Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831. Herzog von Berry. Woher hast du die ehrenvollen Narben? Chassecoeur. Das können Sie an ihren Namen hören: die- se heißt Quiberon, da stürzten wir die Emigran- ten in das Meer, -- diese heißt Marengo, da packten wir Italien, -- diese -- ach! Vitry (für sich:) Ach, Leipzig! Chassecoeur. Und wenn es gerade schlechtes Wetter oder schlechte Zeit ist, wie jetzt eben, so schmerzen diese Narben entsetzlich. Einer aus dem Gefolge des Herzogs. Mensch, wer bist du, daß du so zu reden wagst? Chassecoeur. Ach lieber, gnädiger Herr -- Wer ich bin oder seyn soll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das kann ich Ihnen sagen: (sich stolz aufrichtend:) Ein kaiserlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe. Herzog von Berry. Woher haſt du die ehrenvollen Narben? Chaſſecoeur. Das können Sie an ihren Namen hören: die- ſe heißt Quiberon, da ſtürzten wir die Emigran- ten in das Meer, — dieſe heißt Marengo, da packten wir Italien, — dieſe — ach! Vitry (fuͤr ſich:) Ach, Leipzig! Chaſſecoeur. Und wenn es gerade ſchlechtes Wetter oder ſchlechte Zeit iſt, wie jetzt eben, ſo ſchmerzen dieſe Narben entſetzlich. Einer aus dem Gefolge des Herzogs. Menſch, wer biſt du, daß du ſo zu reden wagſt? Chaſſecoeur. Ach lieber, gnädiger Herr — Wer ich bin oder ſeyn ſoll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das kann ich Ihnen ſagen: (ſich ſtolz aufrichtend:) Ein kaiſerlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0043" n="35"/> <sp who="#BERR"> <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Berry</hi>.</speaker><lb/> <p>Woher haſt du die ehrenvollen Narben?</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaſſecoeur</hi>.</speaker><lb/> <p>Das können Sie an ihren Namen hören: die-<lb/> ſe heißt Quiberon, da ſtürzten wir die Emigran-<lb/> ten in das Meer, — dieſe heißt Marengo, da<lb/> packten wir Italien, — dieſe — ach!</p> </sp><lb/> <sp who="#VIT"> <speaker> <hi rendition="#g">Vitry</hi> </speaker> <stage>(fuͤr ſich:)</stage><lb/> <p>Ach, Leipzig!</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaſſecoeur</hi>.</speaker><lb/> <p>Und wenn es gerade ſchlechtes Wetter oder<lb/> ſchlechte Zeit iſt, wie jetzt eben, ſo ſchmerzen dieſe<lb/> Narben entſetzlich.</p> </sp><lb/> <sp who="#GEFOLGHERZ"> <speaker><hi rendition="#g">Einer aus dem Gefolge des Herzogs</hi>.</speaker><lb/> <p>Menſch, wer biſt du, daß du ſo zu reden wagſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Chaſſecoeur</hi>.</speaker><lb/> <p>Ach lieber, gnädiger Herr — Wer ich bin oder<lb/> ſeyn ſoll, weiß ich nicht, aber wer ich <hi rendition="#g">war</hi>, das<lb/> kann ich Ihnen ſagen:</p><lb/> <stage>(ſich ſtolz aufrichtend:)</stage><lb/> <p>Ein kaiſerlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite<lb/> Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [35/0043]
Herzog von Berry.
Woher haſt du die ehrenvollen Narben?
Chaſſecoeur.
Das können Sie an ihren Namen hören: die-
ſe heißt Quiberon, da ſtürzten wir die Emigran-
ten in das Meer, — dieſe heißt Marengo, da
packten wir Italien, — dieſe — ach!
Vitry (fuͤr ſich:)
Ach, Leipzig!
Chaſſecoeur.
Und wenn es gerade ſchlechtes Wetter oder
ſchlechte Zeit iſt, wie jetzt eben, ſo ſchmerzen dieſe
Narben entſetzlich.
Einer aus dem Gefolge des Herzogs.
Menſch, wer biſt du, daß du ſo zu reden wagſt?
Chaſſecoeur.
Ach lieber, gnädiger Herr — Wer ich bin oder
ſeyn ſoll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das
kann ich Ihnen ſagen:
(ſich ſtolz aufrichtend:)
Ein kaiſerlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite
Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.
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Zitationshilfe: | Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/43>, abgerufen am 16.02.2025. |