
England wie Frankreich und Deutschland, eigene Commissäre gesandt, um<lb/>
das merkwürdige Resultat dieser Nationalbetriebsamkeit in Augenschein zu<lb/>
nehmen. Die Berichte dieser Commissäre werden unter dem Siegel des<lb/>
Staatsgeheimnisses ein Eigenthum jener Regierungen bleiben; das große<lb/>
Publikum würde, wie natürlich, von der Kenntniß derselben ausgeschlossen,<lb/>
in Unkenntniß über den wahren Stand der so wichtigen Sache bleiben,<lb/>
wenn nicht Belgien selbst offen und unverholen den Schlüssel zu dem Ge¬<lb/>
heimnisse der Oeffentlichkeit überlieferte. Dieses geschah auf öffentlicher<lb/>
Tribüne bei Gelegenheit des Festes, wobei denjenigen Bürgern, die sich<lb/>
durch ihre industriellen Leistungen am meisten ausgezeichnet haben, die<lb/>
ihnen von einer desfalls niedergesetzten Jury zugesprochenen Preise über¬<lb/>
reicht werden.</p><lb/>
        <p>Dieses merkwürdige Fest fand in der großen Augustinerkirche in Gegen¬<lb/>
wart des Königs, der Kammern, des Senats und vieler Tausenden von<lb/>
Menschen statt.</p><lb/>
        <p>Wir können uns auf die Details dieses interessanten Festes nicht ein¬<lb/>
lassen, sondern heben als das Wichtigste die Rede <hi rendition="#g">Carl de <choice><sic>Brouckéres</sic><corr>Brouckère</corr></choice></hi>'s<lb/>
hervor, der als Berichterstatter der Prüfungsjury Aufschlüsse gab, die in<lb/>
das innerste Getriebe des Landes einen freien Blick eröffnen.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153/0161] Carl de Brouckère über die industriellen Wünsche Belgiens. „Tausend fleiß'ge Hände regen, Helfen sich in munterm Bund, Und in feurigem Bewegen Werden alle Kräfte kund. Meister rührt sich und Geselle In der Freiheit heil'gem Schutz. —“ — Schiller. — Die Ausstellung der Erzeugnisse nationaler Industrie, die sich in Belgien von fünf zu fünf Jahren wiederholt, ist immer ein wichtiger Abschnitt in der Landesgeschichte. Es wäre gar nicht unnatürlich, wenn einmal ein belgischer Geschichtschreiber die Zeit nach der Anzahl dieser Ausstellungen chronologisch berechnete, wie etwa die Griechen nach Olympiaden. Die dießjährige Industrieausstellung in Brüssel hat ein Interesse erregt, welches wir ein europäisches nennen möchten, da jede der Großmächte, England wie Frankreich und Deutschland, eigene Commissäre gesandt, um das merkwürdige Resultat dieser Nationalbetriebsamkeit in Augenschein zu nehmen. Die Berichte dieser Commissäre werden unter dem Siegel des Staatsgeheimnisses ein Eigenthum jener Regierungen bleiben; das große Publikum würde, wie natürlich, von der Kenntniß derselben ausgeschlossen, in Unkenntniß über den wahren Stand der so wichtigen Sache bleiben, wenn nicht Belgien selbst offen und unverholen den Schlüssel zu dem Ge¬ heimnisse der Oeffentlichkeit überlieferte. Dieses geschah auf öffentlicher Tribüne bei Gelegenheit des Festes, wobei denjenigen Bürgern, die sich durch ihre industriellen Leistungen am meisten ausgezeichnet haben, die ihnen von einer desfalls niedergesetzten Jury zugesprochenen Preise über¬ reicht werden. Dieses merkwürdige Fest fand in der großen Augustinerkirche in Gegen¬ wart des Königs, der Kammern, des Senats und vieler Tausenden von Menschen statt. Wir können uns auf die Details dieses interessanten Festes nicht ein¬ lassen, sondern heben als das Wichtigste die Rede Carl de Brouckère's hervor, der als Berichterstatter der Prüfungsjury Aufschlüsse gab, die in das innerste Getriebe des Landes einen freien Blick eröffnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-19T17:23:38Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1). (2013-11-19T17:23:38Z)

Weitere Informationen:

Art der Texterfassung: OCR.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/161
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/161>, abgerufen am 22.12.2024.