Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. König Ludwig. Der König selbst zu liberal? Herzogin von Angouleme. Ja, Sire, und deßhalb, weil er sich zu stark hält, als daß er glaubte, das Ungeheuer des Li- beralismus fürchten zu müssen. Der Oberceremonienmeister (tritt ein:) Sire, der Brief einer Estaffette von Lyon. König Ludwig. Gut -- ich will ihn lesen. (Oberceremonienmeister ab.) König Ludwig (während er den Brief lies't:) -- Nachrichten von neuen Verschwörungen. Eine Gesellschaft der eisernen Nadel, die den Bo- naparte wieder auf den Thron setzen will, ist ent- deckt. D'Ambray. Der Corse muß fort vom nahen Elba, auf eine abgelegene Insel, weit weg, zum Beispiel nach St. Helena oder St. Lucie. König Ludwig. Nicht übel wäre das für uns und auch für ihn. Ich merk' es allgemach auch. -- Wir wollen bei Talleyrand in Wien anfragen, ob und wie es mit Koͤnig Ludwig. Der König ſelbſt zu liberal? Herzogin von Angouleme. Ja, Sire, und deßhalb, weil er ſich zu ſtark hält, als daß er glaubte, das Ungeheuer des Li- beralismus fürchten zu müſſen. Der Oberceremonienmeiſter (tritt ein:) Sire, der Brief einer Eſtaffette von Lyon. Koͤnig Ludwig. Gut — ich will ihn leſen. (Oberceremonienmeiſter ab.) Koͤnig Ludwig (waͤhrend er den Brief lieſ’t:) — Nachrichten von neuen Verſchwörungen. Eine Geſellſchaft der eiſernen Nadel, die den Bo- naparte wieder auf den Thron ſetzen will, iſt ent- deckt. D’Ambray. Der Corſe muß fort vom nahen Elba, auf eine abgelegene Inſel, weit weg, zum Beiſpiel nach St. Helena oder St. Lucie. Koͤnig Ludwig. Nicht übel wäre das für uns und auch für ihn. Ich merk’ es allgemach auch. — Wir wollen bei Talleyrand in Wien anfragen, ob und wie es mit <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0067" n="59"/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Der König ſelbſt zu liberal?</p> </sp><lb/> <sp who="#ANGOI"> <speaker><hi rendition="#g">Herzogin von Angouleme</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, Sire, und deßhalb, weil er ſich zu ſtark<lb/> hält, als daß er glaubte, das Ungeheuer des Li-<lb/> beralismus fürchten zu müſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#OBERC"> <speaker> <hi rendition="#g">Der Oberceremonienmeiſter</hi> </speaker> <stage>(tritt ein:)</stage><lb/> <p>Sire, der Brief einer Eſtaffette von Lyon.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Gut — ich will ihn leſen.</p><lb/> <stage>(Oberceremonienmeiſter ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi> </speaker><lb/> <stage>(waͤhrend er den Brief lieſ’t:)</stage><lb/> <p>— Nachrichten von neuen Verſchwörungen.<lb/> Eine Geſellſchaft der eiſernen Nadel, die den Bo-<lb/> naparte wieder auf den Thron ſetzen will, iſt ent-<lb/> deckt.</p> </sp><lb/> <sp who="#DAM"> <speaker><hi rendition="#g">D’Ambray</hi>.</speaker><lb/> <p>Der Corſe muß fort vom nahen Elba, auf eine<lb/> abgelegene Inſel, weit weg, zum Beiſpiel nach<lb/> St. Helena oder St. Lucie.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">Koͤnig Ludwig</hi>.</speaker><lb/> <p>Nicht übel wäre das für uns und auch für ihn.<lb/> Ich merk’ es allgemach auch. — Wir wollen bei<lb/> Talleyrand in Wien anfragen, ob und wie es mit<lb/></p> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [59/0067]
Koͤnig Ludwig.
Der König ſelbſt zu liberal?
Herzogin von Angouleme.
Ja, Sire, und deßhalb, weil er ſich zu ſtark
hält, als daß er glaubte, das Ungeheuer des Li-
beralismus fürchten zu müſſen.
Der Oberceremonienmeiſter (tritt ein:)
Sire, der Brief einer Eſtaffette von Lyon.
Koͤnig Ludwig.
Gut — ich will ihn leſen.
(Oberceremonienmeiſter ab.)
Koͤnig Ludwig
(waͤhrend er den Brief lieſ’t:)
— Nachrichten von neuen Verſchwörungen.
Eine Geſellſchaft der eiſernen Nadel, die den Bo-
naparte wieder auf den Thron ſetzen will, iſt ent-
deckt.
D’Ambray.
Der Corſe muß fort vom nahen Elba, auf eine
abgelegene Inſel, weit weg, zum Beiſpiel nach
St. Helena oder St. Lucie.
Koͤnig Ludwig.
Nicht übel wäre das für uns und auch für ihn.
Ich merk’ es allgemach auch. — Wir wollen bei
Talleyrand in Wien anfragen, ob und wie es mit
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/67 |
Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/67>, abgerufen am 27.07.2024. |