Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Stadt Entsatz zu thun/ sah aber mit betrüben/
Wie jene dort und da die Stadt darnieder hieben.
Es gieng erbärmlich zu/ da waren Schwerdt und Glut/
Da war auch über diß des Jsers strenge Flut/
Die allesamt der Stadt ihr Volck sehr hoch bedrängten/
und über tausend Mann ersäufften/ würgt- und sängten.
Der in der Stadt verblieb verdorb durch seinen Feind/
Der sich ins Feld begab/ verdorb durch seinen Freind.
Dann wie die Bayrischen die Stadt verlohren sahen/
und keiner sich dem Feind in solcher dorffte nahen/
Da thaten sie als Feind. Was jener überließ/
Das nahmen diese weg. Der Altring schoß und stieß/
Jn Meynung seinem Volck hierinnen abzuwehren/
Umsonst/ es muste sich die Stadt zu Grunde kehren/
und Altring selber mit.(g) Dann er so viel bekam/
Daß jhm den weisen Geist aus seinem Cörper nahm.
Er war ein kluger Herr/ hatt' aber wenig Glücke/
und gieng manch guter Raht in seiner That zu rücke.
Nach diesem allen gieng die Bäyerische Schar
Zur Donau wieder hin/ woher sie kommen war/
Das gute Regenspurg noch weiter zu bedrücken.
Die Schweden folgten nach und waren stets im Rücken/
Vermeynten auch der Stadt in Gut und Bluts-Gefahr
Noch eins Entsatz zu thun. Wie aber Altrings Schar
Zu spat vor Landhut kam/ kam diese gleicher maßen
Zu spat vor Regenspurg/ dann es in allen Straßen
Daselbst schon Käysrisch war. Es gieng am Pulver ab/
und dieser Mangel zwung die Stadt (h) zur Ubergab.
Sie hat vier hundert und auch fünf und sechtzig Fälle
Aus jhr ins Käysers Heer und dessen fäste Ställe
Mit Sieg und Ruhm gethan. Sie wurde sieben mahl
Mit großer Macht gestürmt/ daß eine große Zahl
Von ihren Feinden blieb/ dann sie den sieben Stürmen
Von jhren Mauren auß/ Pasteyen/ Schantz- und Thürmen
Erschröcklich widerstundt'. Jhr Kriegs-Häupt war Lars
Kag/
Ein Held/ den auch sein Feind nicht anders nennen mag/
Als
(g) 10. Julij.
(h) 16. Julij.
Der Stadt Entſatz zu thun/ ſah aber mit betruͤben/
Wie jene dort und da die Stadt darnieder hieben.
Es gieng erbaͤrmlich zu/ da waren Schwerdt und Glut/
Da war auch uͤber diß des Jſers ſtrenge Flut/
Die alleſamt der Stadt ihr Volck ſehr hoch bedraͤngten/
und uͤber tauſend Mann erſaͤufften/ wuͤrgt- und ſaͤngten.
Der in der Stadt verblieb verdorb durch ſeinen Feind/
Der ſich ins Feld begab/ verdorb durch ſeinen Freind.
Dann wie die Bayriſchen die Stadt verlohren ſahen/
und keiner ſich dem Feind in ſolcher dorffte nahen/
Da thaten ſie als Feind. Was jener uͤberließ/
Das nahmen dieſe weg. Der Altring ſchoß und ſtieß/
Jn Meynung ſeinem Volck hierinnen abzuwehren/
Umſonſt/ es muſte ſich die Stadt zu Grunde kehren/
und Altring ſelber mit.(g) Dann er ſo viel bekam/
Daß jhm den weiſen Geiſt aus ſeinem Coͤrper nahm.
Er war ein kluger Herꝛ/ hatt’ aber wenig Gluͤcke/
und gieng manch guter Raht in ſeiner That zu ruͤcke.
Nach dieſem allen gieng die Baͤyeriſche Schar
Zur Donau wieder hin/ woher ſie kommen war/
Das gute Regenſpurg noch weiter zu bedruͤcken.
Die Schweden folgten nach und waren ſtets im Ruͤcken/
Vermeynten auch der Stadt in Gut und Bluts-Gefahr
Noch eins Entſatz zu thun. Wie aber Altrings Schar
Zu ſpat vor Landhut kam/ kam dieſe gleicher maßen
Zu ſpat vor Regenſpurg/ dann es in allen Straßen
Daſelbſt ſchon Kaͤyſriſch war. Es gieng am Pulver ab/
und dieſer Mangel zwung die Stadt (h) zur Ubergab.
Sie hat vier hundert und auch fuͤnf und ſechtzig Faͤlle
Aus jhr ins Kaͤyſers Heer und deſſen faͤſte Staͤlle
Mit Sieg und Ruhm gethan. Sie wurde ſieben mahl
Mit großer Macht geſtuͤrmt/ daß eine große Zahl
Von ihren Feinden blieb/ dann ſie den ſieben Stuͤrmen
Von jhren Mauren auß/ Paſteyen/ Schantz- und Thuͤrmen
Erſchroͤcklich widerſtundt’. Jhr Kriegs-Haͤupt war Lars
Kag/
Ein Held/ den auch ſein Feind nicht anders nennen mag/
Als
(g) 10. Julij.
(h) 16. Julij.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0086"/>
          <l>Der Stadt Ent&#x017F;atz zu thun/ &#x017F;ah aber mit betru&#x0364;ben/</l><lb/>
          <l>Wie jene dort und da die Stadt darnieder hieben.</l><lb/>
          <l>Es gieng erba&#x0364;rmlich zu/ da waren Schwerdt und Glut/</l><lb/>
          <l>Da war auch u&#x0364;ber diß des J&#x017F;ers &#x017F;trenge Flut/</l><lb/>
          <l>Die alle&#x017F;amt der Stadt ihr Volck &#x017F;ehr hoch bedra&#x0364;ngten/</l><lb/>
          <l>und u&#x0364;ber tau&#x017F;end Mann er&#x017F;a&#x0364;ufften/ wu&#x0364;rgt- und &#x017F;a&#x0364;ngten.</l><lb/>
          <l>Der in der Stadt verblieb verdorb durch &#x017F;einen Feind/</l><lb/>
          <l>Der &#x017F;ich ins Feld begab/ verdorb durch &#x017F;einen Freind.</l><lb/>
          <l>Dann wie die Bayri&#x017F;chen die Stadt verlohren &#x017F;ahen/</l><lb/>
          <l>und keiner &#x017F;ich dem Feind in &#x017F;olcher dorffte nahen/</l><lb/>
          <l>Da thaten &#x017F;ie als Feind. Was jener u&#x0364;berließ/</l><lb/>
          <l>Das nahmen die&#x017F;e weg. Der Altring &#x017F;choß und &#x017F;tieß/</l><lb/>
          <l>Jn Meynung &#x017F;einem Volck hierinnen abzuwehren/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">U</hi>m&#x017F;on&#x017F;t/ es mu&#x017F;te &#x017F;ich die Stadt zu Grunde kehren/</l><lb/>
          <l>und Altring &#x017F;elber mit.<note place="foot" n="(g)">10. <hi rendition="#aq">Julij.</hi></note> Dann er &#x017F;o viel bekam/</l><lb/>
          <l>Daß jhm den wei&#x017F;en Gei&#x017F;t aus &#x017F;einem Co&#x0364;rper nahm.</l><lb/>
          <l>Er war ein kluger Her&#xA75B;/ hatt&#x2019; aber wenig Glu&#x0364;cke/</l><lb/>
          <l>und gieng manch guter Raht in &#x017F;einer That zu ru&#x0364;cke.</l><lb/>
          <l>Nach die&#x017F;em allen gieng die Ba&#x0364;yeri&#x017F;che Schar</l><lb/>
          <l>Zur Donau wieder hin/ woher &#x017F;ie kommen war/</l><lb/>
          <l>Das gute Regen&#x017F;purg noch weiter zu bedru&#x0364;cken.</l><lb/>
          <l>Die Schweden folgten nach und waren &#x017F;tets im Ru&#x0364;cken/</l><lb/>
          <l>Vermeynten auch der Stadt in Gut und Bluts-Gefahr</l><lb/>
          <l>Noch eins Ent&#x017F;atz zu thun. Wie aber Altrings Schar</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;pat vor Landhut kam/ kam die&#x017F;e gleicher maßen</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;pat vor Regen&#x017F;purg/ dann es in allen Straßen</l><lb/>
          <l>Da&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;chon Ka&#x0364;y&#x017F;ri&#x017F;ch war. Es gieng am Pulver ab/</l><lb/>
          <l>und die&#x017F;er Mangel zwung die Stadt <note place="foot" n="(h)">16. <hi rendition="#aq">Julij.</hi></note> zur <hi rendition="#aq">U</hi>bergab.</l><lb/>
          <l>Sie hat vier hundert und auch fu&#x0364;nf und &#x017F;echtzig Fa&#x0364;lle</l><lb/>
          <l>Aus jhr ins Ka&#x0364;y&#x017F;ers Heer und de&#x017F;&#x017F;en fa&#x0364;&#x017F;te Sta&#x0364;lle</l><lb/>
          <l>Mit Sieg und Ruhm gethan. Sie wurde &#x017F;ieben mahl</l><lb/>
          <l>Mit großer Macht ge&#x017F;tu&#x0364;rmt/ daß eine große Zahl</l><lb/>
          <l>Von ihren Feinden blieb/ dann &#x017F;ie den &#x017F;ieben Stu&#x0364;rmen</l><lb/>
          <l>Von jhren Mauren auß/ Pa&#x017F;teyen/ Schantz- und Thu&#x0364;rmen</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;chro&#x0364;cklich wider&#x017F;tundt&#x2019;. Jhr Kriegs-Ha&#x0364;upt war Lars</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Kag/</hi> </l><lb/>
          <l>Ein Held/ den auch &#x017F;ein Feind nicht anders nennen mag/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0086] Der Stadt Entſatz zu thun/ ſah aber mit betruͤben/ Wie jene dort und da die Stadt darnieder hieben. Es gieng erbaͤrmlich zu/ da waren Schwerdt und Glut/ Da war auch uͤber diß des Jſers ſtrenge Flut/ Die alleſamt der Stadt ihr Volck ſehr hoch bedraͤngten/ und uͤber tauſend Mann erſaͤufften/ wuͤrgt- und ſaͤngten. Der in der Stadt verblieb verdorb durch ſeinen Feind/ Der ſich ins Feld begab/ verdorb durch ſeinen Freind. Dann wie die Bayriſchen die Stadt verlohren ſahen/ und keiner ſich dem Feind in ſolcher dorffte nahen/ Da thaten ſie als Feind. Was jener uͤberließ/ Das nahmen dieſe weg. Der Altring ſchoß und ſtieß/ Jn Meynung ſeinem Volck hierinnen abzuwehren/ Umſonſt/ es muſte ſich die Stadt zu Grunde kehren/ und Altring ſelber mit. (g) Dann er ſo viel bekam/ Daß jhm den weiſen Geiſt aus ſeinem Coͤrper nahm. Er war ein kluger Herꝛ/ hatt’ aber wenig Gluͤcke/ und gieng manch guter Raht in ſeiner That zu ruͤcke. Nach dieſem allen gieng die Baͤyeriſche Schar Zur Donau wieder hin/ woher ſie kommen war/ Das gute Regenſpurg noch weiter zu bedruͤcken. Die Schweden folgten nach und waren ſtets im Ruͤcken/ Vermeynten auch der Stadt in Gut und Bluts-Gefahr Noch eins Entſatz zu thun. Wie aber Altrings Schar Zu ſpat vor Landhut kam/ kam dieſe gleicher maßen Zu ſpat vor Regenſpurg/ dann es in allen Straßen Daſelbſt ſchon Kaͤyſriſch war. Es gieng am Pulver ab/ und dieſer Mangel zwung die Stadt (h) zur Ubergab. Sie hat vier hundert und auch fuͤnf und ſechtzig Faͤlle Aus jhr ins Kaͤyſers Heer und deſſen faͤſte Staͤlle Mit Sieg und Ruhm gethan. Sie wurde ſieben mahl Mit großer Macht geſtuͤrmt/ daß eine große Zahl Von ihren Feinden blieb/ dann ſie den ſieben Stuͤrmen Von jhren Mauren auß/ Paſteyen/ Schantz- und Thuͤrmen Erſchroͤcklich widerſtundt’. Jhr Kriegs-Haͤupt war Lars Kag/ Ein Held/ den auch ſein Feind nicht anders nennen mag/ Als (g) 10. Julij. (h) 16. Julij.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/86
Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/86>, abgerufen am 25.11.2024.