Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.

Bild:
<< vorherige Seite
Zu weichen/ dann er gieng die Feinde so vorbey/
Gleich wie in einer Jagd ein hochbehertzter Löu/
Der übermannet wird/ sich schämet zu entfliehen/
Vnd gleichwol halb geschwächt den Feind zu überzihen/
Nicht in den Kräfften hat. Zieh hin/ wir gehn nach Prag.
Allhier ereugte sich ein strenger Vrtheils-Tag
Vor diese/ die den Krieg nicht längst gesähet hatten/
Ein Tag die Hencker selbst aufs eusserst abzumatten/
Ein Tag an welchem sich die Strengigkeit und Rach
Vermähleten/ ein Tag an dem der Erden-Dach
Mit Wolcken war verhüllt/ die Häupter zu beklagen/
Die durch des Henckers Schwerd hier wurden abgeschla-
gen/

Gehenckt und sonst erwürgt. Vier/ fünff/ sechs/ sieben nicht.
Es wurden derer mehr als dreyssig hingericht/
Nicht Bürger oder sonst ein Völcklein schlechtes Standes/
Ach nein. Es waren recht die Mächtigsten des Landes.
Gegräft/ Gefreyete/ Geadelte/ Gelehrt/
und andre grosse mehr. O Tag sonst unerhört!
Was schrey ich auf die Zeit/ der Käyser hats gerochen/
Wie übel läst es sich mit seinem Herren pochen.
Anjetzo ziehen wir dem Manßfeld wieder zu/
Zu sehen was doch der im Teutschen Lande thu.
Er machte sich gerüst auf jeden zu zu schlagen
Dem seiner Freunde Fall und seines Königs Klagen
Zu einer Freude kam. Was Manßfeld willens war
That Bethlem Gabor auch/ der des Bucquoy Schaar/
Vnd was in Vngern mehr sich wider ihn bewehrte/
Mit List und Krieges-Macht in kurtzer Zeit verzehrte/
Hier blieb Bucquoy selbst. Diß mahnete den Mann
Von Manßfeldt erst ins Feld. Er kam bey Francken an
Daselbst ob andrer Noth die Freude zu vertheuren/
Hierwider wolte nun der Hertzog von den Beyern
Vnd Bauer/ der das Haupt des Francken-Lagers war
Getreuen Beystand thun. Sie thatens mit Gefahr.
Dann Manßfeld traff auff sie (a) nicht ferne von Weydhausen.
Ob eine Kugel schon mit ungestümen sausen
Von
(a) Anno 1621. den 19. Julij.
Zu weichen/ dann er gieng die Feinde ſo vorbey/
Gleich wie in einer Jagd ein hochbehertzter Loͤu/
Der uͤbermannet wird/ ſich ſchaͤmet zu entfliehen/
Vnd gleichwol halb geſchwaͤcht den Feind zu uͤberzihen/
Nicht in den Kraͤfften hat. Zieh hin/ wir gehn nach Prag.
Allhier ereugte ſich ein ſtrenger Vrtheils-Tag
Vor dieſe/ die den Krieg nicht laͤngſt geſaͤhet hatten/
Ein Tag die Hencker ſelbſt aufs euſſerſt abzumatten/
Ein Tag an welchem ſich die Strengigkeit und Rach
Vermaͤhleten/ ein Tag an dem der Erden-Dach
Mit Wolcken war verhuͤllt/ die Haͤupter zu beklagen/
Die durch des Henckers Schwerd hier wurden abgeſchla-
gen/

Gehenckt und ſonſt erwuͤrgt. Vier/ fuͤnff/ ſechs/ ſieben nicht.
Es wurden derer mehr als dreyſſig hingericht/
Nicht Buͤrger oder ſonſt ein Voͤlcklein ſchlechtes Standes/
Ach nein. Es waren recht die Maͤchtigſten des Landes.
Gegraͤft/ Gefreyete/ Geadelte/ Gelehrt/
und andre groſſe mehr. O Tag ſonſt unerhoͤrt!
Was ſchrey ich auf die Zeit/ der Kaͤyſer hats gerochen/
Wie uͤbel laͤſt es ſich mit ſeinem Herren pochen.
Anjetzo ziehen wir dem Manßfeld wieder zu/
Zu ſehen was doch der im Teutſchen Lande thu.
Er machte ſich geruͤſt auf jeden zu zu ſchlagen
Dem ſeiner Freunde Fall und ſeines Koͤnigs Klagen
Zu einer Freude kam. Was Manßfeld willens war
That Bethlem Gabor auch/ der des Bucquoy Schaar/
Vnd was in Vngern mehr ſich wider ihn bewehrte/
Mit Liſt und Krieges-Macht in kurtzer Zeit verzehrte/
Hier blieb Bucquoy ſelbſt. Diß mahnete den Mann
Von Manßfeldt erſt ins Feld. Er kam bey Francken an
Daſelbſt ob andrer Noth die Freude zu vertheuren/
Hierwider wolte nun der Hertzog von den Beyern
Vnd Bauer/ der das Haupt des Francken-Lagers war
Getreuen Beyſtand thun. Sie thatens mit Gefahr.
Dann Manßfeld traff auff ſie (a) nicht ferne von Weydhauſẽ.
Ob eine Kugel ſchon mit ungeſtuͤmen ſauſen
Von
(a) Anno 1621. den 19. Julij.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0020"/>
          <l>Zu weichen/ dann er gieng die Feinde &#x017F;o vorbey/</l><lb/>
          <l>Gleich wie in einer Jagd ein hochbehertzter Lo&#x0364;u/</l><lb/>
          <l>Der u&#x0364;bermannet wird/ &#x017F;ich &#x017F;cha&#x0364;met zu entfliehen/</l><lb/>
          <l>Vnd gleichwol halb ge&#x017F;chwa&#x0364;cht den Feind zu u&#x0364;berzihen/</l><lb/>
          <l>Nicht in den Kra&#x0364;fften hat. Zieh hin/ wir gehn nach Prag.</l><lb/>
          <l>Allhier ereugte &#x017F;ich ein &#x017F;trenger Vrtheils-Tag</l><lb/>
          <l>Vor die&#x017F;e/ die den Krieg nicht la&#x0364;ng&#x017F;t ge&#x017F;a&#x0364;het hatten/</l><lb/>
          <l>Ein Tag die Hencker &#x017F;elb&#x017F;t aufs eu&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t abzumatten/</l><lb/>
          <l>Ein Tag an welchem &#x017F;ich die Strengigkeit und Rach</l><lb/>
          <l>Verma&#x0364;hleten/ ein Tag an dem der Erden-Dach</l><lb/>
          <l>Mit Wolcken war verhu&#x0364;llt/ die Ha&#x0364;upter zu beklagen/</l><lb/>
          <l>Die durch des Henckers Schwerd hier wurden abge&#x017F;chla-<lb/><hi rendition="#et">gen/</hi></l><lb/>
          <l>Gehenckt und &#x017F;on&#x017F;t erwu&#x0364;rgt. Vier/ fu&#x0364;nff/ &#x017F;echs/ &#x017F;ieben nicht.</l><lb/>
          <l>Es wurden derer mehr als drey&#x017F;&#x017F;ig hingericht/</l><lb/>
          <l>Nicht Bu&#x0364;rger oder &#x017F;on&#x017F;t ein Vo&#x0364;lcklein &#x017F;chlechtes Standes/</l><lb/>
          <l>Ach nein. Es waren recht die Ma&#x0364;chtig&#x017F;ten des Landes.</l><lb/>
          <l>Gegra&#x0364;ft/ Gefreyete/ Geadelte/ Gelehrt/</l><lb/>
          <l>und andre gro&#x017F;&#x017F;e mehr. O Tag &#x017F;on&#x017F;t unerho&#x0364;rt!</l><lb/>
          <l>Was &#x017F;chrey ich auf die Zeit/ der Ka&#x0364;y&#x017F;er hats gerochen/</l><lb/>
          <l>Wie u&#x0364;bel la&#x0364;&#x017F;t es &#x017F;ich mit &#x017F;einem Herren pochen.</l><lb/>
          <l>Anjetzo ziehen wir dem Manßfeld wieder zu/</l><lb/>
          <l>Zu &#x017F;ehen was doch der im Teut&#x017F;chen Lande thu.</l><lb/>
          <l>Er machte &#x017F;ich geru&#x0364;&#x017F;t auf jeden zu zu &#x017F;chlagen</l><lb/>
          <l>Dem &#x017F;einer Freunde Fall und &#x017F;eines Ko&#x0364;nigs Klagen</l><lb/>
          <l>Zu einer Freude kam. Was Manßfeld willens war</l><lb/>
          <l>That Bethlem Gabor auch/ der des Bucquoy Schaar/</l><lb/>
          <l>Vnd was in Vngern mehr &#x017F;ich wider ihn bewehrte/</l><lb/>
          <l>Mit Li&#x017F;t und Krieges-Macht in kurtzer Zeit verzehrte/</l><lb/>
          <l>Hier blieb Bucquoy &#x017F;elb&#x017F;t. Diß mahnete den Mann</l><lb/>
          <l>Von Manßfeldt er&#x017F;t ins Feld. Er kam bey Francken an</l><lb/>
          <l>Da&#x017F;elb&#x017F;t ob andrer Noth die Freude zu vertheuren/</l><lb/>
          <l>Hierwider wolte nun der Hertzog von den Beyern</l><lb/>
          <l>Vnd Bauer/ der das Haupt des Francken-Lagers war</l><lb/>
          <l>Getreuen Bey&#x017F;tand thun. Sie thatens mit Gefahr.</l><lb/>
          <l>Dann Manßfeld traff auff &#x017F;ie <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Anno</hi> 1621. den 19. <hi rendition="#aq">Julij.</hi></note> nicht ferne von Weydhau&#x017F;e&#x0303;.</l><lb/>
          <l>Ob eine Kugel &#x017F;chon mit unge&#x017F;tu&#x0364;men &#x017F;au&#x017F;en</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Von</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0020] Zu weichen/ dann er gieng die Feinde ſo vorbey/ Gleich wie in einer Jagd ein hochbehertzter Loͤu/ Der uͤbermannet wird/ ſich ſchaͤmet zu entfliehen/ Vnd gleichwol halb geſchwaͤcht den Feind zu uͤberzihen/ Nicht in den Kraͤfften hat. Zieh hin/ wir gehn nach Prag. Allhier ereugte ſich ein ſtrenger Vrtheils-Tag Vor dieſe/ die den Krieg nicht laͤngſt geſaͤhet hatten/ Ein Tag die Hencker ſelbſt aufs euſſerſt abzumatten/ Ein Tag an welchem ſich die Strengigkeit und Rach Vermaͤhleten/ ein Tag an dem der Erden-Dach Mit Wolcken war verhuͤllt/ die Haͤupter zu beklagen/ Die durch des Henckers Schwerd hier wurden abgeſchla- gen/ Gehenckt und ſonſt erwuͤrgt. Vier/ fuͤnff/ ſechs/ ſieben nicht. Es wurden derer mehr als dreyſſig hingericht/ Nicht Buͤrger oder ſonſt ein Voͤlcklein ſchlechtes Standes/ Ach nein. Es waren recht die Maͤchtigſten des Landes. Gegraͤft/ Gefreyete/ Geadelte/ Gelehrt/ und andre groſſe mehr. O Tag ſonſt unerhoͤrt! Was ſchrey ich auf die Zeit/ der Kaͤyſer hats gerochen/ Wie uͤbel laͤſt es ſich mit ſeinem Herren pochen. Anjetzo ziehen wir dem Manßfeld wieder zu/ Zu ſehen was doch der im Teutſchen Lande thu. Er machte ſich geruͤſt auf jeden zu zu ſchlagen Dem ſeiner Freunde Fall und ſeines Koͤnigs Klagen Zu einer Freude kam. Was Manßfeld willens war That Bethlem Gabor auch/ der des Bucquoy Schaar/ Vnd was in Vngern mehr ſich wider ihn bewehrte/ Mit Liſt und Krieges-Macht in kurtzer Zeit verzehrte/ Hier blieb Bucquoy ſelbſt. Diß mahnete den Mann Von Manßfeldt erſt ins Feld. Er kam bey Francken an Daſelbſt ob andrer Noth die Freude zu vertheuren/ Hierwider wolte nun der Hertzog von den Beyern Vnd Bauer/ der das Haupt des Francken-Lagers war Getreuen Beyſtand thun. Sie thatens mit Gefahr. Dann Manßfeld traff auff ſie (a) nicht ferne von Weydhauſẽ. Ob eine Kugel ſchon mit ungeſtuͤmen ſauſen Von (a) Anno 1621. den 19. Julij.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/20
Zitationshilfe: Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/greflinger_krieg_1657/20>, abgerufen am 24.11.2024.